Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 27
Der Lietzensee und allerhand Spuk in Charlottenburg
Der Lietzensee, der übrigens früher ein schöner Waldsee war, wie der Grunewalder, ist grundlos, das hat auch Herr von Witzleben gemerkt, der hat in demselben nämlich eine Insel anlegen wollen, aber so viel er auch Schutt und Erde hat hineinwerfen lassen, er hat doch keinen Grund bekommen. Früher erzählten sie immer, es sollte einmal ein Dorf in ihm versunken sein. Einige meinen geradezu, das alte Dorf Lietzow solle dort untergegangen sein, es sei auch dort noch alles eigentlich Lietzower Feldmark, die Charlottenburger hätten sich da nur so angebaut. Manchmal sollen auch in alter Zeit die Fischer mit ihrem Kahn noch an die Kirchenspitze gestoßen oder mit den Netzen gar daran hängen geblieben sein, weshalb schlecht Fischen in ihm war. Nun ist das aber alles anders geworden. Früher war es auch an manchen Stellen in Charlottenburg nicht richtig.
Gar mancher soll zum Beispiel einen Schatz in der Schlossstraße Nr. 16 im Vorgarten rechts im Winkel haben brennen sehen, die Flamme kam fußhoch heraus; gehoben hat ihn aber noch keiner. In der Scharrenstraße vom Waisenhaus bis zur Fangbrücke, da ging es spuken. Ein alter Arbeiter kam einmal des Weges, da hockte es ihm auf, und er musste daran schleppen bis zur Brücke, dass ihm nur so der Schweiß herunterlief, dann fiel es plötzlich ab und war verschwunden. Es soll gewöhnlich ein schwarzer Pudel gewesen sein, der hier sein Wesen trieb. Ein solcher ließ sich auch in Lietzow sehen. Da war es aber auch ein dreibeiniger Hase, der kam immer aus einem bestimmten Haus zum Keller heraus. Einmal warf ein Garde-du-Corps, der dort im Quartier lag, als sie noch keine eigene Kaserne hatten, seinen Mantel über ihn, als der Hase so dasaß, als er des Morgens ganz früh aus dem Stall kam. Aber ohne dass er ihn hatte weglaufen sehen, war das Tier, als er den Mantel fortnahm, weg; und so wunderbar ist es vielen mit ihm ergangen.