Eleanor Bardilac – Knochenblumen welken nicht
Eleanor Bardilac – Knochenblumen welken nicht
Marius Cinna, seines Zeichens ein mächtiger Nekromant und magisch hochbegabt, ist Gesandter seines Landes, in dem der magisch begabte Teil der Bevölkerung herrscht und versucht, den magisch unbegabten Teil zu beschützen. Er ist in die große Stadt Vhindona geschickt worden, in der man zwar stolz auf Händler, Erfinder, Künstler und große Wissenschaftler ist, aber der Magie und den magisch Begabten sehr misstrauisch gegenübersteht und diese unterdrückt, beziehungsweise für sich in den Krieg schickt.
Marius soll offensichtlich dem vhindonischen Vulgarix und Oberspäher Beilschmidt dabei helfen, eine Reihe von rituellen Morden an hohen Regierungsvertretern Vhindonas aufzuklären, die immer an Festtagen begangen wurden. Dabei hat der Täter die Opfer aufgeschnitten und verbluten lassen, ihre Herzen entfernt und nur Reste von magischen Spuren hinterlassen, woraus die Ermittler schließen, dass die Morde selbst nicht auf magische Weise durchgeführt werden. Allerdings schließt Beilschmidt daraus, dass zumindest Reste von magischen Spuren zurückgeblieben sind, dass der Mörder aus der magischen Gemeinde kommen muss, obwohl diese Reste zu schwach sind, um die Person anhand der magischen Signatur zu überführen.
An dieser Stelle kommt das junge Mädchen Aurelia Frank ins Spiel. Die junge Frau ist leider magiebegabt, wie ihre Eltern feststellen mussten, die eine hervorragende Stellung in der vindhonischen Gesellschaft innehaben. Um sie vor Verfolgung durch das Regime und die Magiegegner zu schützen, hielten die Eltern Aurelia in ihrem Haus versteckt und gaben ihr starke Medikamente, die ihre magische Begabung unterdrückten und sie nur noch wie in Trance dahinvegetieren ließen.
Nun aber fällt Aurelia In Verbindung mit dem aktuellen Festtagsmord an Senator Rupert Hohenlohe auf, als sie bei der Feier im selben Zimmer wie der Tote gefunden wird und offenbar durch ihre Magie eine unkontrollierte Explosion hervorgerufen hat, durch welche nicht nur eventuelle Beweismittel vernichtet wurden, sondern auch ein nicht unerheblicher Sachschaden entstand.
Da Aurelia als Magiebegabte noch nicht in Erscheinung getreten und deshalb nicht registriert ist, wird sie in Gewahrsam genommen und zum Magiestrat gebracht, wo Oberspäher Beilschmidt sein Büro hat. Er will Aurelia nicht als Tatverdächtige einsperren, sondern er hält sie in dem Mordfall lediglich für eine Zeugin. Als sie sagt, sie könne sich an nichts erinnern und während des Verhörs an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gerät, bemerkt der Oberspäher, er werde sie nun als Magiebegabte registrieren lassen und im Anschluss einer Aufsichtsperson für ihre weitere Ausbildung zuweisen. Er hoffe, da der Ausbilder ein Sondermitarbeiter für das Magiestrat sei, der spezielle Fähigkeiten für die Wiedererlangung von Erinnerungen mitbringe, dass sie bei einer zweiten Aussage mitteilen könne, was sie gesehen habe. Der Lehrmeister werde ihr eine Einführung in das Leben als Magiebegabte geben und sie für die Dauer der Ausbildung in sein Haus aufnehmen.
Aurelia, die die nichtmagischen Bezirke der Stadt erst wieder betreten darf, wenn sie ihre magischen Kräfte beherrscht, wird Marius Cinna zugeteilt. Dieser ist schon mehrere Hundert Jahre alt und immer wieder von seiner Herrin vor dem endgültigen Ende gerettet worden. Er beschwert sich bei Johann Beilschmidt, dass er Aurelia ausbilden und ihr die Erinnerung an den Mord entlocken soll, aber der Oberspäher hofft, dass er mit Aurelia nun endlich eine Spur zum Täter hat.
Cinna, der von Aurelia Meister Marius genannt werden möchte, nimmt die junge Frau mit zu sich nach Hause, wo eine Reihe von Überraschungen auf sie wartet. Die Ausbildung kann beginnen.
Eleanor Bardilac gelingt mit ihrem Roman Knochenblumen welken nicht eine Geschichte, die sehr kunstvoll von magisch Begabten, der Anwendung von Magie und der Vielfalt all dieser Themen erzählt.
Die handelnden Personen aus dem Reich der Magie besitzen eine große Menge unterschiedlicher magischer Fähigkeiten und wenden eine große Anzahl an magischen Aktivitäten an, sodass man der Autorin eine schillernde Fantasie und große Fähigkeiten auf dem Gebiet der Kreativität bescheinigen kann.
Aber das ist natürlich nicht alles, was man der Erzählerin zugestehen muss. Über Kreativität und Fantasie hinaus gelingt es Eleanor Bardilac nämlich, ihre Story äußerst spannend zu komponieren, eine Spannung, die sich zum Ende hin mehr und mehr steigert und den Leser in ihren Bann zieht.
Am Ende geht es um nichts weniger Bedeutendes als die Rettung der magischen Welt und der magisch Begabten und den Schutz der magisch nicht Begabten, also der Vulgax, wie sie in diesem Buch genannt werden, zu denen auch Aurelias Eltern gehören und den ihrer Stadt Vhindona.
Die Entwicklung einer der Hauptpersonen, der jungen Frau Aurelia, die im Lauf der Geschichte ihre magische Begabung schätzen lernt, obwohl sie damit außerhalb ihrer bürgerlichen Welt in Vhindona steht, ist eine weitere wichtige Säule der Geschichte und sorgt meiner Meinung nach sehr gut dafür, dass auch die jüngeren Leser gefesselt und gut unterhalten werden.
Natürlich geht es in diesem Roman nicht nur um die heiteren Seiten der Magie und ihrer Anwendung, sondern vor allem auch um dunkle Magie, den Tod und das Nachher. Es gelingt der Erzählerin hierbei, die Spekulation der Menschen um Tod und Leben danach um einige interessante Aspekte zu bereichern und ein etwas anderes Bild als das christliche von diesen Dingen zu zeichnen.
Fazit:
Die Autorin liefert mit Knochenblumen welken nicht ein spannendes, für Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen interessantes, fantasievolles und kreatives Buch ab, das nicht nur durch seine Vielfalt der Einfälle, sondern auch durch seine fast philosophischen Überlegungen am Schluss überzeugt.
Ich kann die Geschichte allen Jugendlichen und Erwachsenen empfehlen, die gerne Spannendes und Phantasievolles konsumieren und es auch mögen, am Ende etwas nachzudenken.
Eleanor Bardilac ist im Februar 1994 in Wien geboren und lebt und arbeitet dort bis heute zusammen mit ihrer Herzensdame und den zwei gemeinsamen Katzen. Sie schloss zwei Bachelorstudien in Germanistik und Komparatistik ab und schreibt ihre Masterarbeit in Älterer Deutscher Literatur.
Unter ihrem Klarnamen veröffentlichte sie mehrere kürzere Texte wie Essays, Kurzgeschichten und Gedichte im Rahmen von Anthologien. Neben dem Schreiben liest sie sehr viel und lernt Sprachen.
Sie ist Mitglied im PAN, dem Phantastik – Autoren – Netzwerk e.V.
Quellen:
- Eleanor Bardilac, Knochenblumen welken nicht, Knaur Taschenbuch, Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München, 2021
- www.phantastik-autoren.net
- www.droemer-knaur.de
Bilder:
- Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Droemer Knaur GmbH & Co.KG
- Foto der Autorin. Copyright: Daniel Pold. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Droemer Knaur GmbH & Co. KG
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