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Jim Buffalo – 26. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 26. Abenteuer Jim Buffalos
Ein gestörtes Hochzeitsfest
3. Kapitel

Ein Lassomatch

Am folgenden Tag fand die Hochzeit des jungen Paares statt.

Jim Buffalo und Ralf Husfield waren die Trau­zeugen des jungen Paares und niemand von der Hochzeitsgesellschaft ahnte, wie sehr der eine den anderen hasste und wie jener wieder hinter den teuflischen Plan des anderen gekommen war.

Nach dem Gastmahl stieg die ganze Gesell­schaft zu Pferde, während die Damen bekränzte Wagen benutzten. Die Fahrt ging zu den Weide­plätzen Johnstons hinaus, wo sie von den Cowboys mit lautem Jubel empfangen wurden.

Wieder gab es ein festliches Gelage, denn die Cowboys sollten auch wissen, dass ihm Haus ihres Herrn eine fröhliche Hochzeit gefeiert wurde, und die braunen Gesellen leisteten gar Treffliches im Vertilgen der sonst so seltenen Leckerbissen.

Aber auch im Reiten leisteten die Burschen Vor­zügliches und ihre Künste, die sie zur Unterhaltung und Verschönerung des Festes vorführten, hätten manchem Zirkus Ehre gemacht.

Dann ging es an das Lassowerfen, einer Kunst, die viel Geschicklichkeit erfordert. Auch hier wur­de Erstaunliches geleistet und reicher Beifall lohn­te die flinken Burschen.

Jim Buffalo, der Ralf Husfield nicht aus den Augen gelassen hatte, bemerkte nun, wie dessen Blicke erwartungsvoll nach der Sonne hinauf­schauten, um seine Blicke dann auf die weite Prärie, die sich an die Weideplätze anschloss, gleiten zu lassen.

Es waren wilde, aufregende Szenen, wenn die gereizten Tiere im wilden Lauf dahinjagten, die flinken Burschen immer dicht hinter sich, bis das geschleuderte Lasso sich um die Hörner der Stiere wandt und das gleichzeitige Halten der Pferde, die wie aus Stein gemeißelt standen, sie zu Fall brach­ten.

Für diese Künste hatte Ralf Husfield nur ein mitleidiges Achselzucken.

»Stümperei!«, sagte er laut, dass die Cowboys es hören konnten. »Wer wagt einen Match mit mir?« Doch schweigend wurde diese Herausforderung hingenommen. Wenn sich auch einige besonders verwegene Burschen heimlich anstachelten, so schien doch keiner Lust zu haben, die Herausfor­derung anzunehmen, denn Ralf Husfield war als ein Meister im Lassowerfen bekannt und gefürch­tet.

Dieser hatte sich nun mit einem herausfordern­den Blick Jim Buffalo zugewandt.

»Well, ich nehme das Match an!«, versetzte die­ser gleichmütig.

»Freut mich, Mister Buffalo!«, entgegnete Hus­field triumphierend. »Aber ich weiß nicht recht, ob ich annehmen darf? Das Lassowerfen ist kein Kin­derspiel, und wer es nicht versteht, sollte lieber die Hand davon lassen.«

Das sollte wie eine freundliche Warnung klin­gen; Jim Buffalo merkte aber deutlich den Hohn und Spott heraus.

»Beruhigen Sie sich nur, Mister Husfield«, konterte er sarkastisch.

»Wenn Ihnen sonst nichts Kopfschmerzen macht, unser würdiger Pfarrer ist gewiss gern be­reit, Ihnen vorher Absolution zu erteilen.«

Mit kalten Blicken maßen sich die beiden Geg­ner, und es wäre umsonst gewesen, die Herausfor­derungen rückgängig zu machen.

»Platz da, Boys!«, rief Jim Buffalo den Burschen zu. »Es gilt die Meisterschaft, und da muss alles nach der Regel gehen.«

Rasch war ein etwa tausend Meter langer Rasen­platz abgemessen, auch kleine Unebenheiten des Bodens wurden befestigt, damit keiner, wie Jim Buffalo lachend meinte, sich hinterher über Unre­gelmäßigkeiten beklagen könne.

Dann wurden aus der Mitte der Cowboys zwei Kampfrichter gewählt, die sich zu beiden Seiten des Platzes genau in der Mitte aufstellten und auch die beiden Kampfobjekte, zwei gewaltige Stiere, auswählten.

Die beiden Gegner stellten sich an den entgegen­gesetzten Enden des Platzes auf.

»Fertig?«

»All right!«, klang es von beiden Seiten zurück.

Totenstille war eingetreten. Alle blickten­ gespannt auf die beiden Gegner, den ruhig drein­schauenden Jim Buffalo und den finster blickenden Husfield.

»Sie nur, Fred, wie böse Husfield dreinschaut!«, flüsterte die junge Frau ihrem Gatten zu. »Fast könnte man sich vor ihm fürchten!«

»Torheit, Schatz!«, stellte der junge Gatte lachend fest. »Eher verbirgt sich die Furcht darunter, und er bereut jetzt schon, nicht mehr zurücktreten zu können.«

»Oder die Rachsucht, Liebster!«

Zwei Schüsse, von den beiden Kampfrichtern abgefeuert, krachten, das Zeichen zum Beginn des Kampfes.

Eine Zeitlang war nichts zu sehen, als das wilde Dahinjagen der Stiere und der Pferde, dann misch­te sich das Sausen der Lassos hinein.

Während Husfield, von wilder Rachgier getrie­ben, ungestüm dahinjagte, hatte Jim Buffalo nur sein Ziel vor Augen. Und seine Ruhe verhalf ihm zum Sieg.

Schon war der Stier fast am Ende der Bahn ange­langt, die er nicht überschreiten durfte, da sauste Jim Buffalos Lasso über seinen Kopf hinweg. Ein­ schnelles Aufrollen des Lassos am Sattelknopf, ein Zurückreißen des Pferdes, das wie eine Mauer stand, und der Stier wälzte sich halb erwürgt auf der Erde.

Mit donnerndem Hurra wurde Jim Buffalo als Sieger begrüßt.

Ralf Husfield schäumte vor Wut.

»Pah, nur Zufall!«, höhnte er. »Wenn Ihr Lust zu einem zweiten Gang habt, Mann gegen Mann?«

»Angenommen!«, gab Jim Buffalo trotz der hef­tigen Einwendungen der Cowboys zurück.

»Vorhin galt es nur die Ehre, jetzt geht es um die beleidigte! Und ungestraft lässt sich Jim Buffalo nicht beleidigen! Die Bahn frei, Boys!«

»Los!«, schrie Husfield vom anderen Ende. »Euer Wunsch, mit dem Erdreich in Berührung zu kom­men, soll schnell erfüllt werden!«

Mit blutunterlaufenen Augen hatte sich Husfield auf sein Pferd geworfen und schickte sich bereits zum Ansprengen an, da bannte ihn nochmals der laute Zuruf Jim Buffalos an seinen Platz.

»Gemach, Mister Husfield! Jetzt muss es auch wirklich ehrlich zugehen. Da, Boys, messt zuvor unsere Waffen!«

Er warf den Kampfrichtern sein Lasso zu, sodass auch dem Gegner nichts anderes übrig blieb, das Gleiche zu tun.

Schnell wurden die Lassos entrollt und gemes­sen.

Mit einem grimmen Fluch musste Ralf Husfield dulden, wie einer der Kampfrichter etwa drei Me­ter von seinem Lasso abtrennte.

Ein drohendes Murmeln wurde hörbar. Man hatte die Heimtücke Husfields durchschaut.

Wieder krachten die beiden Schüsse. Hoch auf bäumten sich die beiden Pferde und sprengten im rasenden Galopp aufeinander los.

Fast gleichzeitig sausten die Lassos durch die Luft. Noch schneller bückten sich die Gegner, stürmten aneinander vorbei und wieder gegenein­ander an, einen günstigen Augenblick zum neuen Wurf erspähend.

Abermals schnellten die Arme in die Höhe, saus­ten die Lassos durch die Luft. Ein vielstimmiger Jubelschrei. Ralf Husfield wankte im Sattel.

Doch ehe Jim Buffalo sein Pferd zurückzureißen vermochte, hatte Ralf Husfield ein Messer heraus­gerissen und trennte mit raschem Schnitt das ge­fahrdrohenden Lasso von seinem Hals.

Dann riss er seinen Revolver heraus und drückte im Vorbeijagen auf den durch den plötzlichen Rückprall ins Wanken geratenen Jim Buffalo ab.

»Nimm das als Abschlag, Jim Buffalo!«

Noch standen alle im Bann der gemeinen Schurkentat, da gellte ein herzzerreißender Schrei durch die Luft.

Starr vor Entsetzen sahen die Umstehenden, wie Ralf Husfield, an dem jungen Paar vorbeijagend, die junge Frau zu sich in den Sattel riss und mit Hohnlachen in die Prärie hinaussprengte.

Zwar kam nun Bewegung in die wutschnauben­den Cowboys. Wie die wilde Jagd setzten sie dem Flüchtigen nach. Der hatte aber schon einen gewal­tigen Vorsprung und schob nun die Geraubte hin­ter sich, dass niemand zu schießen wagte.

Plötzlich stürmten die gedungenen Rot­häute aus ihrem Versteck hervor und warfen sich den Verfolgern entgegen.

Das Gefahrvolle ihrer Lage einsehend, mussten diese unverrichteter Sache wieder umkehren.

Weit draußen in der Prärie verschwand Ralf Hus­field mit der Geraubten.