Die drei Musketiere – Zwanzig Jahre danach – 7. – 10. Bändchen – Kapitel XXII
Alexandre Dumas
Zwanzig Jahre danach
Siebentes bis zehntes Bändchen
Fortsetzung der drei Musketiere
Nach dem Französischen von August Zoller
Verlag der Frankh’schen Buchhandlung. Stuttgart. 1845.
XXII. Monsieur Jesus!
Als Mordaunt vor das Haus kam, sah er d’Artagnan auf der Schwelle und die Soldaten mit ihren Waffen zerstreut auf dem Rasen des Gartens liegend.
»Holla!«, rief er mit einer infolge seines scharfen Rittes zusammengeschnürten Stimme, »sind die Gefangenen noch da?«
»Ja, Monsieur.« sagte der Sergent, und er sowohl, als seine Leute erhoben sich rasch und fuhren lebhaft mit der Hand an den Hut.
»Gut. Vier Mann haben sie in Empfang zu nehmen und sogleich in meine Wohnung zu führen.«
Vier Mann machten sich bereit.
»Was beliebt?«, sagte d’Artagnan mit der spöttischen Miene, welche unsere Leser oft an ihm wahrnehmen mussten, seitdem sie ihn kennen. »Was gibt es, wenn ich bitten darf?«
»Monsieur«, antwortete Mordaunt, »ich habe, vier Soldaten den Befehl erteilt, die Gefangenen, welche Ihr diesen Morgen gemacht habt, zu übernehmen und in meine Wohnung zu führen.«
»Und warum dies?«, fragte d’Artagnan. »Verzeiht meine Neugierde, aber Ihr begreift, dass ich über diesen Gegenstand belehrt zu sein wünsche.«
»Weil die Gefangenen jetzt mein sind«, antwortete Mordaunt hochmütig, »und weil ich nach meinem Gefallen über sie verfüge.«
»Erlaubt, erlaubt, mein junger Monsieur«, entgegnete d’Artagnan, »Ihr seid im Irrtum, wie mir scheint. Die Gefangenen gehören gewöhnlich denjenigen, welche sich ihrer bemächtigt haben, und nicht den Menschen, welche dieselben fassen sehen. Ihr konntet Mylord von Winter gefangen nehmen, der, wie die Leute sagen, Euer Oheim war. Ihr zöget es vor, ihn zu töten, das ist Eure Sache. Monsieur du Vallon und ich konnten diese zwei Edelleute auch töten, wir zogen es vor, sie gefangen zu nehmen. Jeder nach seinem Geschmack.«
Die Lippen von Mordaunt wurden weiß.
D’Artagnan begriff, dass die Sache bald eine schlimme Wendung nehmen würde, und fing an, den Marsch der Garden an der Tür zu trommeln.
Bei dem ersten Takte kam Porthos heraus und stellte sich auf die andere Seite der Tür, an welche er oben und unten mit der Stirn und den Füßen anstieß.
Dieses Manöver entging Mordaunt nicht.
»Monsieur«, sagte er mit hervorbrechendem Zorn, »Ihr werdet einen vergeblichen Widerstand leisten; diese Gefangenen sind mir soeben von meinem erhabenen Gebieter, dem Obergeneral Monsieur Oliver Cromwell, geschenkt worden.«
D’Artagnan wurde von diesen Worten wie vom Blitz getroffen. Das Blut stieg ihm in den Kopf, eine Wolke zog vor seinen Augen hin, er begriff die wilde Hoffnung des jungen Menschen, und seine Hand fuhr mit einer instinktartigen Bewegung nach dem Griff seines Degens.
Porthos schaute d’Artagnan an, um zu erfahren, was er tun sollte, und um sein Benehmen nach dem seines Freundes einzurichten.
D’Artagnan wurde durch den Blick von Porthos mehr beunruhigt, als beruhigt, und er fing an, es sich zum Vorwurf zu machen, dass er die rohe Kraft von Porthos bei einer Angelegenheit zu Hilfe gerufen hatte, welche hauptsächlich durch List geführt werden musste.
»Gewalttätigkeit«, sagte er zu sich selbst, »würde uns alle zu Grunde richten; d’Artagnan, mein Freund, beweise dieser jungen Schlange, dass du nicht nur stärker, sondern auch feiner bist als sie.«
»Ah!«, sprach er mit einer tiefen Verbeugung, »warum sagtet Ihr das nicht gleich von Anfang an, Monsieur Mordaunt? Wie, Ihr kommt von Monsieur Oliver Cromwell, dem berühmtesten Feldherrn unserer Zeit?«
»Ich verließ ihn so eben«, erwiderte Mordaunt, indem er abstieg und sein Pferd einem Soldaten zu halten gab.
»Warum sagtet Ihr dies nicht gleich, mein lieber Monsieur?«, fuhr d’Artagnan fort; »ganz England gehört Monsieur Cromwell, und da Ihr meine Gefangenen in seinem Namen von mir fordert, so verbeuge ich mich, Monsieur, sie sind Euer, nehmt sie.«
Mordaunt rückte strahlend vor, während Porthos ganz verblüfft d’Artagnan anschaute und den Mund öffnete, um zu sprechen.
D’Artagnan trat Porthos auf den Fuß, und dieser begriff, dass sein Freund ein Spiel trieb.
Mordaunt setzte seinen Fuß auf die erste Stufe der Tür und schickte sich, den Hut in der Hand, an, zwischen den zwei Freunden durchzugehen, wobei er seinen vier Soldaten durch ein Zeichen Befehl gab, ihm zu folgen.
»Um Vergebung«, sprach d’Artagnan mit dem freundlichsten Lächeln und dem jungen Mann die Hand auf die Schulter legend, »wenn der erhabene General Oliver Cromwell über unsere Gefangenen zu Euren Gunsten verfügt hat, so hat er Euch wohl auch eine schriftliche Schenkungsakte ausgestellt?«
Der junge Mann blieb erstaunt stehen.
»Er hat Euch irgendein Briefchen für mich, den geringsten Fetzen Papier gegeben, worin bezeugt ist, dass Ihr in seinem Namen kommt? Habt die Güte, mir diesen Fetzen zu geben, damit ich wenigstens durch einen Vorwand die Abtretung meiner Landsleute zu entschuldigen vermag. Ihr begreift, dass es sonst eine schlimme Wirkung hervorbrächte, obwohl ich überzeugt bin, dass General Oliver Cromwell nichts Böses gegen sie im Sinn hat.«
Mordaunt wich zurück und schleuderte, den Streich fühlend, d’Artagnan einen furchtbaren Blick zu; aber dieser schaute den Puritaner mit der liebenswürdigsten und freundschaftlichsten Miene an, die sich je über sein Gesicht verbreitet hatte.
»Wenn ich Euch etwas sage, Monsieur«, sprach Mordaunt, »wollt Ihr mir die Beleidigung antun, daran zu zweifeln?«
»Ich!«, rief d’Artagnan, »ich an dem zweifeln, was Ihr sagt! Gott soll mich bewahren, mein lieber Monsieur Mordaunt; ich halte Euch im Gegenteil für einen würdigen und vollkommenen Edelmann, dem Anschein nach; doch, soll ich offen mit Euch sprechen, Monsieur?«, fuhr d’Artagnan mit seiner treuherzigen Miene fort.
»Sprecht.«
»Monsieur du Vallon hier ist reich, er hat vierzigtausend Livres Renten und es ist ihm folglich nichts am Geld gelegen. Ich spreche also nicht für ihn, sondern für mich.«
»Weiter, Monsieur.«
»Nun, ich bin nicht reich; in der Gascogne ist dies keine Schande, Monsieur. Niemand ist es dort, und Heinrich IV. glorreichen Andenkens, welcher der König der Gascogner war, wie Seine Majestät Philipp IV. der König von Spanien ist, hatte nie einen Sou in seiner Tasche.«
»Vollendet, Monsieur«, erwiderte Mordaunt, »ich sehe, worauf Ihr abzielt, und wenn Euch das, was ich glaube, zurückhält, so lässt sich die Schwierigkeit heben.«
»Ah! Ich wusste wohl, dass Ihr ein Mann von Geist seid«, sagte d’Artagnan. »Wohl, das ist die Sache, hier drückt mich der Sattel, wie wir zu sagen pflegen. Ich bin ein Glücksoffizier und nichts anderes. Ich habe nichts, als was mir mein Degen einträgt, das heißt, mehr Schläge als Banknoten. Als ich nun diesen Morgen zwei Franzosen, welche mir von hoher Geburt zu sein schienen, zwei Ritter vom Hosenbandorden gefangen nahm, sagte ich mir: Mein Glück ist gemacht. Ich sage zwei, weil Monsieur du Vallon, da er reich ist, in einem solchen Fall mir stets seine Gefangenen abtritt.«
Völlig getäuscht durch die gutmütige Geschwätzigkeit von d’Artagnan lächelte Mordaunt wie ein Mensch, der die Gründe, die man ihm angibt, sehr wohl begreift, und antwortete mit höflichem Ton: »Sogleich wird der Befehl unterzeichnet sein, und mit dem Befehl erhaltet Ihr zweitausend Pistolen, aber mittlerweile, Monsieur, lasst mich diese Menschen wegführen.«
»Nein«, sagte d’Artagnan, »was ist Euch an einer Zögerung von einer halben Stunde gelegen? Ich bin ein Mann von Ordnung, Monsieur, und wir wollen die Sache den Regeln gemäß abmachen.«
»Monsieur, ich könnte Euch zwingen«, versetzte Mordaunt, »denn ich befehlige hier.«
»Ah! Monsieur«, sprach d’Artagnan höflich lächelnd, »ich sehe, dass Ihr uns nicht kennt, obwohl Monsieur du Vallon und ich in Eurer Gesellschaft zu reisen die Ehre gehabt haben. Wir sind Edelleute, wir sind Franzosen, wir zwei sind imstande, Euch zu töten, Euch und Eure acht Mann. Bei Gott! Monsieur Mordaunt, macht nicht den Hartnäckigen, denn wenn man halsstarrig ist, bin ich es auch, und dann ergreift mich eine wilde Widerspenstigkeit, und dieser Monsieur hier ist in einem solchen Fall noch viel halsstarriger, noch viel wilder als ich; abgesehen davon, dass wir von dem Monsieur Kardinal Mazarin abgesandt sind, der die Stelle des Königs von Frankreich vertritt, woraus folgt, dass wir die Stelle des Königs und des Kardinals vertreten, weshalb wir in unserer Eigenschaft als Botschafter unverletzlich sind, und Monsieur Cromwell, ohne Zweifel ein ebenso guter Politiker, wie er ein großer General ist, muss dies gar wohl begreifen. Verlangt also den geschriebenen Befehl von ihm. Was kostet Euch dies, mein lieber Monsieur Mordaunt?«
»Ja, den geschriebenen Befehl«, sagte Porthos, der die Absicht von d’Artagnan zu begreifen anfing. »Man fordert nichts anderes von Euch.«
So große Lust Mordaunt auch hatte, Gewalt zu gebrauchen, so war er doch der Mann, der die Gründe von d’Artagnan zu würdigen und als triftig zu erkennen wusste. Er überlegte, und da ihm die freundschaftlichen Verhältnisse zwischen den vier Franzosen völlig unbekannt waren, so verschwand seine ganze Unruhe vor dem äußerst glaubwürdigen Beweggrund eines Lösegeldes.
Er beschloss daher, nicht nur den Befehl, sondern auch die zweitausend Pistolen zu holen, zu welchem Preis er die Gefangenen selbst angeschlagen hatte.
Mordaunt stieg wieder zu Pferde, und nachdem er dem Sergenten gut zu wachen empfohlen hatte, wandte er um und verschwand.
»Wohl«, sagte d’Artagnan, »eine Viertelstunde, um bis zu dem Zelt zu reiten, eine Viertelstunde, um zurückzukehren, das ist mehr, als wir brauchen.« Dann zu Porthos zurückkehrend, ohne dass sein Gesicht die geringste Veränderung ausdrückte, sodass diejenigen, welche ihn beobachteten, hätten glauben können, er setzte das vorhergehende Gespräch fort, sagte er, dem Riesen in das Gesicht schauend: »Porthos, hört wohl: Vor allem kein Wort zu unseren Freunden von dem, was Ihr vernommen habt; es ist unnötig, dass sie erfahren, welchen Dienst wir ihnen leisten.«
»Gut«, sprach Porthos, »ich begreife.«
»Geht in den Stall, Ihr findet dort Mousqueton. Ihr lasst die Pferde satteln, Ihr steckt die Pistolen in die Halfter, Ihr lasst die Tiere in die Straße unten führen, dass man nur aufsteigen braucht, das Übrige ist meine Sache.«
Porthos machte nicht die geringste Bemerkung, sondern gehorchte mit dem erhabenen Vertrauen, das er stets zu seinem Freund hatte.
»Ich gehe«, erwiderte er, »nur sagt mir, ob ich in das Zimmer zurückkehren soll, in welchem diese Messieurs sich aufhalten?«
»Nein«, das ist unnötig.«
»Wohl, so habt die Güte, meine Börse mitzunehmen, die ich auf dem Kamin liegen ließ.«
»Seid unbesorgt.«
Porthos ging mit seinem ruhigen, gelassenen Wesen in den Stall und schritt mittendurch die Soldaten, die, obwohl er ein Franzose war, seine hohe Gestalt und seine kräftigen Glieder zu bewundern nicht umhinkonnten.
An der Ecke der Straße traf er Mousqueton, den er mit sich nahm.
D’Artagnan kehrte sodann, ein Liedchen pfeifend, das er bei dem Abgang von Porthos angefangen hatte, in das Haus zurück.
»Mein lieber Athos«, sprach er, »ich habe über Eure Bemerkungen nachgedacht und fand sie meinem Inneren entsprechend. Ich bedaure, dass ich an dieser ganzen Angelegenheit teilgehabt habe; Mazarin ist, wie Ihr sagt, ein Knauser. Ich bin also entschlossen, mit Euch zu fliehen. Es bedarf keiner Überlegung mehr, haltet Euch bereit. Euere zwei Degen sind in der Ecke, vergesst sie nicht, es ist ein Werkzeug, das unter den Umständen, in denen wir uns befinden, sehr nützlich sein kann. Doch das erinnert mich an die Börse von Porthos. Gut, hier ist sie.«
Und d’Artagnan steckte die Börse in seine Tasche. Die zwei Freunde schauten ihm erstaunt zu.
»Nun, ich frage Euch, was ist hierbei zu staunen?«, sprach d’Artagnan. »Ich war blind, Athos hat mich hellsehen gemacht, das ist das Ganze; kommt hierher.«
Die zwei Freunde näherten sich.
»Seht Ihr jene Straße?«, fragte d’Artagnan. »Dort werden die Pferde sein. Ihr geht durch die Tür hinaus, Ihr wendet Euch links, schwingt Euch in den Sattel und alles ist abgemacht; kümmert Euch um gar nichts, bis dass Ihr das Signal gut hört. Das Signal ist, dass ich Monsieur Jesus! schreie.«
»Aber Ihr, kommt Ihr, bei Eurem Worte, d’Artagnan?«, sprach Athos.
»Ich schwöre es, bei Gott.«
»Einverstanden«, rief Aramis. »Bei dem Ruf Monsieur Jesus! gehen wir hinaus, werfen alles nieder, was sich uns in den Weg stellt, laufen zu unseren Pferden, schwingen uns in den Sattel und stechen zu. Meint Ihr es so?«
»Vortrefflich.«
»Seht, Aramis«, sprach Athos, ich sage Euch immer, d’Artagnan ist der Beste von uns.«
»Gut!«, versetzte d’Artagnan, »Komplimente, ich mache mich aus dem Staub, Gott befohlen!«
»Und Ihr flieht mit uns, nicht wahr?«
»Ganz gewiss. Vergesst das Signal nicht: Monsieur Jesus!«
Und er ging mit demselben Schritt hinaus, mit welchem er hereingekommen war, und fing die Melodie da zu pfeifen wieder an, wo er sie bei seinem Eintritt unterbrochen hatte.
Die Soldaten spielten oder schliefen, zwei sangen auf eine klägliche Weise in einem Winkel den Psalm Super flumina Babylonis.
D’Artagnan rief den Sergenten.
»Mein lieber Monsieur«, sagte er zu ihm, »der General Cromwell hat mich durch Monsieur Mordaunt rufen lassen; ich bitte, bewacht die Gefangenen gut.«
Der Sergent bedeutete durch ein Zeichen, er verstände nicht Französisch.
Dann suchte d’Artagnan durch Gebärden begreiflich zu machen, was er durch Worte nicht hatte zu verstehen geben können.
Der Sergent erwiderte, es wäre gut.
D’Artagnan ging in den Stall hinab. Er fand die fünf Pferde gesattelt, das seine wie die anderen.
»Nehmt jeder ein Pferd an die Hand«, sagte er zu Porthos und Mousqueton, »wendet Euch links, damit Athos und Aramis Euch von ihrem Fenster aus sehen.«
»Sie werden also kommen?«, sagte Porthos.
»In einem Augenblick.«
»Ihr habt meine Börse nicht vergessen?«
»Nein, seid unbesorgt.«
»Gut.«
Porthos und Mousqueton begaben sich, jeder ein Pferd an der Hand führend, auf ihren Posten.
Als d’Artagnan allein war, schlug er Feuer, zündete ein Stück Schwamm, zweimal so groß wie eine Linse an, stieg zu Pferde und hielt sodann mitten unter den Soldaten der Tür gegenüber.
Hier steckte er den Schwamm dem Tier, während er es zugleich streichelte, brennend in das Ohr.
Man musste ein so guter Reiter sein, wie d’Artagnan dies war, um ein solches Mittel zu wagen, denn kaum fühlte das Pferd den brennenden Zunder, als es einen Schrei des Schmerzes ausstieß, sich bäumte und aufsprang, als ob es toll würde.
Die Soldaten, welche es niederzutreten drohte, wichen hastig zurück.
»Herbei! Zu Hilfe!«, rief d’Artagnan, »haltet mein Pferd, es hat den Schwindel!«
In einem Augenblick schien ihm das Blut aus den Augen zu treten und es wurde weiß vor Schaum.
»Zu Hilfe!«, rief d’Artagnan beständig, ohne dass die Soldaten ihm Beistand zu leisten wagten. »Zu Hilfe! Wollt Ihr mich denn umbringen lassen? Monsieur Jesus!«
Kaum hatte d’Artagnan dieses Wort ausgerufen, als die Tür sich öffnete und Athos und Aramis, den Degen in der Faust, herausstürzten.
Aber durch die List von d’Artagnan war der Weg frei.
»Die Gefangenen flüchten! Die Gefangenen flüchten!«, rief der Sergent.
»Aufgehalten!«, schrie d’Artagnan und ließ seinem Pferd, das mehrere Soldaten niederwerfend fortjagte, die Zügel schießen.
»Stopp! Stopp!«, riefen die Soldaten, nach ihren Waffen laufend.
Aber die Gefangenen saßen schon im Sattel, und einmal im Sattel, verloren sie keine Zeit und eilten zum nächsten Tor.
Mitten auf der Straße gewahrten sie Grimaud und Blaisois, welche ihre Messieurs suchten, zurückkamen.
Mit einem Zeichen machte Athos Grimaud alles begreiflich, und dieser folgte der kleinen Truppe, welche ein Wirbelwind zu sein schien und von d’Artagnan, der von hinten herbeikam, noch durch die Stimme angefeuert wurde.
Sie flogen wie Schatten durch das Tor, ohne dass die Wächter nur daran dachten, sie aufzuhalten, und befanden sich bald im freien Feld.
Während dieser Zeit schrien die Soldaten beständig Stopp, Stopp, und der Sergent begriff allmählich, dass er sich durch eine List hatte hintergehen lassen, und raufte sich die Haare.
Bald sah man einen Reiter mit einem Papier in der Hand herbeikommen. Es war Mordaunt mit dem Befehl.
»Die Gefangenen!«, rief er von seinem Pferd springend.
Der Sergent hatte nicht die Kraft zu antworten; er deutete auf die offenstehende Tür und das leere Innere.
Mordaunt stürzte zur Treppe, begriff alles, stieß einen Schrei aus, als ob man ihm die Eingeweide ausreißen würde, und fiel ohnmächtig zu Boden.