Neues aus der Westernszene
Zusammen mit seinen treuen Gefährten Rantanplan, dem wohl dusseligsten Hund des Wilden Westens, und Jolly Jumper, dem wohl klügsten Pferd des besagten Wilden Westens, reitet er auch in diesem Jahr wieder in den Sonnenuntergang und singt: »I am a poor lonesome cowboy and a long way from home.«
Die Fans wissen natürlich längst, dass hier von Lucky Luke die Rede ist, dem Mann, der schneller schießt als sein Schatten. Dass er auch 2024 wieder neue Abenteuer erleben darf, ist seinem Schöpfer Maurice De Bevere, besser bekannt als Morris, zu verdanken. Der geniale Zeichner hat nämlich im Gegensatz zu seinem nicht minder berühmten Kollegen Hergé, der die Fortsetzung seiner Werke testamentarisch untersagte, verfügt, dass seine Serie auch nach seinem Tod fortgesetzt wird.
Nachdem er am 16. Juli 2001 in Brüssel gestorben war, übernahmen Zeichner Achdé (Hervé Darmenton) und Texter Jul die Reihe und setzten diese bis heute erfolgreich fort.
Damit die Fans in aller Welt nicht gar so lange auf ein weiteres Abenteuer warten müssen, erscheint zusätzlich zu den normalen Ausgaben auch eine sogenannte Hommage Albumreihe, in denen bekannten Künstlern die Möglichkeiten gegeben wird, mit ihren Ideen und ihrem Zeichenstil Lucky Luke neu zu interpretieren. Eine Idee, die sich langsam immer größerer Beliebtheit erfreut, was nicht verwundert, schließlich sind die ausgewählten Künstler keine Unbekannten. Matthieu Bonhomme, Mawil, Ralph König und Guillaume Bouzard sowie Blutch zählen schließlich zur Who is Who der internationalen Comicszene.
Deshalb dürfen wir uns dieses Jahr nicht nur auf einen neuen Band der regulären Albumreihe aus der Feder von Achdé und Jul freuen, Nr. 102 ist 48 Seiten stark und erscheint mit der ISBN 978-3-7704-0967-9 am 12.11.2024. Diesmal geht es um einen Streik und auch noch um den der Bierbrauer und Lucky Luke muss vermitteln und die Wogen glätten. Denn ohne Bier brennt die Sonne über der Prärie gleich doppelt so heiß.
Für die Hommage Reihe konnte diesmal der bekannte Zeichner Blutch verpflichtet werden. Band 6 dieser Reihe mit dem Titel Die Ungezähmten ist bereits seit dem 8. April diesen Jahres erhältlich.
Blutch, eigentlich Christian Hincker, ist einer der bedeutendsten französischen Comiczeichner, der inzwischen mit den wichtigsten Comicpreisen Europas ausgezeichnet wurde.
Und jetzt aufgepasst, Comicfreunde!
Der Erlanger Comicsaloon findet dieses Jahr zum 21. Mal statt, und zwar vom 30. Mai bis 2. Juni. Dies ist die größte und wichtigste Veranstaltung für Comickunst im deutschsprachigen Raum und der Egmont Verlag präsentiert während dieser Tage den Künstler Blutch in Halle A Stand 6, wo er nicht nur seine Lucky Luke Alben signiert, sondern auch exklusive Zeichnungen präsentiert und auch noch Presse und Fans Rede und Antwort steht.
Also wenn das nicht eine Reise nach Erlangen wert ist …
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Aber das ist noch längst nicht alles an neuen Western. Der Splitter Verlag setzt seine realistische Westerncomicserie APACHE JUNCTION fort und präsentiert ab 1. September 2024 Band 4 aus der Feder von Peter Nuyten und die Verlagsbuchhandlung Liebeskind hat bereits am 4. März 2024 Elmore Leonards großen Bürgerkriegsroman Letztes Gefecht am Saber River auf den Markt gebracht, der von einem Südstaatensoldaten handelt, der verwundet aus dem Bürgerkrieg nach Arizona zurückkehrt und feststellen muss, dass der Krieg dort noch nicht zu Ende ist.
Dann gibt es da noch den umtriebigen Blitz-Verlag, der allein im April 17 neue Westerntaschenbücher auf den Markt gebracht hat und im Oktober nochmals 13 folgen lässt. Dabei handelt es sich nicht nur um Neuauflagen von Klassikern wie Dan Oakland, Lobo und Zurdo, sondern auch um neue Romane namhafter Autoren.
Auch das Fernsehen hat im Wonnemonat Mai das Westerngenre überraschend wiederentdeckt.
Jede Woche gibt es da interessante Dokumentationen und Spielfilme zu sehen, die sich tatsächlich anzuschauen lohnen.
Den Anfang macht 3Sat am 10. Mai um 22:25 Uhr mit Todeszug nach Yuma mit Russell Crowe in der Hauptrolle. Am 11. Mai folgt ARTE um 15:50 Uhr mit dem Rachewestern Bravados, um 20:15 Uhr mit der Dokumentation Buffalo Bill, Erfinder des Wilden Westens und 21:40 Uhr mit der sehenswerten Doku Die Schlacht am Little Bighorn. 3Sat lässt um 23:00 Uhr dann die amerikanisch-britischen Westernproduktion Brimstone folgen. Kabel 1 bringt am frühen Pfingstmontag Mein Name ist Nobody, bevor dann Arte am 29. Mai um 14:15 Uhr mit The Big Sky den Monat ausklingen lässt.
Zum Abschluss meiner Westerntipps noch eine kleine Anmerkung. Es ist zwar schön, dass die Comic-, Fernseh- und Buchwelt sich in diesem Monat wieder an das Westerngenre erinnern, aber leider hat sich in einem Bereich erneut nichts bewegt.
Comics, Romane, eine Fernsehserie oder gar ein Kinofilm, welche die Kolonialisierung des Westens aus Sicht der Ureinwohner erzählen, gibt es immer noch so gut wie nicht. Dabei gehören gerade solche Erzählungen, die davon berichten, wie die indigenen Völker ihrer Geschichte und Identität beraubt wurden, mit zu den wichtigsten Kapiteln der Anfänge des sogenannten Wilden Westens. Betty Sue Cummings Roman über das Volk der Seminolen Vergesst die Namen nicht scheint weiterhin das einzige Beispiel dafür zu sein.
(gsch)