Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Jim Buffalo – 11. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Das Geheimnis der Stahlkassette
Das 11. Abenteuer Jim Buffalos

2. Kapitel

Der Mann mit der Stahlkassette

Jim Buffalo behielt gelassen Platz.

»Die Anklage, die dieses Testament gegen Sie darstellt, bezeichnen Sie also als unwahr?«

»Das Geheimnis hier ist glatt erlogen!«

»Hm, was sollte aber wohl eine Sterbende in ihrer letzten Stunde für ein Interesse dran haben, einen anderen Menschen ins Unglück zu stürzen?«

Professor Ellison lachte hart auf.

»Wissen Sie, was Frauenrache bedeutet?«

»Aha, Sie behaupten also, Mrs. Fuller will sich noch im Tode an Ihnen rächen?«

»Ja!«, keuchte Ellison.

»Weswegen aber?«

»Es ist schon lange her … da liebte sie mich … sie war verheiratet … ich war Ehrenmann genug, die sündige Liebe zurückzuweisen, denn das Gebot Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib … habe ich immer hochgehalten!«

»Und weil Sie die Frau zurückwiesen, glauben Sie nun, dass Sie sich an Ihnen rächen will?«

»So ist es!«

Jim Buffalo lächelte leise.

»Dann haben Sie vorhin gelogen, als Sie behaupteten, Mrs. Fuller fast nicht zu kennen!«

Ellison erbleichte von Neuem.

Buffalo sah — keinen Augenblick im Zweifel, welches furchtbare Geheimnis die Irrenanstalt barg — den Moment des Handels gekommen.

»Zeigen Sie mir sofort die Liste sämtlicher Patienten!«, befahl er mit scharfer, plötzlich veränderter Stimme.

Ellison zitterte.

Dann jedoch biss er die Zähne zusammen und reichte dem gefürchteten Mann das Buch.

Nach kurzem Blättern stieß Buffalo auf den gesuchten Namen.

James Fuller war vor 16 Jahren als unheilbar irr eingeliefert worden und befand sich in Zelle 12.

»Führen Sie mich sofort zu Mr. Fuller«, sagte er.

Professor Ellison nickte gelassen.

Er hatte seine Ruhe wiedergewonnen.

Ein schurkischer Plan war in ihm aufgestiegen.

Ein Plan, der ihn aus dieser gefährlichen Situation retten sollte!

Leichtfüßig schritt er zur Tür.

»Bitte, wenn Sie mir folgen wollen …«

Jim Buffalo ging sinnend hinter dem Professor drein.

Ob es ein Fehler gewesen war, diesem Mann gleich mit offenen Karten entgegen getreten zu sein?

Das plötzlich wieder so ruhige Wesen des Professors gefiel ihm nicht!

Es galt, auf der Hut zu sein!

Professor Ellison hatte vorhin deutlich seine Erregung gezeigt.

Buffalo war innerlich fest von einer Schuld dieses Mannes überzeugt!

Wollte er ihn jetzt bluffen?

Nun, Buffalo würde sich nicht so leicht übertölpeln lassen!

Stumm schritt er hinter dem Professor her.

Der Weg führt aus dem Hauptgebäude in das Patientenhaus hinüber, das mitten im Garten lag.

Unheimlich hallten ihre Schritte auf den leisen Gängen wider.

Bis Ellison Halt machte.

Er deutete auf eine Tür.

Sie trug die Nummer Zwölf!

»Öffnen Sie!«, befahl Jim Buffalo. »Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Fuller ein unheilbarer Kranker ist und täglich von Tobsuchtsanfällen heimgesucht wird!«

»Ich fürchte mich nicht!«

Ellison zuckte die Achseln.

Der Schlüssel knirschte im Schloss.

Dann sprang die gummigepolsterte Tür auf.

Ein grauenhaftes Bild, das noch lange in der Erinnerung Jim Buffalos haften blieb, bot sich seinen Blicken. Ein Mann in der schwarz-weiß gestreiften Kleidung der Anstalt hockte, an einem Stück Holz kauend, in der äußersten Ecke des Raumes.

Auf den ersten Blick erkannte Jim Buffalo, dass dieser Mensch tatsächlich wahnsinnig war.

Mit Augen, die wie Kohlen glühten, sah er den beiden eintretenden Männern entgegen.

Hastig zog Buffalo eine Fotografie aus der Tasche.

Als er sie mit dem Irren in der Ecke verglich, musste er feststellen, dass er es wirklich mit James Walter Fuller zu tun hatte!

Hatte die Sterbende in ihrer letzten Stunde doch gelogen?

Es musste so sein!

Der Professor war unschuldig!

Buffalo hatte ihn im Verdacht gehabt, dass er Fuller in sein Irrenhaus verschleppt hatte, um ihn zu beseitigen. Nun sah er aber, dass der Unglückliche wirklich hoch geisteskrank war.

Mit einigen entschuldigenden Worten wollte er sich an den Professor wenden.

Als er jedoch das Antlitz Ellisons erblickte, fuhr er erschrocken zusammen.

Mit einem Ausdruck tödlichen Hasses stierte der Professor auf den Wahnsinnigen.

Seine Finger krampften sich zu langen Krallen auseinander.

Teufel!

Was bedeutet das?

Im selben Augenblick stellte Buffalo fest, dass der Irre auf einer großen stählernen Kassette hockte.