Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges 06
Max Klose
Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Riesengebirges
Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Riesengebirge
Verlag von Brieger & Gilbers. Schweidnitz (Świdnica). 1887.
Überarbeitete Fassung
17. Der schwarze Wog
Stromabwärts von Schreiberhau befindet sich im Zackenbett ein dunkler Wasserwirbel, welcher der schwarze Wog genannt wird. Die Sage erzählt, dass derselbe unergründlich sei und in seiner Mitte einen heißen Sprudel besitze, der das Zufrieren im Winter verhindere. Der schwarze Wog soll außerdem die unheimliche Eigenschaft besitzen, das Wasser des Zackens aufhalten und dadurch die Mühlen an demselben zum Stillstand bringen zu können. In den Jahren 1703, 1746, 1773, 1785, 1797 und 1810 sollen deshalb die Mühlen stundenlang zur Betriebsunterbrechung gezwungen worden sein.
18. Steinfestung etc.
Unterhalb der Kochelmündung liegt am Zacken Rübezahls Steinfestung. In dem Weinkeller derselben soll sich der Bergalte einmal kannibalisch an gepaschtem Ungarwein bezecht haben und der Gnomenwache im Schilderhause entschlüpft sein. In solcher Stimmung ist Rübezahl verschiedener Possen fähig und wie er sich damals gebärdet hat, davon zeugt noch heute das Zackenbett. Er hat sein Bügeleisen und sein Waschbecken in demselben verloren und ist aus eine Steinplatte so täppisch aufgetreten, dass derselben die Rübezahls Füße noch tief eingedrückt sind.
19. Hermsdorfs Methusalem
Am Fuße des Kynasts liegt das schöne Dorf Hermsdorf. Die Sage berichtet, dass dort sich einst ein Handelsmann aus Temesvar, namens Cobat, niedergelassen habe. Derselbe soll ein Alter von 172 Jahren erreicht haben und mit den seinen auf dem Friedhof hinter dem Schloss ruhen. Die Letzteren standen an Jahren dem greisen Cobat nicht viel nach, denn dessen Frau soll 168 und dessen Sohn 116 Jahre alt geworden sein. Die Bildnisse des seltenen Ehepaares sind noch in der Reichsgräflich Schaffgotsch’schen Bibliothek ausbewahrt.
20. Der unterirdische Gang
Zur Grafschaft Kynast gehört das Dorf Giersdorf, welches als Mitgift der Magdalene von Czedlitz im Jahre 1557 an die Schaffgotsche kam. Von dem Giersdorfer Schloss soll ein unterirdischer Gang auf den Kynast führen und dort in dem Keller des zweiten Burghofes enden. In den Seitengewölben des Kellers sollen noch mancherlei Schätze und Waffengeräte verborgen sein. Wer dieselben aber aufsucht, büßt das Leben ein.
21. Der Teufel in Giersdorf
Es soll einmal im Kynast’schen und namentlich in Giersdorf der Teufel gehaust haben, der schlimmer war als Mongolen und Hussiten. Er nahm den armen Leuten das Letzte weg und schleppte es in die Hölle. (1636 soll Kaiserlicher Burghauptmann auf dem Kynast Teufel von Zeilberg und Höllenstein gewesen sein, von dem die Chronik sagt, dass er den Untertanen das ihre und die Gerechtsame stahl.)