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Der Märkische Eulenspiegel 1

Der Märkische Eulenspiegel
Seltsame und kurzweilige Geschichten von Hans Clauert in Trebbin
Niedergeschrieben von Oskar Ludwig Bernhard Wolff
Leipzig, 1847
Überarbeitete Ausgabe

Hans Clauert, Schlosser aus Trebbin

Wie Hans Clauert zum Handwerk gebracht wurde und seinen Meister mit einem Bauern zusammenbrachte

Vor vielen Jahren wohnte ein Bürger zu Trebbin in der Mark Brandenburg, der hieß Peter Clauert, und zeugte mit seiner Ehefrau einen Sohn, der hieß Hans.

Dieser war von Natur ein so merkwürdiger Mensch, dass nach ihm kaum einer seinesgleichen finden wird.

Als der Knabe herangewachsen war, brachte ihn sein Vater nach Zerbst und ließ ihn das Schlosserhandwerk erlernen. Als er nun in der Lehre war und sein Lehrherr einmal gute Freunde bei sich hatte, denen Hans Clauert Wein und Bier einschenkte, da begab es sich, dass plötzlich ein starker, vierschrötiger Bauernknecht vor das Haus trat und heftig an die Tür klopfte.

Um ihm zu öffnen, eilte Hans Clauert hinaus und fragte, was der Bauer wolle.

Der Bauer antwortete: »Ich möchte ein Schloss erwerben.«

Da sagte Hans Clauert: »Ich habe keine Macht, es zu verkaufen. Ich will aber meinen Meister rufen, der wird Euch bald sagen, was Ihr kaufen sollt. Damit Ihr aber umso besser zum Handel kommt, wisst, dass mein Meister sehr schwer hört. Darum muss einer laut rufen, wenn er etwas verstehen will.« Der Bauer glaubte auch, dass es so sei.

Hans Clauert erkannte, dass sein Vorhaben einen glücklichen Verlauf nehmen würde. Darum erzählte er auch seinem Meister in gleicher Weise, dass einer ein Schloss kaufen wolle, dieser aber fast taub sei; was sein Meister auch glaubte.

Als dieser nun zur Stubentür hinausging, rief ihm der Bauer so laut er konnte zu: »Guten Tag, Meister! Guten Tag!«

Da fing Hans Clauert in der Stube vor dem Tisch an zu lachen und sagte zu den Gästen: »Ich habe die beiden zusammengebracht; sie sollen sehen, wie sie wieder auseinandergehen.«

Die Gäste aber verstanden das nicht, sondern wunderten sich über das große Geschrei und meinten, die Leute seien beide verrückt geworden; denn der Meister schrie noch lauter als der Bauer. Das Geschrei über den Kauf ging so lange, bis endlich jeder von ihnen mit ruhigen Worten zu sich selbst sagte: »Hat mich denn der Teufel mit solchen Narren betrogen?«

So gingen sie endlich vom Narrenschimpfen zum Raufen und Schlagen über und schlugen sich sogar mit dem Hammer, bis endlich die Nachbarn von der Gasse und des kleinen Schmiedes Gäste aus der Stube kamen und Frieden stifteten.

Später lachten die Nachbarn und Gäste sehr, als sie den Grund des Lärms erfuhren und Hans Clauerts komischen Kopf kennenlernten.