Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 21
Joachim von Schapelow, der starke Mann
Zu den Zeiten des Kurfürsten Johann Georg lebte zu Berlin ein Edelmann, Namens Joachim von Schapelow, dessen Grabschrift noch lange in der Kirche zu Quilitz vorhanden war, und der wegen seiner verwunderlichen Stärke sehr berühmt gewesen ist. Es gab zu seiner Zeit keinen stärkeren Mann als ihn. Einstmals war ein fremder Fürst nach Berlin zum Besuch des Kurfürsten gekommen; der hatte einen ungeheuer großen und starken Mann mitgebracht, von dem er rühmte, dass kein lebender Mensch ihm an Kraft gleichkomme. Das wollte der Kurfürst nicht glauben, indem er vermeinte, sein Schapelow sei stärker. Er befahl diesem daher, sich mit dem Riesen des fremden Fürsten einzulassen. Das waren alle Teile zufrieden, indem der Riese und sein Herr nicht anders vermeinten, als jener werde über den kleinen Märker einen leichten Sieg davontragen.
Aber Joachim von Schapelow warf bald den fremden Riesen zu Boden, ergriff ihn dann, als derselbe aufstand, von Neuem, hielt ihm beide Hände fest, dass er sich nicht rühren konnte, trug ihn zum Fenster hin und wollte ihn aus demselben hinauswerfen, zum öffentlichen Wahrzeichen seines Sieges.
Der Kurfürst aber gestattete ihm das nicht, indessen war er über den Sieg seines Edelmannes so erfreut, dass er ihm erlaubte, aus seinem Weinkeller so viel Wein herauszuholen, wie er mit einem Mal heraustragen könne.
Da sah man erst die erstaunliche Kraft des Schapelow. Er nahm nämlich ein Fass unter den rechten Arm, ein Fass unter den linken, ferner ergriff er ein Fass am Spundloch mit den vier Fingern der rechten und eins mit den vier Fingern der linken Hand, sodass er insgesamt vier Fässer Wein aus dem Keller trug. Als dies der Kurfürst sah, sagte dieser: »Schaplo! Schaplo! Diesmal mag es geschehen. Wir werden dich aber wohl nicht wieder in unseren Weinkeller schicken!«