Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Jim Buffalo – 26. Abenteuer – Kapitel 4

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 26. Abenteuer Jim Buffalos
Ein gestörtes Hochzeitsfest
4. Kapitel

Ein tollkühnes Reiterstück

Während die Zurückgebliebenen noch im Bann der ruchlosen Tat standen und mit leeren Worten den unglücklichen Vater und den ganz verzweifel­ten sich gebärdenden Gatten zu trösten versuchten, hatte Jim Buffalo sein Pferd herumgerissen und war zur Villa zurückgeritten.

In wenigen Minuten hatte er seine Maschine gebrauchsfähig und raste mit ihr zum Tor hinaus, den Räubern nach.

Bald hatte er die Wilden wieder erspäht und in toller Fahrt kam es ihnen immer näher.

Aber, wie aus der geheimen Unterredung ersicht­lich, hatte sich Ralf Husfield auch für den Fall einer Verfolgung vorgesehen, und nun bemerkte Jim Buffalo zu seinem Schrecken, wie es vor ihm in roten Flammen aufzüngelte. Die Indianer hatten hinter sich die Prärie in Brand gesteckt.

Glücklicherweise war ein andauernder Regen gefallen, der das Präriegas vollständig durchnässt hatte, sodass das gefräßige Element keine rechte Gewalt auszuüben vermochte.

Das Gras schwellte zwar, kam aber nicht recht in Brand. Nur eine undurchdringliche Wolke von Qualm schob sich zwischen Jim Buffalo und die Verfolgten.

Aber er hatte ja ihre Spur und ohne Furcht fuhr er darauf los in das Rauch- und Qualmmeer hinein.

Wohl drohte ihn der beißende Rauch zu ersti­cken, aber die Strecke war ja nur kurz, und schon sah er die Qualmwolke sich lichten und immer dünner und dünner werden.

Schon wollte er aufjubeln, denn nun lag der Weg wieder frei vor ihm.

Da stellte sich ihm ein anderes, unerwartetes Hindernis entgegen.

Dicht vor ihm schob sich eine dichtgedrängte dunkle Masse, eine Büffelherde.

Die Büffel, jedenfalls im Begriff gewesen, in die entgegengesetzte Richtung zu laufen, waren durch das aufkommende Feuer und die Rauchent­wicklung zurückgeschreckt worden und rasten nun zurück. Leib an Leib, Kopf an Kopf, eine einzige, zusammengedrängte Masse bildend, bot die aufge­jagte Herde mit den gewaltigen Hörnern einen imposanten Anblick, und für ein Jägerherz wäre dies eine helle Freude gewesen.

Man hörte nur das Stampfen und Stöhnen der geängstigten Tiere, sah vor sich nur einen auf- und abwogenden Hörnerwald.

Wären die Büffel Jim Buffalo direkt entgegen­gekommen, so hätte er sie mit Leichtigkeit passie­ren und sich einen Weg bahnen können, denn die Tiere pflegen sich bei ähnlichen Anlässen, da sie von Natur sehr furchtsam sind und jeder Gefahr aus dem Weg gehen, zu teilen, und so ist es schon manchem Jäger gelungen, mit einem einzigen Brand in der Hand der Gefahr des Erdrücktwer­dens zu entgehen.

Anders war es bei Jim Buffalo, der der Herde im Rücken nahte.

Wohl schauten sich einzelne der Tiere beim Nä­herkommen des sonderbaren Geräusches um, drängten aber noch fester zusammen und bildeten so einen undurchdringlichen Wall von Tierleibern, den zu durchbrechen Wahnsinn gewesen wäre.

Und weit vorn, vor der Herde jagten die Indianer mit ihrer Last dahin; deutlich sah Jim Buffalo das weiße Kleid der jungen Frau im Wind flattern.

Hohnlachend schüttelte Ralf Husfield die geball­te Faust zu ihm herüber.

Jim Buffalo bebte vor Ingrimm, den frechen Burschen nicht das Pferd unter den Beinen wegschießen und ihm den Raub wieder abjagen zu können.

Aber die Kugel reichte nicht so weit, und was hätte es ihm auch genutzt? Die Büffelherde trennte ihn wie eine Schutzwand von dem Räuber.

Wohl war es ihm nun gelungen, eine kleine Bre­sche in die Herde zu rennen, und mit den Büffeln zugleich jagte das Auto weiter, leider in bedeutend verminderter Geschwindigkeit.

Vor sich und um sich nichts als die gewaltigen Köpfe mit den großen, blutunterlaufenen Augen, die spitzen Hörner drohend gegen ihn gerichtet.

Und nun drang ihm ein lautes, nur zu wohlbe­kanntes Pfeifen in die Ohren. Eines der Tiere mochte mit den zu Boden gesenkten Hörnern ei­nem der Reifen zu nahe gekommen sein und hatte diesen vollständig aufgerissen. Wohl musste auch der Stier diesen Überfall mit seinem Leben büßen, denn die Wucht des vorwärtsjagenden Autos hatte ihn mit und unter das schwere Gefährt gerissen. Diesem Hemmnis gegenüber war selbst der Motor nicht gewachsen.

Plötzlich hielt das Auto unter dem zusammenge­keilten Leib des verendeten Tieres an, das Teu­felsauto hatte zum ersten Mal bei seinen abenteu­erlichen Fahrten seinen Meister gefunden.

Jim Buffalo stieß einen grimmen Fluch aus. Nun war ihm auch die schwache Möglichkeit zu einer Verfolgung genommen.

Da durchblitzte ihn ein Gedanke, so kühn und verwegen, dass er selbst einen Augenblick davor zurückschreckte.

Aber der Mann da vorn durfte nicht entkommen. Dann war die junge Frau unrettbar verloren.

Mit den Büffeln hinaus, ihm nach!

Und blitzschnell ließ er dem verwegenen Gedan­ken die Tat folgen.

Er hatte sich neben dem Führersitz aufgerichtet und erwartete sprungbereit einen eben daher stürmenden Büffel.

Einen Augenblick stutzte das gewaltige Tier und senkte drohend die spitzen Hörner, um den kühnen Mann aufzuspießen, der sich so keck in den Weg zu stellen wagte.

Aber schon hatte sich Jim Buffalo mit einem gewaltigen Sprung auf den Rücken des Tieres geschwungen.

Wahrlich, ein seltsames Reittier und ein furcht­barer Ritt, der nun folgte.

Der Büffel, entsetzt durch die ungewohnte Last, die er auf seinem Rücken spürte, stürmte mit der Kraft der Verzweiflung vorwärts, ungestüm die Herde durchbrechend, sodass er derselben bald voraus war.

Das hatte Jim Buffalo auch gewollt, und wieder­holt stieß er dem Tier sein Bowiemesser in die Seite, wenn es Spuren der Ermattung zeigte.

Es war ein gewagtes Spiel, denn ebenso leicht konnte das Tier zusammenbrechen, und dann wäre er von der nachfolgenden Herde unweigerlich nie­dergestampft und zertreten worden.

So stürmte er auf seinem seltsamen Reittier unaufhaltsam vorwärts, immer den Rothäuten nach, die eben am Rand eines Waldes angekommen waren.

Hier musste sich die Büffelherde teilen und an dem Wald vorbeifluten.

Bis an den Rand des Waldes trieb Jim Buffalo das schon völlig erschöpfte Tier, dann ließ er sich rasch vom Rücken desselben heruntergleiten.

Das tollkühne Reitstück, das wohl noch kein Mensch gewagt, hatte sein Ende erreicht.