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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 38

Die Gründung des Klosters Lehnin

Inmitten von Wald und Seen liegt Kloster Lehnin (eines der ältesten Klöster der Mark). Noch stehen außer der ein­fachen Klosterkirche stattliche Mauern mit spitzen Bögen, an denen Gestrüpp und Gesträuch sich emporranken, und ein alter Wachturm zeigt, dass das Kloster darauf gefasst war, in den alten kriegerischen Zeiten auch auf seine Ver­teidigung zu denken. Vor zwanzig Jahren konnte man noch seine Stiege erklimmen, wenn auch schon hier und da ein Stein zerbröckelt war, und konnte den Blick schweifen lassen über den dichten Wald, der das Kloster umgab. Nun aber hat die Zeit immer mehr an den Steinen genagt, sodass davon nicht mehr die Rede sein kann.

Die Gründung des Klosters Lehnin fällt in die ersten Zeiten der Entste­hung der Mark Brandenburg. Als noch dichter Urwald das Land bedeckte heißt es, jagte Markgraf Otto, Albrecht des Bären Sohn, einmal in dieser Gegend. In der Hitze der Jagd kam er von seinen Begleitern ab, und vergeblich war es, dass er sein Hifthorn erschallen ließ oder sich nach einem Weg umsah, der ihn aus dem Dickicht herausführe. Ermattet sank er zuletzt unter einer Eiche nieder und ver­fiel in einen tiefen Schlaf. Da träumte ihm, ein Elentier dränge auf ihn ein und vergebens sei es, dass er sich desselben mit seinem Jagdspieß zu erwehren suche. In der Angst rief er Christi Namen um Beistand an, da ver­schwand das Tier. Er erwachte, und seine Begleiter stan­den um ihn; denen erzählte er seinen Traum. Da mein­ten sie, das wäre sicherlich der Teufel gewesen, der erst beim Anrufen des Namens Christi verschwunden sei.

»Nun gut«, sagte Markgraf Otto, »dann will ich hier ein Kloster bauen, dass durch das Gebet frommer Männer der höllische Feind aus diesen Gegenden vertrieben werde.«

Und sofort ließ er Zisterziensermönche aus dem Mansfeldischen kom­men, die bauten das Kloster Lehnin. In der Kirche aber zeigt man noch am Altar einen eingemauerten Baumstamm, das ist der Stumpf der Eiche, unter welcher der Markgraf Otto geschlafen und die Erscheinung gehabt hatte. Weil aber dem Markgrafen im Traum ein Elentier erschienen war, führt Lehnin noch heute einen Hirsch im Wappen, wie denn auch auf wendisch Lanie das Elentier heißt.