Jim Buffalo – 6. Abenteuer – Kapitel 4
Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Der Läufer von Marathon
Jim Buffalos 6. Abenteuer
4. Kapitel
Die verschwundene Wüstenstadt
»Die schwarzen Zahlen bedeuten die Zeit nach Christi Geburt«, erklärte Jim Buffalo, »während die roten Zahlen die Zeit vor Christi Geburt anzeigen! Professor Sinclair hat behauptet, dass Fitri im Jahre 78 vor Christi noch gestanden hat – wir werden es gleich wissen, ob seine Behauptung stimmt.«
Eine Drehung an einer kleinen Scheibe bewirkte, dass die Tafel nun Jahr für Jahr und nicht wie vorher nur die Jahrhunderte anzeigte.
69 – 70 – 71 – 72 – 73 – 74 – 75 – 76 – 77 –
»Halt!«, rief Buffalo und drückte den Hebel hinab. Im gleichen Augenblick verlor die Maschine das Zittern. Als Jim Buffalo nun den Knopf berührte, der die Panzerdecke automatisch zurückweichen ließ, sagte er nur noch: »Wir befinden uns jetzt in einem Zeitalter, welches 2000 Jahre vor dem unseren liegt!«
Ein herrlicher Anblick bot sich unseren Freunden. Rings um sie herum wogte ein mannshohes Grasmeer – blühende Büsche und berauschend duftende, großknospige Blumen standen zu Tausenden umher.
»Das … das … ist … die … Wüste?«, stammelte Dufferin.
Buffalo nickte.
»Ein Zeichen, dass nicht immer ein Sandmeer diesen Erdteil bedeckte! Doch wo ist Fitri?«
Von einer Stadt war nichts zu entdecken.
»Professor Sinclair wäre also schon widerlegt«, konstatierte Jim Buffalo. »Im Jahre 78 vor Christi ist bereits von Fitri nichts mehr zu erblicken.«
Er holte den fotografischen Apparat hervor und machte einige Aufnahmen.
»Weiter«, murmelte er dann, »jetzt wollen wir Professor Norway auf die Finger sehen! Er hat behauptet, dass Fitri im Jahre 1250 nicht mehr zu finden war. Wir werden es gleich wissen!«
Die Teufelsmaschine schloss sich wieder und jagte in die Vergangenheit weiter zurück. Als man das 1250. Jahr erreichte, stoppte Buffalo ab.
Die Gegend war mit der, wie sie im Jahre 78 ausgesehen hatte, kaum zu vergleichen, und doch war es die gleiche, denn die Teufelsmaschine veränderte während ihrer Fahrten in Zukunft und Vergangenheit ihren Standort nicht.
Wohl waren hier und da noch Grasbüschel und niedrige Sträucher zu entdecken, doch überwog in der Mehrzahl felsiges Gestein.
»So verändert sich das Aussehen der Welt in ein paar lumpigen Jahrhunderten!«, bemerkte Buffalo. »Aber Norway hat recht, von Fitri ist nichts zu erblicken. Nun wäre die dritte Behauptung zu kontrollieren: Laut Professor Norway soll Fitri im Jahre 1800 vor Christi zerstört worden sein. Also weiter!«
Und wieder durchbrauste die Teufelsmaschine die Zeit.
1300 – 1400 – 1500 – 1600 – 1700 …
Buffalo drückte den Hebel herunter. Die Panzer schoben sich zurück. Nun, als die Männer umherblickten, stießen sie Rufe des Erstaunens aus.
Ein schier unendliches Hüttenmeer breitete sich vor ihnen aus.
»Das ist Fitri!«, stammelte Dufferin.
Buffalo sagte nichts. Sein Blick heftete sich auf die Stadt und schien sich an ihr festsaugen zu wollen.
Nackte braune Menschen liefen wie in einem brodelnden Hexenkessel durcheinander.
Die Teufelsmaschine stand hinter einem weit verrankten Busch, sodass sie nicht gesehen werden konnten.
Die Schreie der Menschen drangen bis zu ihnen herüber. Zu gleicher Zeit vernahmen sie ein dumpfes Brummen, das aus dem Erdinnern zu kommen schien.
Ehe jedoch Jim Buffalo seine Vermutung aussprechen konnte, geschah schon das Entsetzliche.
Die Erde begann zu zittern.
»Erdbeben!«, schrie Dufferin auf.
Im selben Augenblick wurde der Ort, an dem die Teufelsmaschine stand, auch schon emporgehoben, während sich die Stätte, auf der sich die Stadt erhob, hinabsenkte.
»Fort!«, stieß Buffalo hervor – und keine Sekunde zu früh berührte er den Hebel, der die Teufelsmaschine wieder in Fahrt brachte.
Erst als die roten Ziffern in der Tafel den schwarzen Platz machten, atmeten die Männer wie von einem Alpdruck erlöst auf.
»Die Stadt wurde im Jahre 1250 vom Erdboden verschlungen«, murmelte Jim Buffalo. »Professor Norway hat recht behalten!«