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Sagen der mittleren Werra 69

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Wie Schmieds Sümme Råuh (Ruhe) in Steinbach schafft

Eines Abends wurde Schmieds Sümme von einem der Weimarischen Forstknechte, die damals noch die hohe Jagd in dem Amt Altenstein auszuüben hatten, nach dem Atterode auf den Anstand mitgenommen. Er trat unter eine alte Buche und dachte, da er Langeweile hatte, an die vielen Teufeleien, das Getreibe der Hexen, an das Saufen und Raufen und den argen Zwist in und zwischen den Familien, kurz an alles, wie es in Steinbach war und nicht sein sollte. Da durchleuchtete plötzlich ein heller Feuerschein die Wipfel der alten Buchen und der Forstknecht stürzte voller Angst mit dem Ruf »Reiß aus, Sümme, der Teufel kommt!« an dem Schützen vorüber dem Dorf zu.

Der jedoch antwortete trotzig: »Kommt er, so kommt er, vor dem fürchte ich mich auch noch nicht!« Und blieb ruhig auf seinem Posten.

Der Teufel aber war wirklich im Anzug und hatte es diesmal, wie es schien, auf Schmieds Sümme selbst abgesehen. Es näherte sich der feurige Drache, von Sekunde zu Sekunde wachsend, dem Schützen, der ihn auf Schussweite herankommen ließ, dann aber fest aufs Korn nahm. Als der Schuss in den Bergen widerhallte, lag Herr Urian am Boden und verbrannte vor den Augen Schmieds Sümmes in seinem eigenen Feuer. Seit jener Stunde war Råuh in Steinbach.

Vom Zigeunerfeuer zu Steinbach

Zur Zeit, als die Zigeuner noch im Land umherstreiften, sich vor den Dörfern lagerten, die Einwohner durch ihre Frauen brandschatzten und dabei noch mitgehen hießen, was nicht niet- und nagelfest war, kam auch eine solche Bande nach Steinbach und bat, weil sie es draußen vor Kälte nicht aushalten konnte, um ein Nachtlager in einer Scheune.

Den Steinbachern aber waren entweder Türen und Fenster zugefroren oder sie wollten von dem losen Gesindel nichts wissen. Niemand ließ sich sehen.

Endlich konnte es das sogenannte all klei Reesche, das heißt das alte kleine Andreschen nicht mehr jeden Brandschaden gefeit habe. Und so war es. Denn als später Steinbach mehrmals von Brandunglück heimgesucht und Reeschens Haus vom Feuer arg bedroht war, wurde die Flamme jedes Mal wie durch ein Wunder von ihm abgeleitet. Und so stehen diese gegenwärtig der Familie Bodenstein gehörigen Gebäude noch immer der Linde gegenüber in Steinbach.