Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg 14
Markgraf Karl von Schwedt und Seydlitz
Was einige vom Markgraf Hans erzählen, berichten andere in der Ucker- und Neumark, wie schon erwähnt, vom Markgraf Karl von Schwedt aus der Zeit des alten Fritz.
Das soll ein toller Christ – wie man so sagt – gewesen sein. Oft hatte der Kutscher, wenn er so ausgefahren war, die Leine fortwerfen und immer auf die Pferde lospeitschen müssen, sodass es in rasendem Lauf über Stock und Stein gegangen sei. Zuletzt haben alle, die im Wagen gesessen hatten, herausspringen müssen, um nicht mit Wagen und Pferd jämmerlich zerschellt zu werden. Bei ihm war auch in seiner Jugend der Seydlitz Page gewesen, der die schwere Reiterei im Preußischen zuerst so recht aufgebracht hatte.1 Der musste immer nicht bloß die wildesten Pferde, sondern auch Hirsche aus dem Wildpark besteigen und unter den Flügeln einer klappernden Windmühle hinwegreiten. Davon ist er denn aber auch ein Reitergeneral geworden, wie es noch keinen zweiten auf der Welt gegeben hat. Der Alte Fritz wurde aber auf Seydlitz bei folgender Gelegenheit aufmerksam. Er ritt einmal über eine Brücke und hinter ihm Seydlitz mit anderen Offizieren, der war aber erst Leutnant. Da hörte der König, wie Seydlitz sagte, das sei ein schlechter Kavallerieoffizier, der sich gefangen gäbe, solange er noch ein Pferd unter sich hätte.
»So«, sagte der König und drehte sich um, »was will er denn nun machen, wenn ich ihm jetzt seinen Säbel abfordere?«
»Das, Ew. Majestät«, sagte Seydlitz und setzte mit seinem Pferd über das Geländer in den Fluss und schwamm an das andere Ufer heran. Da hatte ihn denn der Alte Fritz, wie er an Land kam, gelobt und sofort zum Rittmeister gemacht.