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Vergessene Helden 4

Rin Tin Tin
Der Hund, der niemals starb

Er war ein wirklicher Held, Beschützer eines Waisenjungen, Kämpfer für die US-Kavallerie, Schrecken aller weißen und roten Schurken im Apachenland und das alles fast ein ganzes Jahrhundert lang. Rinty, besser bekannt als Rin Tin Tin war der Liebling von Groß und Klein, in Amerika, in Europa, beinahe in der halben Welt, bis auch er nicht mehr als zeitgemäß angesehen wurde und so, bis auf ein kurzes Auftauchen im Jahr 2007, endgültig im Dunkel der Vergessenheit versank.

Eigentlich schade.

Rin Tin Tins Erfolgsgeschichte begann gegen Ende des Ersten Weltkriegs, als der US-amerikanische Soldat Lee Duncan in einem zerschossenen Stall in Lothringen zwei Schäferhundwelpen entdeckte, die man mit nach Los Angeles brachte. Rin Tin Tin und seine Schwester Nanette, die allerdings kurz nach der Ankunft in den USA verstarb und später durch eine andere Hündin dieses Namens ersetzt wurde.

Dort angekommen wurde Rin Tin Tin kurz darauf von dem Produzenten und Filmmogul Darryl F. Zanuck, der Meisterwerke wie Der Hund von Baskerville, Jesse James, Mann ohne Gesetz, Früchte des Zorns, Schnee am Killimandscharo oder Der längste Tag produzierte, in einer Zirkusshow entdeckt und für eine kleinere Rolle engagiert, bei der Zanuck seine neue Filmkamera ausprobieren wollte. Eine Warner Brothers Filmcrew wurde auf den Hund aufmerksam, der für eine Szene, in der ein Wolf agieren sollte, einsprang und die ganze Szene in einer einzigen Einstellung absolvierte.

Warner Brothers war so begeistert von Rin Tin Tin, dass sie ihn 1922 für den Film Man from Hells River engagierten, der ein überwältigender Erfolg wurde. 1926, sieben Kinofilme später, verdiente Rin Tin Tin bereits 6000 Dollar die Woche.

Der Erfolg zog schon in den 1920er Jahren jede Menge Bücher und auch Comics nach sich, die dann ab 1954 von Dell Comics und ab November 1963 von Gold Key herausgegeben wurden.

Nach 26 gedrehten Filmen und einer eigenen Radioshow namens Wonderdog verstarb Rin Tin Tin im Alter von 13 Jahren im Beisein der Schauspielerin Jean Harlow 1932 in Los Angeles.

Er wurde in seiner Heimat Frankreich auf dem Hundefriedhof von Asniéres-sur-Seine beerdigt.

Seine Grabinschrift lautet: Rin Tin Tin La Grande Vedette Du Cinema.

In Los Angeles erhielt er bei der Adresse 1625 Vine Street einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Sein letzter Film Law of the Wild (Rin Tin Tins Rache) kam 1934 in die Kinos.

Sein Nachfolger Rin Tin Tin Junior wurde von 1932 bis 1939 in 13 weiteren Kinofilmen eingesetzt und hatte 1935 auch ein eigenes 12-teiliges Serial. Rin Tin Tin III dagegen kam lediglich noch 1939 und 1947 zu je einem Kinofilm.

 

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Die Abenteuer von Rin Tin Tin fanden erst Jahre später wieder eine Fortsetzung. Mit einem neuen Schäferhund namens Golden Boy Junior, kurz JR genannt, der dem Hundetrainer Frank Barnes gehörte, drehte man zwischen 1954 und 1959 eine Fernsehserie mit dem Titel The Adventures of Rin Tin Tin.

Sie erzählte die Geschichte des kleinen Waisenjungen Rusty und seines Freundes Rin Tin Tin in den Wirren des Wilden Westens um 1888. Rustys Eltern wurden bei einem Indianerüberfall getötet. Die Kavallerie von Fort Apache nimmt sich des kleinen Jungen und seines Hundes an. Zusammen mit Lieutenant Rip Masters erlebt Rusty fortan als Junior-Kavallerist aufregende Abenteuer im Land der Apachen.

Gedreht wurde übrigens am Filmset des John Ford Western Bis zum letzten Mann. Die Serie war ein kommerzieller Erfolg und brachte es auf 164 Folgen.

Dazu am Rande zwei Kuriositäten.

Rin Tin Tin war die erste amerikanische Serie, die im Deutschen Fernsehen gezeigt wurde.

Die erste Folge wurde am 16. Februar 1956 ausgestrahlt, um 21:25 Uhr!

Zu brutal, wie die Programmverantwortlichen befanden, deshalb wurden bis 1964 auch nur 20 dieser in Amerika als Kinderserie ausgelegten 30-minütigen Folgen gezeigt.

Der Erfolg der Serie führte erneut zu einer Welle an Buch und Comicerscheinungen, diesmal auch in Deutschland. Der Engelbert Verlag brachte zwischen 1957 und 1966 mehrere Bücher heraus, der Tessloff Verlag zwischen 1960 und 1962 weitere acht und im BSV Verlag erschienen mehrere Comics.

1976 versuchten findige Produzenten, die alte Abenteuerserie mit einigen neu gedrehten Szenen aufzuwerten, aber dem Versuch war kein Erfolg beschieden.

Eine für 1999 geplante Serie mit dem Titel The New Adventures of Rin Tin Tin wurde nach wenigen Casts nicht verwirklicht. Der letzte Erfolg des anscheinend unsterblichen Hundes datiert aus dem Jahr 2007 mit dem unter der Regie von Danny Lerner verfilmten Streifen Finding Rin Tin Tin (Rin Tin Tin – Ein Held auf Pfoten), der das wahre Leben des Hundes aufzeigte.

Rantanplan, der einfältige Wachhund aus den Lucky-Luke-Abenteuern verdankt dem Schäferhund seinen Namen, wodurch die Macher und Zeichner der noch heute beliebten Comicserie unwissentlich ein Denkmal in der Comicszene setzten.

Quellenhinweis:

  • www.fernsehserien.de
  • McCraw-Hill Reading levelend Books: Rin Tin Tin Top Dog in the Movies 2004, ISBN 0-02-185102-6
  • Karen Duve, Lexikon der berühmten Tiere. Von Alf bis Donald Duck, bis Pu der Bär und Ledas Schwan, Piper Taschenbuch 1999, ISBN 3-492-22684-1

 

In der nächsten Kolumne erinnern wir an das europäische Gegenstück zu Superman.

Wer das war, ist demnächst beim Geisterspiegel nachzulesen.

Vorab nur so viel, er war von kräftiger Statur, Bartträger und meistens mit einem gelben Anzug samt gelben Stiefeln, gelben Stulpenhandschuhen und gelben Umhang bekleidet.