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Die Gespenster – Dritter Teil – 29. Erzählung

Die Gespenster
Kurze Erzählungen aus dem Reich der Wahrheit von Samuel Christoph Wagener
Allen guten Schwärmern, welchen es mit dem Bekämpfen und Ablegen beunruhigender Vorurteile in Absicht des Geisterwesens ernst ist, liebevoll gewidmet von dem Erzähler Friedrich Maurer aus dem Jahr 1798
Dritter Teil

Neunundzwanzigste Erzählung

Das Gespenst auf dem Grab zu Malchow

Maria, geborene Witte, nun verwitwete Schneidermeisterin Schulze, zu Prenzlau, war vor ungefähr 40 Jahren zu Malchow Kammerjungfer und besuchte eines Abends ihre Eltern, die am Ende dieses Dorfes wohnten.

Der nächste Weg dahin führte über den Kirchhof. Bei ihrer Rückkehr bemerkte sie auf einem frischen Grab etwas Weißes, welches sie aber, da sie eben nicht furchtsam ist, keiner Aufmerksamkeit würdigte. Als sie indessen dem Grab näher kam, richtete das weiße Etwas sich auf, erschien in sitzender Menschengestalt und blickte die vorübereilende Erschreckende starr an, ohne ein Wort zu sagen.

Diese kommt daher leichenblass und sprachlos im Haus ihrer Herrschaft an.

Nachdem sie sich etwas erholt hatte, erzählte sie, welch eine sonderbare Erscheinung sie gehabt habe. Mehrere gingen nun hin, das Gespenst zu sehen, fanden aber keine Spur mehr davon.

Des folgenden Tages kam der Wolter Schmidt, um Jungfer Witte, des verursachten Schrecks wegen, um Verzeihung zu bitten.

Um ihn von heftigen Zahnschmerzen zu befreien, hatte man ihm geraten, sich mit dem kranken Backen auf ein frisches Grab zu legen. So bekomme, hieß es, der Verstorbene anstelle des Kranken die Zahnschmerzen. Dies müsse aber schweigend geschehen, wenn das Mittel anschlagen solle, welchen Umstand er auch keineswegs aus der Acht gelassen habe.

»Denn sagt, was tut man nicht, ein Übel los zu sein.«

Und das war die Ursache, warum er der lieben Jungfer Witte keine Nacht habe wünschen können.