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Jim Buffalo – 18. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Die Flucht über die Dächer
Das 18. Abenteuer Jim Buffalos
2. Kapitel

Ein misslungenes Manöver

Der berühmte Jim Buffalo befand sich gerade dabei, seine Teufelsmaschine einer ausgedehnten Untersuchung zu unterziehen. Er hatte eine Mechanik an derselben entdeckt, die ihm unbegreiflich vorkam. Sie hatte sicherlich einen bestimmten Zweck? Aber welchen?

Er grübelte und tüftelte, ohne das Geheimnis lüften zu können. Er hatte in der Stadt ein unterirdisches Verließ für die Zeitmaschine. Es waren schon mehrfach Anschläge auf dieselbe verübt worden und er musste darum sehr vorsichtig sein.

Man rief ihn durch das Telefon an. Es war seine Haushälterin.

»Ich komme sofort«, erwiderte Jim Buffalo und ließ die Maschine zurück.

Als er oben angelangt war, traf er einen Herrn an, der eine Verbeugung vor ihm machte und ihn um eine Unterredung bat.

Jim Buffalo schritt voran und rührte den Herrn in sein Arbeitszimmer.

»Verzeihen Sie, dass ich störe«, sagte der Besucher. »Ich komme im Auftrag des Großindustriellen Sir Phil Brake. Derselbe hat das Verlangen, Ihre Bekanntschaft zu machen und ich habe die Aufgabe, Sie für heute Abend in seine Gesellschaft einzuladen.«

Jim Buffalo machte ein erstauntes Gesicht.

»Wie kommt Sir Brake dazu, mich einzuladen«, fragte er kopfschüttelnd.

»Ich weiß das natürlich nicht, denn er ist nicht allzu gesprächig. Solche reichen allmächtigen Herren haben immer ihre Launen.«

Jim Buffalo überlegte.

»Ich muss die Einladung ablehnen«, erwiderte er sodann.

Allani, denn er war der Besucher, machte ein betrübtes Gesicht.

»Sie würden mir große Ungelegenheiten bereiten, Mister Buffalo«, sagte er traurig, denn ich habe Sir Brake fest versprechen müssen, Sie mitzubringen.«

Jim Buffalo wurde unschlüssig. Der Italiener konnte solch ein Biedermannsgesicht machen, dass er ihm Leid tat.

»Sie hätten also Ungelegenheiten, wenn ich dem Ruf ihres Herrn nicht Folge leiste?«, fragte Jim Buffalo.

»Ohne Zweifel, Mister Buffalo.«

»Nun gut, dann werde ich kommen«, versetzte Jim Buffalo mit raschem Entschluss. Gedulden Sie sich einen Augenblick.«

Er machte sich fertig, während der Italiener auf ihn wartete. Als Buffalo einige Minuten später erschien, fragte Allani verwundert: »Fahren Sie nicht in Ihrer Zeitmaschine, Mister Buffalo?«

»Heute nicht«, erwiderte Buffalo ausweichend. »Sie hat einen Defekt, den ich erst beheben muss.«

»Schade, ich hätte so gern einmal die Zeitmaschine gesehen und offen gestanden, ich wäre auch gern einmal in derselben gefahren.«

»Vielleicht passt es ein andermal«, versetzte Jim Buffalo ausweichend.

Sie verließen das Haus. Unterwegs nahmen sie sich einen Kraftwagen und fuhren gemeinsam zum Palast des reichen Mannes.

Der Italiener bat Jim Buffalo einen Augenblick im Vorzimmer zu warten.

Er selbst begab sich zu seinem Herrn, der ihn bereits ungeduldig erwartete.

»Nun, Allani, hat er die Maschine bei sich?«, fragte der Großindustrielle hastig.

»Leider nicht. Er sagte mir, dass die Zeitmaschine reparaturbedürftig sei.«

»Verdammt, das ist ein Strich durch meine Rechnung«, schimpfte der Großindustrielle.

Da legte jemand die Hand auf seine Schulter. Eine weiche Stimme, die Brakes Tochter angehörte, sagte. »Das lass mich nur machen, Papa, wenn ich mich mit ihm eine Stunde lang unterhalte, bin ich überzeugt, dass er nachgibt. Er wird uns dann gern eine Fahrt in seiner Zeitmaschine gönnen.«

»Dann Glückauf, mein Kind«, erwiderte der reiche Mann und küsste seine Tochter. Beide gingen mit künstlich frohen Gesichtern in den Empfangsraum, wo sich inzwischen Jim Buffalo damit beschäftigte, die Bilder an den Wänden anzusehen.

Er wandte sich um.

»Ah, wie freu ich mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind, Mister Buffalo«, sagte der reiche Mann und schüttelte kräftig die Hand des Besuchers. Dann stellte er seine schöne Tochter vor.

Jim Buffalo küsste ihr die Hand und ein bewundernder Blick traf ihre königliche Gestalt. Sie merkte es und triumphierte bereits heimlich. Er wäre auch der erste Mann gewesen, der ihren Reizen widerstanden hätte.

Der erste?

Sie machte plötzlich ein finsteres Gesicht. Hatte nicht John Webster sie verschmäht? Ha, wie das schmerzte. Aber sie wollte sich rächen.

Jim Buffalo musste an der reichbesetzten Tafel neben der Tochter des Hauses Platz nehmen. Merkwürdigerweise fand das Abendessen nur im engsten Kreis statt. Allani, der Italiener, war der vierte Gast.

In einer Ecke des weitenprächtigen Raumes stand ein Flügel. Während die vier Personen dem reichen Mahl zusprachen, ließ ein Künstler gedämpft seine Weisen ertönen.

Jim Buffalo runzelte die Stirn. Er war nicht für ein ausschweifendes Leben. Er wusste, dass es tausende und abertausende von Menschen gab, die nicht das liebe Brot zu essen hatten und hier musste ein Musikant gewissermaßen zur Verdauung der auserlesenen Leckerbissen spielen.

Ja, es ging recht ungerecht in der Welt zu.

»Ist es wahr, dass die Kraftmaschine, die Sie besitzen, so märchenhafte Eigenschaften hat, wie die Leute reden, Mister Buffalo?«, fragte der Hausherr.

»Welche Eigenschaften sollen das sein«, fragte seinerseits Jim Buffalo vorsichtig.

»Dass man mit Ihrer Maschine ebenso gut in die Vergangenheit und in die Zukunft reisen kann?«

Jim Buffalo ließ einen raschen Blick umhergehen. Da sah er denn das Einvernehmen in den Gesichtern der drei Personen.

Ah, deshalb haben sie dich hierher gerufen, dachte er bei sich.

»Wohl, es geht zu machen«, sagte er. Dann begann er ein anderes Gespräch.

Aber sie ließen ihn nicht zufrieden. Hauptsächlich die junge Dame quälte Jim Buffalo immer mit weiteren Fragen. Als er sich nicht retten konnte, sagte er ernst: »Ich muss Sie bitten, Miss Brake, nicht mehr von der Zeitmaschine zu reden, denn ich bin froh, wenn ich einmal etwas anderes höre.«

Sie machte ein enttäuschtes Gesicht.

»Nun habe ich gedacht, einmal einen Mann kennenzulernen, der von großer Bedeutung ist und nun versagen Sie mir den kleinen Wunsch, mich mit Ihnen über jenes wunderbare Instrument unterhalten zu können.«

Jim Buffalo lächelte ihr zu. Wahrlich, dieser jungen schönen Dame konnte man nicht böse sein.

»Wollen Sie mir nicht einmal eine Fahrt an ihre Seite in der Zeitmaschine gönnen«, fragt sie schmeichelnd und sah ihn mit einem Blick an, der ihn erregt machte.

»Was hätte das für einen Zweck, Miss Brake?«, erwiderte er.

»Ich möchte für mein Leben gern einmal einen Blick in die Zukunft tun«, erwiderte sie.

»Welche Absichten haben Sie dabei?« Er blickte sie forschend an.

Sie schlug den Blick einen Moment zu Boden. Sie hatte keine rechte Erwiderung auf der Zunge. Aber diese Verlegenheit währte nur einige Sekunden.

Sie beugte sich zu seinem Ohr und sagte: »Ich weiß nicht, ob es Ihnen bekannt ist, dass ich mit John Webster verlobt war.«

»Ich habe es gehört«, versetzte Jim Buffalo.

»Nun gut, Sie werden nicht grausam sein und einer unglücklichen Braut einen einzigen Wunsch versagen. Ich möchte einen Blick in die Zukunft werfen. Ich möchte sehen, wie es John Webster in Zukunft ergeht. Ich trage mich mit dem Gedanken, dass ich schuld an unserem Zerwürfnis bin. Ich will nicht die Verantwortung tragen, dass ich sein Lebensglück und das meine mit vernichtet habe. Wenn mir die Zukunft sagt, dass er schwer an der Trennung zu tragen hat, dann werde ich zu ihm gehen und ihn bitten, allen Hader zu vergessen.

Ihre Worte klangen so rührend, dass sie die Aufrichtigkeit selbst düngten. Aber das scharfe Gehör Jim Buffalos hörte doch den lauernden Unterton heraus. Und als er wieder, schon halb geneigt, ihren Wunsch zu erfüllen, den Blick zu ihr hob, da machte er die Feststellung, dass alle drei Personen untereinander einig waren, dass sie sich durch Blicke verständigten.

»Es tut mir leid, Ihren Wunsch nicht erfüllen zu können, Miss Brake«, sagte Jim Buffalo kalt.

Spöttisch setzte er hinzu; »Wenn Ihnen aber etwas darin liegt, Ihr Gewissen zu beruhigen, so kann ich Ihnen nur sagen, dass sich John Webster recht glücklich fühlt. Er ist mein Freund und ich weiß, dass er sich bereits wieder mit einer armen, aber sehr gebildeten und herzensreinen jungen Dame verloben wird.

Er erhob sich jäh, sah nach der Uhr und reichte der jungen Dame die Hand.

»Ich muss Sie leider verlassen, meine Herrschaften, denn es rufen mich dringende Geschäfte. Ich muss in den nächsten Tagen eine längere Reise antreten und zu derselben brauche ich die Zeitmaschine.«

Er machte eine allseitige Verbeugung und die drei Personen blickten ihm in Wut und Hass nach.