Kriminalakte 7 – Der Glaskäfigmörder
Dies ist die Kriminalakte von Robert J. Maudsley.
Sie ist nicht besonders umfangreich, weil er bereits nach seinem ersten Mord verhaftet und verurteilt wurde und seither im Gefängnis sitzt. Sie ist aber so außergewöhnlich, dass dieser Mann, der sein Leben seit dem Jahre 1974 hinter Gittern verbringt, auch heute noch für Schlagzeilen sorgt.
Und das nicht nur in seinem Heimatland.
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Robert John Maudsley wurde am 26. Juni 1953 in Speke, einem Ortsteil von Liverpool, knapp 8 Meilen vom Stadtzentrum entfernt, als viertes von zwölf Kindern des Ehepaars Maudsley geboren. Schon bald nach seiner Geburt wurde er zusammen mit drei seiner Geschwister wegen »elterlicher Vernachlässigung« in das von Nonnen betriebene katholische Waisenhaus Nazareth House gebracht, wo er den Großteil seiner Kindheit verbrachte. Er war dann etwas älter als 8 Jahre, als den Eltern erlaubt wurde, ihn und die drei anderen Geschwister wieder nach Hause zu holen. Wie sich später herausstellte wurde Robert von seinem Vater körperlich brutal misshandelt und sexuell missbraucht.
Das war auch der Grund, warum er im Alter von 16 Jahren von zu Hause weglief und nach London ging, wo er drogenabhängig und wegen wiederholter Selbstmordversuche immer wieder in psychiatrischen Krankenhäusern untergebracht wurde.
Dort teilte er den Ärzten stets mit, dass er wiederholt Stimmen in seinem Kopf wahrnehme, die ihm befehlen würden, seine Eltern zu töten. Um seinen Lebensunterhalt und vor allen Dingen seine Drogensucht zu finanzieren, trieb er sich in der Homosexuellenszene herum und bot sich dort als rent boy an. In dieser Zeit entwickelte er einen unbändigen Hass auf Pädophile, der sich mit der Zeit immer weiter anstaute, bis dieser am 14. März 1974 in einer Scheußlichkeit aus ihm herausbrach, die alles bisher Dagewesene an Morden übertraf.
An diesem Tag sicherte sich der Arbeiter John Farrell die sexuellen Dienste von Robert Maudsley.
Bevor es aber zum Körperkontakt kam, zeigte der 30-Jährige Maudsley mehrere Bilder, auf denen zu sehen war, wie Erwachsene sexuelle Handlungen an Kindern vornehmen.
Maudsley fiel wie im Wahn über den Arbeiter her und richtete ihn so zu, dass dieser nicht mehr als Mensch zu erkennen war.
Beamte der zuständigen Mordkommission sagten später, dass das, was von Farrell noch übrig geblieben war, so ähnlich ausgesehen hatte wir der Inhalt der Blechwanne im Schlachthaus, wo die Innereien und Gehirne der getöteten Tiere gesammelt wurden, um sie später zu entsorgen.
Maudsley wurde wegen dem Mord zu lebenslanger Haft verurteilt und wegen der unvorstellbaren Grausamkeit, mit der er die Tat begangen hatte, in die Hochsicherheitsanstalt Broadmoor Hospital für psychisch gestörte Kriminelle verlegt.
Dann kam das Jahr 1977, das Jahr, in dem er herausfand, dass der 26-jährige David Francis, ein Mithäftling, den er kennengelernt hatte, sich in Broadmoor befand, weil er zu einer Haftstrafe wegen sexueller Kindesmisshandlung verurteilt war.
Zusammen mit David Cheseman, einem Zellennachbar, der ebenfalls eine Aversion gegen Pädophile hatte, schlich er sich am 26. Februar 1977 in die Zelle von Francis, verbarrikadierte diese und folterte Francis neun Stunden lang auf bestialische Weise. Er rammte ihm unter anderem einen Löffel mit solcher Wucht ins Ohr, dass sich die Spitze des Griffs in sein Gehirn bohrte. Trotz der Autopsie der Leiche ist es bis heute ein Rätsel, wie Francis ob dieser unvorstellbaren Qualen so lange am Leben bleiben konnte.
Aus Sicherheitsgründen wurde Maudsley nach dieser Tat in das Hochsicherheitsgefängnis von Wakefield in der Nähe von Manchester gebracht.
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Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass ausgerechnet dieses Hochsicherheitsgefängnis jener Ort werden sollte, an dem Maudsley seinen Blutrausch bis zum finalen Exzess ausleben würde. Gegen Mittag des 29. Juli 1978 lockte er Salney Darwood, einen 46-jährigen Frauenmörder unter einem Vorwand in seine Zelle. Dort schnitt er ihm die Kehle durch und versteckte den Toten unter seinem Bett. Anschließend schlich er sich in die Zelle von William Roberts, der wegen sexueller Übergriffe auf ein siebenjähriges Mädchen inhaftiert worden war.
Er hackte ihm den Schädel auf und stieß den Kopf mehrmals gegen das Zellengitter.
Danach ging er seelenruhig zum Mittagessen und sagte dort zu einem der Wärter, dass heute Abend zwei Leute weniger beim Abendessen dabei sein würden.
Später offenbarte der Wärter der Presse, was geschehen war.
»Wir gingen in die Zelle und fanden die Toten, beides Sexualstraftäter. Der Kopf eines Mannes war oben aufgeplatzt wie ein gekochtes Ei. Im Schädel steckte ein Löffel. Ich bin mir sicher, dass Maudsley von seinem Hirn gegessen hat.«
Eine britische Tageszeitung gab ihm den Namen Hannibal, der Kannibale, in Anlehnung an den Serienmörder Hannibal Lecter aus dem Film Das Schweigen der Lämmer.
Maudsley war genau wie die Romanfigur hochintelligent. Er besaß einen überdurchschnittlichen IQ und war Mitglied der Mensa, einem Zusammenschluss von Hochbegabten.
Danach wurde er von den Behörden als für zu gefährlich eingestuft, um noch Teil der allgemeinen Gefängnisbevölkerung zu sein, und im Keller des Gebäudes in eine Einzelzelle gesperrt.
Indessen Maudsley dort seine weitere Haftstrafe absaß, wurde in dem Kellergewölbe damit begonnen, eine Spezialzelle für ihn zu bauen, die er nach dem Willen der Richter, die ihn verurteilt hatten, erst nach seinem Tod wieder verlassen sollte.
Dazu wurden zwei Zellen zusammengelegt, auf eine Größe von 5,5 bis 4,5 Meter ausgebaut und vollständig mit Panzerglas versehen, sodass die Beamten jederzeit jede Bewegung des Häftlings mit der Nummer 467 637 beobachten können.
Die Zelle gleicht einem riesigen Glaskäfig.
Essen und andere Gegenstände werden ihm durch eine speziell gesicherte Schleuse gereicht.
Er darf nur eine Stunde am Tag seine Zelle verlassen und von sechs Vollzugsbeamten begleitet einen streng gesicherten Flur von 20 Fuß Länge und einer Breite von 12 Fuß ablaufen.
Die anderen 23 Stunden des Tages muss er seit 1983 in eben dieser Zelle verbringen.
Kontakt zu anderen Gefangenen ist ihm seither ebenfalls untersagt.
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Im Jahr 2000 sorgte der damals 47-jährige mit einer Reihe von Briefen, in denen er sich über seine Haftbedingungen beklagte, für Aufsehen. Er bat darin um CDs mit klassischer Musik, ein Fernsehgerät, Bilder und Körperpflegeartikel.
Seine Anfragen wurden bis heute alle abgelehnt.
»Warum kann ich keinen Wellensittich haben? Schenkt mir einen, ich verspreche, ihn zu lieben und werde ihn auch nicht essen.«
Als diese Bitte später ebenfalls abgelehnt wurde, äußerte er den Wunsch nach einer Zyankalikapsel, um sich selbst zu richten, aber auch das wurde ihm verwehrt.
Robert John Maudsley wird dieses Jahr 69.
Er wird seine Zelle in diesem Leben nie mehr verlassen können.
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