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Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 26

Der Name von Köpenick und der große Krebs von Stralow

Im Müggelsee soll vor alten Zeiten ein großer Krebs gewesen sein. Das war aber nicht einer wie der im Mohriner See in der Neumark, von dem man sagt, dass er an einer Kette liege, und wenn er loskäme, so würde die ganze Welt untergehen, sondern der Krebs im Müggelsee war ein verzauberter Prinz. Das ist eine eigentümliche Geschichte, und zwar soll damit der Name von Köpenick zusammen­hängen. Die Gelehrten sagen zwar, der Name rühre noch aus der alten Wendenzeit her und bedeute so viel als Schanze, Wall. In Köpenick aber hat man es von jeher anders erzählt. Es fischte einmal nämlich ein Fischer im Müggelsee, da kam ein großer Krebs ans Ufer geschwommen und sagte zu ihm, er wolle ihn zu einem reichen Mann machen, wenn er ihn aus dem Wasser nähme und zu dem ersten Ort jenseits der Spree brächte und dort feilböte.

Der Fischer nahm ihn auch heraus, vergaß aber, was der Krebs ihm gesagt hatte, und bot ihn diesseits der Spree in dem Ort, wo jetzt Köpenick liegt, auf dem Markt zum Kauf aus.

Sobald aber ein Käufer herantrat, rief der Krebs: »Kööp nich! Kööp nich!«, sodass niemand ihn kaufen wollte. Da gedachte der Fischer an jene Bedingung und ging jenseits der Spree nach Stralow, wo er ihn nun auch verkaufte.

Weil er aber die Bedingung nicht gleich erfüllt hatte, war der Krebs nicht erlöst worden, und das ist der große Krebs, den die Stralauer noch immer am sogenannten Stralauer Fischzug, den 24. August, zeigen. Der Ort aber, wo der Fischer den Krebs zuerst feilbot, erhielt, weil der Krebs immer »Kööp nich, Kööp nich« gerufen hatte, den Namen Köpenick.