Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 25
Das Koboldhaus an der Dahme
An den Müggelsbergen spukt es aller Orten. Auf der Südseite an der Dahme oder Wendischen Spree liegt ein einzelstehendes Fischerhaus, das nennt man noch das Koboldhaus, weil ein Kobold dort sein Wesen getrieben hatte. Ein Hauptschabernack von ihm war mit den Fischern, wenn sie des Nachts so nebeneinander auf der Streu lagen und schliefen. Erst machte er sich am Kopfende zu schaffen und zog und zerrte die Einzelnen so lange, bis die Köpfe in einer Linie lagen. Nun waren die Füße aber ungleich. Da sprang er da hinüber und zog wieder so lange an den Füßen, bis diese eine Reihe bildeten. So ging es oft die ganze Nacht hindurch, dass die Leute keine Ruhe fanden. Sie versuchten es auf alle Weise, ihn loszuwerden, aber vergeblich. Danach ist er dann so fortgekommen, man weiß nicht wie. So leicht wird nämlich keiner einen Kobold wieder los.
Das erfuhr auch ein Knecht, der in der Gegend da diente und auch einen Kobold hatte. Als er vergeblich alles versucht hatte, um ihn loszuwerden, so beschloss er in aller Stille fortzuziehen und den Kobold zurückzulassen. Wie er aber den Abend vor dem Ziehtag über den Hof ging, sah er den Kobold bei dem Pütten (Brunnen) sitzen. »Was machst du denn da?«, fragte er ihn.
»I«, sagte der Kobold, »ich wasche meine Lümpchen aus; morgen ziehen wir ja.« Da merkte der Knecht, dass er ihn nicht loswürde, und ist ruhig geblieben, der Kobold aber auch.