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Erik Hauser – Das Erbe der Wölfe

Ein Gespenst geht um auf der Welt – das Gespenst des Populismus; so könnte der rote Faden des im Fabylon Verlag erschienenen Erstlingswerkes von Erik Hauser tituliert werden; aus meiner Sichtweise nach dem Lesen von Das Erbe der Wölfe sicherlich.

Schauen wir uns in der heutigen politischen Landschaft der Welt um, so ist seit Trumps Regierungszeit als US-Präsident, des britischen Brexits sowie des politischen Durcheinanderwirbels sowohl durch neue rechte als auch linke Parteien in vielen Ländern Populismus aktueller denn je.

Der niederländische Politikwissenschaftler definiert Populismus als dünne Ideologie, welche die Gesellschaft letztendlich in zwei homogene und antagonistische Gruppen teilt – das wahre Volk sowie die korrupte Elite –, und fordert, Politik solle ein Ausdruck der volonté générale des Volkes sein.

Blicken wir zurück in die Vergangenheit, in  die  Mitte des 19. Jahrhunderts, und konzentrieren uns auf den Aufstieg und das Ende der Narodniki in Russland. In jener Zeit kombinierten die sogenannten Rothemden den Populismus mit notwendigen Agrarreformen und riefen die Bauern als das wahre Volk aus. Im Wesentlichen waren die Narodniki eine kleine städtische Elite und konnten die ländliche Bevölkerung nicht von ihren Zielen begeistern. Über die mangelnde Bereitschaft der russischen Bauern frustriert, sich für ihre Sache zu arrangieren, kam es zur Teilung der Narodniki in verschiedene Gruppe, von denen einige an terroristische Anschläge auf das Zarenregime beteiligt waren. Nach dem Mord Zar  Alexanders   II. am 1. März 1881 wurden viele Mitglieder der Narodnaja wolja verhaftet und fünf Attentäter zum Tode durch Erhängen verurteilt, was die Bewegung steuerungslos und marginalisiert zurückließ.

In Das Erbe der Wölfe nimmt uns Autor Erik Hauser mit auf eine geschichtliche Reise in das Russland des 19. Jahrhunderts, […] als die Narodniki in unser Dorf kamen … Rothemden, Studenten, die aufs Land gingen, den unwissenden Bauern die neuen Ideen von Freiheit und Gemeingut zu predigen. Als sie das erste Mal den Fuß über die Schwelle von Obnoskis Schenke setzten, nahm das Unheil seinen Lauf […]

 

Erik Hauser wagt mit seinem Werk einen Spagat zwischen Märchen, Aberglauben und Neuzeit, lässt den Leser an den Erinnerungen, an der Rückschau in die Vergangenheit von Alexandra, Tochter des Narodniks Andrej, teilhaben und webt aus diesen eine interessanten und lesenswerten Roman, dessen Thematik sich durchaus in die Gegenwart transferieren lassen kann; denn das Schüren von Ängsten ob einer ungewissen Zukunft, Fakenews, Krisen jeglicher Art, Ränke um Macht … sind aktueller denn je. Dabei bedient sich der Autor brillant bildlicher Elemente aus russischer Kultur und Geschichte sowie Horror und Mystik, welche ein Kopfkino entstehen lassen. Es ist ein Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen alten Traditionen und neuen Wegen, zwischen Stärkeren und Schwächeren, den sich Hausers sowohl Protagonisten als auch Antagonisten stellen müssen. Wie dieser ausgeht, ist in Das Erbe der Wölfe ungewiss.

[…] Sie sitzt jeden Abend am Fenster, in der hereinbrechenden Dämmerung, in der Schwärze der Nacht, und starr zum Saum des dunklen, geheimnisvollen Waldes hinüber […] Was sieht sie? […]

Diese Frage kann jeder für sich beantworten, indem er Erik Hausers Roman zur Hand nimmt, sich in den Alltag eines kleinen russischen Dorfes jener Zeit hineinversetzt und seine eigenen Schlüsse zieht.

Ich habe mich bis zur letzten Textzeile dieses Buches bestens unterhalten gefühlt.

Das Buch
Erik Hauser
Das Erbe der Wölfe

Roman, Taschenbuch, Fabylon-Verlag, Markt Rettenbach, April 2022, 236 Seiten, 16,oo EUR, ISBN 9783946773405, Cover: Argentur Michael Steinmann

(wb)

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