Jim Buffalo – 6. Abenteuer – Kapitel 5
Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Der Läufer von Marathon
Jim Buffalos 6. Abenteuer
5. Kapitel
Der Kampf um den Läufer von Marathon
Als die Teufelsmaschine in die Gegenwart zurückkehrte, war es drei Uhr nachmittags geworden.
»Damned!«, stieß Buffalo hervor. »Um halb drei hat der Wettlauf begonnen! Wir haben uns dreißig Minuten zu lange in der Vergangenheit aufgehalten. Duncan ist schon unterwegs! Wir müssen ihm nach. Er hatte Befürchtungen, dass Sir Hannibal Ferry irgendeine Teufelei gegen ihn plane – das müssen wir, wenn sich des Baronets Ahnung erfüllen sollte, unbedingt verhindern!«
Buffalo jagte bald mit der Teufelsmaschine über die Wüste, der Pyramide von Gus-Rah zu.
Die Sonne brannte in furchtbarer Glut.
»Eigentlich ist es kein Sport, sondern eine Schinderei, die Menschen in dieser sengenden Hitze zehn Kilometer im Laufschritt durch die Wüste zu jagen!«, ließ sich Dufferin vernehmen. »Es sollte mich gar nicht wundern, wenn dieser und jener unterwegs den Kampf aufgibt!«
Buffalo nickte.
»Dafür ist gesorgt«, sagte er. »Für den Fall, dass dieser oder jener der Läufer zusammenbricht, ist einem jeden von der Britischen Sportvereinigung ein berittener Mann mitgegeben worden, der im Falle eines Versagens den Läufer auf sein Pferd nimmt und ihn zurückbringt.«
Jim Buffalo hatte kaum geendet, als ein Reiter auftauchte, der ihnen entgegenkam. Im Vorbeifahren erkannten sie Gerardi, den Italiener, den der Reiter vor sich in den Sattel genommen hatte.
»Der erste Schlappmacher«, bemerkte Jim Buffalo und lächelte.
Das gleiche Schauspiel wiederholte sich noch zweimal. Der Engländer Fluke und der Deutsche Steffens wurden von den Berittenen zurückgebracht.
Jetzt lief einzig und allein noch Duncan um den Preis! Würde es ihm gelingen, die gewaltige Strecke im heißen Wüstensand in der vorgeschriebenen Zeit zu bewältigen?
Die Teufelsmaschine jagte weiter.
Plötzlich tauchte der Gesuchte auf.
Er lief mit ungebrochener Kraft, hinter ihm ritt der Begleiter.
»Noch zwei Kilometer bis zur Pyramide!«, rechnete Buffalo schnell. »Zehn Minuten stehen ihm noch zur Verfügung. Wenn er an dieser Zeit keine einzige Sekunde durch irgendein Ereignis verliert, wird er den Preis erringen!«
Plötzlich zuckte Buffalo zusammen. Er hatte eine sonderbare Entdeckung gemacht.
Ihm fiel auf, dass der Reiter den Speer lockerte, den er bisher, wie es Landessitte war, im Stiefelschaft trug. Nun hob er ihn auf.
»Teufel!«, schrie Buffalo auf. Eine furchtbare Ahnung stieg in ihm auf. Sollte sich des Baronets Ahnung doch noch erfüllen? Sollte Sir Hannibal Ferry den Mann da auf dem Pferd für seine Ziele gewonnen haben?
Blitzschnell riss er ein Lasso hervor, das er, wie alle Waffen und Verteidigungsmittel, stets in der Teufelsmaschine mit sich führte. Lebend musste er den Mann haben! Lebend deswegen, weil er für Duncan einen Zeugen gegen den heimtückischen Sir schaffen wollte.
Dufferin erkannte wie Jim Buffalo die Gefahr, in der Duncan schwebte. Wortlos ergriff er das Steuer der Teufelsmaschine, während sich Jim Buffalo hoch aufrichtete.
Sekunden noch, dann musste das Grausige geschehen – da sauste das Lasso durch die Luft …
Duncan ahnte nicht, was in diesen Sekunden hinter seinem Rücken vorgegangen war. Und das war gut so, denn hätte er auch nur eine Sekunde verloren, er hätte die Pyramide von Fus-Ra nicht in der vorgeschriebenen Zeit erreicht.
So aber kam er pünktlich halb vier Uhr am Ziel an, von den Jubelrufen der versammelten Sportfreunde begrüßt. Sir Hannibal Ferry war nicht darunter. Erst jetzt vermisste man den berittenen Begleiter.
Noch als man sich in Vermutungen erging, erschien die Teufelsmaschine. Die Bestürzung der Anwesenden fand keine Grenzen, als Jim Buffalo berichtete. Seine Absicht, den Schurken lebend in die Hand zu bekommen, war vereitelt worden; der Reiter hatte sich beim Sturz vom Pferd das Genick gebrochen.
Als Baronet Duncan erfuhr, dass es Jim Buffalo gewesen war, der ihm das Leben gerettet hatte, drückte er diesem herzlich die Hand.
»Ich werde Ihnen den Dienst, den Sie mir geleistet haben, nie vergessen«, sagte er schlicht. »Niemand anders als Sir Hannibal Ferry steckte hinter dieser Teufelei!«
»Wir werden ihn im Auge behalten«, erwiderte Jim Buffalo mit einem Nicken.
Zwei Tage später begaben sich Buffalo und Dufferin nach New York zurück, während Duncan nach Kairo fuhr.
Als Band 7 dieser Reihe erscheint:
Der geheimnisvolle Felsen