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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 35

Die Keule am Tor zu Jüterbog

An einem der Tor von Jüterbog hängt eine Keule mit der Inschrift:

Wer seinen Kindern gibt das Brot
Und leidet dabei selber Not,
Den schlag’ man mit dieser Keule tot.

Es war nämlich einmal ein reicher Mann, der gab seinen Kindern schon bei Lebzeiten all sein Geld, weil er hoffte, sie würden desto besser zu ihm sein und nun nicht auf seinen Tod warten. Es kam aber gerade umgekehrt, keiner kümmerte sich mehr um ihn. Da bereute der alte Mann seine Verkehrtheit und härmte sich so, dass er bald starb. Als er nun tot war, kamen seine Kinder schnell auf das Gericht gelaufen, denn sie dachten, in einer Kiste, welche der Vater noch immer gehabt hatte, noch Wunder was zu finden; sie war ihnen zumal immer so schwer vorgekommen.

Als diese aber geöffnet wurde, war sie nur voller Steine, und unter diesen lag eine Keule und eine Verordnung, dass man die Keule mit obiger Inschrift zur Warnung für schwache Väter an dem Tor der Stadt aufhängen solle. Und das ist denn auch geschehen, und da hängt sie noch.

Der Schmied zu Jüterbog

Zu Jüterbog lebte einmal ein Schmied, der war ein sehr frommer Mann. Zu dem kam eines Abends noch spät ein Mann, der sehr heilig aussah, und bat ihn um eine Herberge. Nun war der Schmied immer freundlich und liebreich zu jedermann, nahm daher den Fremden auch gern und willig auf und bewirtete ihn nach Kräften. Am anderen Morgen, als der Gast von dannen ziehen wollte, dankte er seinem Wirt herzlich und sagte ihm, er solle drei Bitten tun, die wolle er ihm gewähren.

Da bat der Schmied erstlich, dass sein Stuhl hinter dem Ofen, auf dem er abends nach der Arbeit auszuruhen pflege, die Kraft bekäme, jeden ungebetenen Gast so lange auf sich festzuhalten, bis ihn der Schmied selbst loslasse; zweitens, dass sein Apfelbaum im Garten die Hinaufsteigenden gleicherweise nicht herablasse; drittens, dass aus seinem Kohlensack keiner herauskäme, den er nicht selbst befreie. Diese drei Bitten gewährte auch der fremde Mann und ging darauf von dannen.

Nicht lange währte das nun, so kam der Tod und wollte den Schmied holen. Der aber bat ihn, er möge doch, da er sicher von der Reise zu ihm ermüdet sei, sich noch ein wenig auf seinem Stuhl erholen. Da setzte sich denn der Tod auch nieder, und als er nachher wieder aufstehen wollte, saß er fest. Nun bat er den Schmied sehr, er möge ihn doch wieder befreien, allein der wollte es zuerst nicht gewähren; nachher verstand er sich dazu unter der Bedingung, dass er ihm noch zehn Jahre schenke.

Das war der Tod gern zufrieden, der Schmied löste ihn, und nun ging er davon.

Als nun die zehn Jahre um waren, kam der Tod wieder, da sagte ihm der Schmied, er solle doch erst auf den Apfelbaum im Garten steigen und einige Äpfel herunterholen, sie würden ihnen wohl auf der weiten Reise schmecken.

Das tat der Tod, und nun saß er wieder fest. Nun rief der Schmied seine Gesellen herbei, die mussten mit schweren, eisernen Stangen gewaltig auf den Tod losschlagen, dass er Ach! und Wehe! schrie und den Schmied flehentlich bat, er möge ihn doch nur freilassen, er wolle ja gern nie wieder zu ihm kommen.

Wie nun der Schmied hörte, dass der Tod ihn ewig leben lassen wolle, hieß er die Gesellen einhalten und entließ jenen von dem Baum. Der zog glieder- und lendenlahm davon und konnte nur mit Mühe vorwärts. Da begegnete ihm unterwegs der Teufel, dem er sogleich sein Herzeleid klagte. Aber der lachte ihn nur aus, dass er so dumm gewesen, sich von dem Schmied täuschen zu lassen und meinte, er wolle schon bald mit ihm fertig werden.

Darauf ging er in die Stadt und klopfte bei dem Schmied an, er solle ihm Herberge für die Nacht geben. Nun war es aber schon spät in der Nacht, und der Schmied verweigerte es ihm, sagte wenigstens, er könne die Haustür nicht mehr öffnen, wenn er jedoch zum Schlüsselloch hineinfahren wolle, so möge er nur kommen.

Das war nun dem Teufel ein Leichtes, und sogleich huschte er hindurch. Der Schmied war aber klüger als er gewesen, er hatte innen seinen Kohlensack vorgehalten, und wie nun der Teufel darin saß, band er den Sack schnell zu, warf ihn auf den Amboss und ließ nun seine Gesellen wacker drauf losschmieden. Da flehte der Teufel zwar jämmerlich und erbärmlich, sie möchten doch aufhören, aber sie ließen nicht eher nach, bis ihnen die Arme von dem Hämmern müde waren, und der Schmied ihnen befahl, aufzuhören. So war des Teufels Keckheit und Vorwitz gestraft, und der Schmied ließ ihn nun frei, doch musste er zu demselben Loch wieder hinaus, wo er hereingeschlüpft war, und wird wohl kein Verlangen nach einem zweiten Besuch beim Schmied getragen haben.