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Der Märkische Eulenspiegel 7

Der Märkische Eulenspiegel
Seltsame und kurzweilige Geschichten von Hans Clauert in Trebbin
Niedergeschrieben von Oskar Ludwig Bernhard Wolff
Leipzig, 1847
Überarbeitete Ausgabe

Hans Clauert, Schlosser aus Trebbin

Wie Clauert seine Nahrung zu erwerben anfing und wie ihm der Markt übel geriet

Als Clauert von jener Hochzeit nach Hause gekommen war, da verdross es ihn, dem Hammer zu heben und auch das Feilen mochte er nicht mehr hören. Da gedachte er, ein Kaufmann zu werden. Er zog also hin ins Land Mecklenburg, kaufte dort 200 Ziegen und Böcke, trieb dieselben am Tag des Laurentius nach Jüterbog auf den Markt und verkauft die sie so, dass er den Winter hindurch seine Nahrung wohl hätte davon haben können. Mit diesem Geld aber dachte er noch mehr zu erwerben, zumal da er in der Spitzbüberei bereits sehr wohl erfahren war. Deshalb setzte er sich mit etlichen Spitzbuben vor dem Stadtkeller zu Jüterbog nieder, um zu spielen Komma und spielte so lange, bis die anderen über ihn Meister wurden und ihm sein ganzes Geld, welches er sich durch seinen Handel erworben, abgewonnen hatten. Da wusste Hans Clauert nicht mehr, was er anfangen sollte. Er nahm die Karten, mit welchem sie gespielt hatten Komma und steckte sie in seinen Kober. So ging er denn nach Hause gegen Trebbin. Dort hing er den Kober, in welchem die Karten waren, in seinem Haus an die Wand, ging dann in die Stube, setzte sich an den Tisch und sah Komma die Hand an den Kopf gelehnt, sehr traurig aus.

Seine Frau Margaretha war solche Traurigkeit bei ihm nicht gewohnt und fragte ihn deshalb: »Lieber Hans, warum seid Ihr so traurig? Das pflegt Ihr sonst nichts zu tun. Was gibt es, Ihr habt das Vieh nicht gut verkauft oder gar verborgt?«

Hierauf erwiderte Hans Clauert: »Ja freilich, liebe Gretha, ich habe es ganz ungewissen Leuten verborgt. Gehe nur einmal hinaus, in dem Kober an der Wand wirst du die Handschrift wohl finden.«

Margaretha wollte die Handschrift aufheben, fand aber in dem Kober nichts weiter als Kartenblätter. Darüber erschrak sie und rief ihm zu: »O Hans, ich durfte wetten, Ihr habt das Geld verspielt!«

Clauert erwiderte: »Aus der Schuld Versicherung kannst du wohl erachten, Wer meine Schuldleute sind.«

Da fing sie an, Ach und Wehe zu schreien, dass Sie einen solchen Mann bekommen hätte, der ihr alles durchbrächte. Mit solchen Geschrei lief sie zum Rathaus, wo die Ratsherren eben versammelt waren, und klagte dort über ihren Mann, dass er nur darauf bedacht wäre, alles durchzubringen und ihr in keiner Sache folgen wollte. Daneben erzählte sie auch, was er kürzlich erst in Jüterbog begangen hätte.

Die Ratsherren ließen Clauert auf das Rathaus fordern, gaben ihm einen derben Verweis und geboten ihm, dass er seiner Frau auch bisweilen folgen solle, wenn sie ihm zu etwas Gutem raten würde.

Clauert versprach es zu tun und ging wieder nach Hause. Da erwischte er zufällig einen starken Prügel, mit welchem er nun seiner Frau zu folgen gedachte. Als diese solche merkte, wartete sie nicht erst auf ihn, sondern lief zum Haus hinaus.

Da ging Clauert wieder zu den Ratsherren und bat sie, wenn er seiner Frau folgen solle, so möchten sie ihr doch gebieten, dass sie seiner auch harren möchte, denn sie sei zu schnell auf den Füßen und er sei von seiner weiten Reise zu müde geworden, sodass es ihm unmöglich wäre, so schnell zu laufen. Deshalb möchte er ihr auch nicht folgen.

Die Ratsherren mussten darüber lachen und Clauert bei seiner alten Gewohnheit beharren lassen.