Nick Carter – Band 13 – Der geheimnisvolle Nachbar des Detektivs – Kapitel 8
Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Der geheimnisvolle Nachbar des Detektivs
Ein Detektivroman
Auf Leben und Tod
Chick war inzwischen zum Gefängnis gegangen, um nach der Freilassung Budd Westons mit diesem zu sprechen. Als sie auf die Straße traten, sagte Weston alias Grogan: »Sie haben Wort gehalten. Ich dachte schon, Sie hätten mich vergessen und würden mich nicht holen.«
»Nein«, sagte Chick, »wenn ich mein Wort einmal gegeben habe, dann setze ich alles daran, um es zu halten.«
»Nun, was wollen Sie von mir? Sie werden dafür etwas haben wollen, denn umsonst tut man so etwas nicht.«
»Well«, begann Chick. »Als ich gestern Ihre Zelle aufsuchte, wollten Sie mich glauben machen, dass es die volle Wahrheit sei, wenn Sie mir erzählten, dass Sie bei dem Kindesraub nicht beteiligt wären. Ich dachte, dass es daher nicht recht war, Sie einzusperren, und beschloss, Ihnen zu helfen. Aber während ich mit Ihnen sprach, verfiel ich auf etwas, bei dem Sie mir behilflich sein könnten.«
»Ich will Ihnen ja gerne behilflich sein«, sagte nun Grogan, »wenn Sie keinen meiner Männer dadurch schädigen. Ich bin bekannt dafür, dass ich nie einen verrate. Diesen Ruf will ich behalten, und ich habe genug Nationalstolz als Irländer, Angeber zu hassen.«
»Ich denke nicht«, beruhigte ihn Chick, »dass das, was ich von Ihnen getan haben will, einen Ihrer Gefährten berührt. Es ist selbstverständlich, dass es jemanden betrifft, auf dessen Spur ich mich befinde.«
»Dann ist es in Ordnung. Alles, was ich wünsche, ist nur, keinen meiner Kameraden verraten zu müssen.«
»Der Mann, dem ich nachspüre«, sagte Chick, »hat sich sehr gut versteckt. Die Auskunft, welche ich von Ihnen haben will, kann ihn nicht hervorholen, wird mich aber ein gutes Stück in meiner Arbeit vorwärtsbringen.«
»So sprechen Sie«, warf Grogan ein. »Was Sie für mich getan haben, muss mich ja dankbar machen.«
»Dann beantworten Sie mir einige Fragen, und verstehen Sie nicht, was ich damit will, so ist es umso besser für Sie.«
»Sprechen Sie also.«
»Die Erste ist«, fing Chick sein Verhör an, »sagten Sie die Wahrheit, dass Sie nicht wussten, wozu Sie an die Ecke der 75th und Columbus Avenue gerufen wurden?«
»Ich sagte Ihnen ganz der Wahrheit gemäß, dass ich nicht wusste, was ich dort sollte.«
»Dann hatten Sie nichts mit dem Kinderdiebstahl zu tun?«
»Durchaus nicht, soweit ich es wusste. Aber ich habe gedacht, dass etwas nicht ganz richtig war.«
»So meinen Sie, dass Sie als Hilfe gebraucht wurden, aber vorläufig noch nicht eingeweiht werden sollten?«
»So ist es«, antwortete Grogan. »Ich bin aufrichtig, und Sie wissen das, so darf ich Ihnen ruhig sagen, dass ich ebenfalls nicht verschmähe, ab und zu ein Geschäft zu machen, aber Kinderstehlen schlägt nicht in mein Fach. Es kommt nichts Gutes dabei heraus und ist auch sehr gefährlich.«
»Vermuten Sie, dass diese Leute wissen, wie Sie über deren Handlungen denken?«
»Das glaube ich nicht«, war Grogans Antwort. »Es gibt bei jenen Leuten für alles gute Bezahlung, was man für sie tut. Bisher bin ich aber noch nicht um etwas wirklich Unrechtes angegangen worden, bis vor zwei oder drei Tagen.«
»Wer schickte Sie zu jener Ecke?«
»Kennen Sie Jake, den bekannten Einbrecher?«
»Ich weiß, wer er ist«, antwortete Chick.
»Zeitig an jenem Tag«, fuhr Grogan fort, »schickte Jake zu mir und ließ mir sagen, ich solle mich an der Ecke der Columbus und 73th Street gegen Mittag einfinden und sehen, was sich ereignen würde. Er schickte mir zehn Dollar und ließ sagen, es würde nicht viel zu tun sein. Ich fragte ihn dann, was es sei. Das wüsste er selbst nicht, sagte er mir. Er habe nur einen Auftrag auszurichten, und dieser sei, einen intelligenten Mann an die Ecke zu stellen, der schnell handeln würde, wenn man ihn brauchte. ›Werde ich meine Fäuste brauchen müssen?‹, meinte ich. Ich solle weiter nichts fragen, befahl er mir, denn er wüsste selbst nichts. Dann fragte er mich, ob ich Mugsy Graw kenne; ich bejahte dies. Er versetzte: ›Mugsy wird nicht weit sein.‹ Weiter wusste ich nichts. Ich stand nun zwei Stunden an der Stelle, als ein mir ganz unbekannter Kerl auf mich zukam, mir ein Kind in die Arme drückte und sagte: ›Trage es hinüber zu Mugsy.‹ Ich sah mich nach Mugsy um, und dann kam der Policeman, und ich wurde eingelocht.«
Chick kam nun zu dem Schluss, dass zwischen dem alten Mann und Grogan immer dieser Jake den Vermittler gemacht hatte, und fragte weiter: »Andy, die Arbeit taten Sie doch nicht für Jake, sondern für einen anderen?«
»Das stimmt!«
»Haben Sie den Mann noch nicht gesehen?«
»Ich weiß es nicht bewusst. Aber einmal sah ich Jake mit einem kleinen alten Mann sprechen, und ich dachte, das wäre der unbekannte Auftraggeber gewesen. Als ich Jake danach fragte, sagte er, so einer wie ich brauche das nicht zu wissen.«
»Trafen Sie denn nie mit jemand anders als mit Jake zusammen?«
»Niemals. Ich glaube, auch Jake weiß selbst nichts Genaues über den kleinen alten Mann.«
Nun war Chick befriedigt, denn er hatte alles von Grogan erfahren, was dieser wusste. Es war nicht viel, stimmte aber mit dem überein, was Nick und Patsy schon in Erfahrung gebracht hatten.
Deshalb verschwendete er nichts von seiner kostbaren Zeit, und er ging, nachdem Grogan ihn nochmals seiner Dankbarkeit versichert hatte, seines Weges.
Chick eilte nun zu Nicks Wohnung, wo er Patsy vorfand, der dem Meister gerade von seinem Missgeschick erzählt hatte.
Chick berichtete nun ebenfalls auch seine Erlebnisse mit Grogan.
»Zusammengefasst sind diese Informationen nicht besonders wertvoll. Überdies habe ich auch durch meine Arbeit nicht viel gewonnen«, sagte Nick zu seinem Gehilfen. »Du, Patsy, brauchst dir keinerlei Vorwürfe zu machen, dass dir der Mann entschlüpft ist. Er ist augenscheinlich ein umsichtiger und äußerst kluger Mann, der sogar den Leuten, die für ihn arbeiten, keine Aufklärung über seine Person gibt.
Nachdem ich das gesagt habe, möchte ich noch hinzufügen, dass ich etwas entdeckte, das euch verborgen blieb. Aber nicht durch meine Geschicklichkeit, sondern durch reinen Zufall. Ich habe eine Spur des Mannes gefunden, der euch beiden entwischt ist.«
»Natürlich«, sagte Patsy neidisch. »Sie haben ihn gefunden.« Die Enttäuschung, welche sich so deutlich auf seinem Gesicht zeigte, entlockte den beiden, Nick und Chick, ein herzliches Lachen.
»Kränke dich nur nicht«, tröstete ihn Nick. »Zufällig war ich auf der betreffenden Bahnstation, als ich sah, wie du um die Ecke ranntest und mit dem Policeman sprachst. Ich wollte sehen, was das bedeuten sollte, da sah ich den anderen Mann aus der vorderen Tür des Saloons herauskommen, den Schutzmann umrennen und die Treppen zur Station hinaufstürmen. Natürlich wusste ich weder, wer der Mann war, noch was du von ihm wolltest. Aber als ich bemerkte, dass er den Schutzmann so geschickt aus dem Wege brachte, stieg ich mit ihm in denselben Wagen und behielt ihn fest im Blick. Ich wusste, dass du mit ihm etwas gehabt hattest, und natürlich folgte ich ihm, als er an der 8th Street den Wagen verließ. Dann ließ ich ihn immer vorangehen, ich folgte ihm nach dem St. Marks Place und merkte mir das Haus, welches er betrat. Von welchem Wert das ist, werden uns erst weitere Nachforschungen zeigen.«
»Dass dieses von größter Bedeutung ist, ist meine Meinung«, sagte Chick. »Denn wir wissen wenigstens einen Platz, wo sich dieser geheimnisvolle Mensch aufhält.«
»Jawohl«, erklärte Patsy, »der einzige Platz, von wo aus er seinen Geschäften nachzugehen scheint, verkleidet als der kleine, alte Mann.«
»Darin hast du ganz recht, Patsy«, stimmte Nick zu. »Dieser Mann besitzt eine größere Geschicklichkeit, seine Spur zu verwischen, als jeder andere Spitzbube, dem ich je begegnet bin. Lassen wir das, zuerst will ich euch erzählen, was ich heute während des Tages erfahren habe. Die erste Tatsache erfuhr ich durch einen Mr. Ansel, nämlich, dass ein Mann mit Namen Devereaux sich durch Fälschung einen Zehntausend-Dollar-Scheck verschaffte. Die Beschreibung dieses Devereaux, der sich auf der Durchreise in New York befand und sich in einem vornehmen Club Eingang verschafft hatte, stimmte überein mit dem Spitzbuben, der in New Orleans und Chicago unter demselben Namen operierte. Von dieser Tatsache ausgehend, zog ich Erkundigungen durchs Telefon und den Telegraf ein und konnte mir so ein leidliches Bild von dem Mann machen. Von Chicago wurde ich unterrichtet, dass er dort mit großem Erfolg gearbeitet hatte. Dort wie hier gab er sich keinen von den Leuten, die er benutzte, zu erkennen und unterhielt mit niemandem Verkehr, das heißt, von einem gewissen Zeitpunkt ab, wovon ich euch gleich erzählen werde. Obwohl die Polizei in Chicago genau wusste, dass alle die Bankdiebstähle, Raubüberfälle an Kontorboten und so weiter, die in jener Stadt so oft vorkommen, auf diesen Mann, der als Devereaux bekannt war, zurückzuführen waren, konnte sie dessen nie habhaft werden. Dieser verschwand völlig von der Bildfläche, und wären die Verbrechen nicht fortgesetzt worden, so hätte man geglaubt, er habe die Stadt verlassen. Ihr seht, dass das ganz übereinstimmt mit der Art und Weise des Mannes, der jetzt bei uns sein Unwesen treibt und den wir gerne fassen möchten. Aber das Befremdendste ist, dass gerade wie bei uns ein kleiner, alter Mann der Polizei vor der Nase herumtanzte, bis er eines Tages, da man glaubte, ihn ganz gewiss zu haben, plötzlich verschwand, wie es unser Mann hier in New York tat.«
Chick fragte interessiert: »Aber die Verbrechen wurden trotzdem fortgesetzt?«
»Ohne Unterbrechung«, erwiderte Nick. »Dann wurde wieder ein Mann mit grauem Haar und Bart gesehen, und als die Aufmerksamkeit der Behörden sich diesem zuwandte, verschwand er, und seitdem hörten die Verbrechen auf. Genau wie ihr mir es erzählt habt, verhielt es sich auch in Chicago. Der Alte beschäftigte und bezahlte eine Anzahl der bekanntesten Spitzbuben, von denen aber keines etwas tat, was der Polizei verdächtig erscheinen konnte, und sie alle erzählten den Behörden dieselbe Geschichte, die ihr erfahren habt, nämlich dass ein Mann, der ihnen unbekannt war, alles dirigierte und von dem sie auch ihr Geld bekamen. Aber nie kamen sie in Berührung mit ihm, noch kannten sie ihn. Nun, da ich weiß, dass dieser Mann, den wir Devereaux nennen wollen, ungewöhnlich geschickt in Verkleidungen ist, und dass auch der, den ihr heute verfolgt habt, in dieser Sache ebenfalls ein Meister war, bin ich der Meinung, wir können daraus sicher schließen, dass der Mann, hinter dem wir her sind, mit jenem Devereaux identisch ist, der der Polizei in Chicago so viel Kummer machte und dessen Operationen nie aufgedeckt werden konnten.«
»Ja«, bemerkte Chick, »darüber können wir keinen Zweifel hegen, aber eines verwirrt mich.«
»Was ist das?«, fragte Nick.
»Es scheint«, antwortete Chick, »dass der Mann trotz alledem seine Verkleidung selten wechselt. Wie ich dir erzählte, habe ich diesen Devereaux in seiner wirklichen Gestalt gesehen, und wie mein alter Freund, der Spieler, sagt, bin ich einer von den wenigen, die ihn während der letzten zwanzig Jahre gesehen haben, wie er wirklich ist. Soweit wir bisher wissen, hat er vier Verkleidungen, und in einer von diesen lebt er die ganze Zeit.«
Nick sah die Richtigkeit von Chicks Worten ein.
»Zuerst«, fuhr Chick fort, »kennt man Devereaux als einen Mann mit schwarzem Haar und schwarzem Bart, große Sorgfalt auf seine Kleidung legend. Zweitens hat man ihn gesehen als kleinen alten Mann, der trotz guter Kleidung sehr schäbig aussah. Dann erschien er als ein graubärtiger Herr, dessen Kleidung keineswegs auffallend war. Und endlich weiß ich, dass er auch schon mit hellem Haar und hellem Backenbart gesehen worden ist.«
»Die Verkleidung, in der er vor Patsy floh«, bemerkte Nick.
»Dieselbe«, gab Chick zurück. »Heute nun erschien der Mann, den wir verfolgten, in jeder von diesen Verkleidungen. Patsy sprach mit ihm als dem kleinen, alten Mann. Patsy sah ihn aus dem Saloon in der 4th Street kommen, in der Gestalt Devereaux’, die er im Saloon mittlerweile hergestellt hatte. Patsy sah ihn ferne aus dem Saloon in der Bowery kommen, und zwar als den graubärtigen Mann. Er muss diese Veränderung dort vorgenommen haben. Und in dem Wagen, den er in dieser Verkleidung bestiegen hatte, nahm er während der Irrfahrt seine letzte Gestalt an, in der ihn der Meister bemerkte und nach dem St. Marks Place folgte.«
»Das alles zeigt uns«, antwortete Nick, »dass wir es mit keinem gewöhnlichen Verbrecher zu tun haben.«
»Und ferner zeigt es«, fügte Chick hinzu, »dass er eine Verkleidung nicht wie du in ganz kurzer Zeit vornehmen kann.«
»So meinst du, dass jede Verkleidung das Ergebnis eines eifrigen Studiums ist, und dass er sie nicht eher benutzen kann, als nachdem er sich lange Zeit im Anlegen der betreffenden Maske geübt hat.«
»Das ist es, was ich meine. Er ist nicht imstande, die Verkleidung im Augenblick anzulegen.«
»Wir wissen nun«, sagte Nick, »dass wir bei unseren Nachforschungen auf sämtliche vier Verkleidungen zu achten haben werden.«
»Darauf wollte ich hinaus«, antwortete Chick, »aber du wolltest uns noch etwas mitteilen über diesen Gegenstand.«
»Ja, zuerst möchte ich sagen, dass dieser Mann der rachsüchtigste und gefährlichste Mensch ist. Er wird wegen mehrerer Mordtaten verfolgt, und es ist mit ihm nicht zu spaßen. Kühn in der Ausführung seiner Pläne, rücksichtslos in der Vergeltung, ist er doch ein Mann, dem die, welche er an sich gefesselt hat, ergeben sind. Erinnerst du dich des Falles von Wilson Keyes, den ich in Chicago verhaftete, kurz nachdem ich mit dir zusammengetroffen war, Chick?«
»Gewiss«, war die Antwort. »Es war einer der ersten Fälle, in denen ich dich arbeiten sah. Du überführtest ihn des Mordes, und er wurde gehängt.«
»Dieser Keyes«, fuhr Nick fort, »war ein Kamerad Devereaux’ und nach meinen Erkundigungen der Einzige, welcher dessen volles Vertrauen besaß. Er war eng mit ihm befreundet.«
»Sage mir, Meister«, fragte Chick mit tiefem Interesse, »war Devereaux in diese Affäre verwickelt?«
»Nicht direkt. Der Mord war der Abschluss einer Erpressungsgeschichte, welche Devereaux angestiftet hatte. Aber zu der Zeit des Mordes war er nicht mehr an der Sache beteiligt.«
Der große Detektiv hielt inne, und seine beiden Gehilfen waren erstaunt, wie ernst und streng er aussah.
»Du hast uns noch mehr mitzuteilen, Meister«, begann Chick.
»Ja«, antwortete Nick ernst. »In den letzten vierundzwanzig Stunden habe ich gehört, dass Devereaux geäußert hat, dass er vor seinem Tod noch eine wichtige Arbeit vorhabe, und zwar die, mich aus der Welt zu schaffen, in derselben Weise, wie ich es mit seinem Freund Wilson Keyes getan habe. Meine Freunde bei den Behörden von Chicago sind der Meinung, dass, wenn er hier arbeitet, sein wirklicher Grund ist, an mir Rache zu nehmen.«
Der Detektiv verstummte. Chick und Patsy wechselten verständnisvolle Blicke.
Dass das Leben Nick Carters bedroht wurde, war nichts Ungewöhnliches, denn sie konnten wohl hundert Menschen aufzählen, die gedroht hatten, den großen Detektiv unschädlich zu machen. Alle diese Drohungen hatte Nick aufgenommen, als wären es für ihn die größten Schmeicheleien.
Aber nun schien es, als ob der Mann, von dem sie glaubten, er kenne das Wort Furcht überhaupt nicht, doch ein solches Gefühl verspürte. Sie wussten nicht, was sie antworten sollten, darum herrschte einige Augenblicke Stille, während welcher der Detektiv tief in Gedanken versunken dasaß.
Zuletzt raffte Nick sich auf und sagte leichthin: »Aber wir müssen unsere Arbeit weiterverfolgen.«
»Meister, du wirst doch diese Drohung Devereaux’ nicht schwerer nehmen als sie, welche dir schon so oft gemacht worden sind?«
»Das tue ich«, antwortete Nick ernst. »Ich kenne diesen Mann als ungewöhnlich zäh in seinen Entschlüssen und von größter Schlauheit. Ich denke nicht, dass du, Chick, der du mich so genau kennst, glaubst, ich übertreibe aus Ängstlichkeit, wenn ich diesen Fall als einen solchen bezeichne, wo entweder mein Leben oder das des verfolgten Mannes auf dem Spiel steht. Seit jener Maud-Landon-Affäre, wo es mir passierte, dass ich die tödliche Flüssigkeit durch das Zerschlagen der Phiole vergoss, weiß ich, dass ich durchaus nicht gegen Unfälle geschützt bin, wie ich immer geglaubt habe. Aber …« Der Detektiv ließ seine Hand dröhnend auf den Tisch niederfallen. »Entweder er oder ich! Ich werde keinen Augenblick Zeit verlieren. Die Drohung ist die ernsteste, die ich je erlebt habe. Der Mann, der mir drohte, muss bestraft werden. Er wird auch bestraft werden, und wenn es mein Leben kostet!«
Seine beiden Gehilfen kannten die eiserne Entschlossenheit ihres Chefs, aber so hatten sie ihn noch nie gesehen.
»Nun, Jungs, für heute gibt es nichts mehr zu tun, da ich meine Pläne noch nicht ganz ausgearbeitet habe. Ich muss noch einige Auskünfte haben, ehe ich sie vervollständigen kann. Geht zu Bett und schlaft ordentlich aus, denn von morgen früh an werde ich nicht eher aufhören, als bis das Ende erreicht ist.«
Er erhob sich und begab sich in das angrenzende Zimmer.
Patsy sah Chick ernst an und sagte: »Hier ist Gefahr im Verzug, Chick. Da wird es wohl ein böses Stück Arbeit geben.«
Chick stimmte dem zu, und beide begaben sich in ihre Schlafräume.