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Turnier- und Ritterbuch – Teil 7.9.

Heinrich Döring
Turnier- und Ritterbuch
Verlag von E. F. Schmidt, Leipzig
Sitten und Gebräuche des Rittertums im Mittelalter

Ludwig der Springer

Neuntes Kapitel

Wie Ludwig ein Mönch im Kloster zu Reinhardsbrunn wurde und dort verblieb bis an sein seliges Ende

Als nun infolge der Unterhandlungen zu Goslar ein allgemeiner Landfrieden den thüringischen Gauen die langentbehrte Ruhe wiedergegeben hatte, da legte auch Ludwig, nach mannigfachen und blutigen Fehden, sein Schwert nieder. Es wollte ihm bedünken, als sei für ihn die Zeit gekommen, allem Irdischen zu entsagen und sich dem Himmel zu weihen. Mit solchem Entschluss trat er als Benediktinermönch in das von ihm gestiftete Kloster zu Reinhardsbrunn. Seine Frau aber zog nach Oldisleben, ihrem Leibgedinge, welches sie ihrem ersten Mann, dem Pfalzgrafen Friedrich verdankte.

Da wurde die Burg Scheiplitz, wo sie mit ihm gelebt hatte, von ihr verwandelt in ein Nonnenkloster und sie wurde dessen erste Äbtissin.

Wie eine sündhafte Leidenschaft und eine böse Tat sie damals miteinander vereinigt hatten, so lebten sie nun in freiwilliger Scheidung und frommer Buße, ihr letztes Stündlein ruhig erwartend. In klösterlicher Stille ausruhend von den Kämpfen der Welt, schloss Ludwig seine irdische Laufbahn am 3. Mai 1123, im dreiundachtzigsten Jahr seines Alters. Er wurde mit feierlichem Gepränge hinter dem Hochaltar in dem Kloster zu Reinhardsbrunn begraben, wo auch seine Gemahlin Adelheid im Jahr 1110 ihre Ruhestätte fand.

Auf dem Leichenstein des Grafen, der aber wohl aus späterer Zeit herrührt, da der erste wahrscheinlich bei dem Klosterbrand im Jahre 1292 vernichtet wurde, steht die nachfolgende einfache Inschrift in lateinischer Sprache:

Im Jahr des Herrn 1123 am dritten Mai starb Ludwig II.,
der Graf der Thüringer, dieser Kirche Stifter, unseres,
des heiligen Benedikts Ordens Mönch.