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Jim Buffalo – 6. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Der Läufer von Marathon
Jim Buffalos 6. Abenteuer

3. Kapitel

An Ort und Stelle

Zwischen den drei Männern knüpfte sich während der Überfahrt auf der Bishop ein herzliches Freundschaftsband. Oft saßen sie stundenlang beisammen und erzählten sich Abenteuer aus ihrem Leben, von denen stündlich die übrige Welt voll Bewunderung sprach.

Kurz vor Beendigung der Seereise machte Duncan eine Entdeckung, die ihn etwas beunruhigte. Er hatte nämlich Sir Hannibal Ferry entdeckt! Wollte der Sir den Wettkämpfen persönlich beiwohnen oder plante er gegen ihn eine Teufelei? Das Letztere war wohl hauptsächlich der Grund und Duncan musste einsehen, dass ihm, solange er nicht die 218. Aufgabe gelöst hatte, von dieser Seite her große Gefahr drohte.

Er teilte Jim Buffalo seine Vermutung mit.

»Ich werde den guten Mann ein wenig im Auge behalten«, meinte dieser. »Solange Dufferin und ich in der Nähe sind, soll der Schurke keinerlei Gelegenheit zu einer Teufelei gegen Sie finden!«

Just ging Sir Hannibal Ferry vorüber.

Die Männer tauschten kühle Grüße aus. Jim Buffalo aber hatte dieser kleine Moment des Vorbeigehens genügt, um in Sir Ferrys Augen ein fanatisches Glühen zu sehen.

 

*

 

Zwei Tage waren so vergangen.

»So«, murmelte Jim Buffalo, als er, mit Dufferin in der Teufelsmaschine sitzend, die Pyramide von Gar el Hama erreichte. »Nun noch drei Kilometer südwärts, dann stehen wir auf der Stelle, wo sich vor Jahrtausenden die Wüstenstadt Fitri erhoben hatte.«

Die Teufelsmaschine hatte ihren Stahlpanzer über den Sitzen geöffnet, sodass die beiden Männer einen weiten Blick über das hügelige Sandmeer hatten. Bewundernd betrachteten sie die Pyramide, die einen trefflichen Beweis dafür gab, was die alten Ägypter für gigantische Baukünstler gewesen waren.

»Und doch ruht ein Fluch auf diesem Überbleibsel einer vergangenen Kultur«, murmelte Jim Buffalo, »denn ich sehe im Geist die unglücklichen Sklaven, die für den jeweiligen Pharao im Schweiße ihres Angesichts in harter Fronarbeit den Bau errichteten und dafür wie Tiere behandelt wurden.«

Dufferin antwortete nicht. Seine Blicke flogen zu der Oase hinüber, wo sich eine Gruppe von 20 bis 30 Menschen eingefunden hatte.

»Was ist das dort?«

»Der Wettlauf von Pyramide zu Pyramide wird bald seinen Anfang nehmen. Das dort sind teils Veranstalter, teils die gemeldeten Läufer. Wie ich erfahren habe, wird es keine große Konkurrenz geben. Außer dem Baronet, der sich auch dort drüben befindet, haben sich nur noch drei andere Bewerber gemeldet. Der Engländer Fluke, der Deutsche Steffens und der Italiener Gerardi. Wem es von diesen vieren gelingt, die zehn Kilometer – ein verteufelter Weg in Wüstensand und Sonnenglut – in einer Stunde zu durchlaufen, erhält den Preis.«

Der Inspektor sah zur Uhr.

»Wir haben dem Baronet versprochen, bei dem Wettlauf in seiner Nähe zu sein«, sagte er. »Sie wollen doch aber jetzt gleich in die Vergangenheit fahren!«

»Der Wettlauf beginnt in einer Stunde – in dieser Zeit sind wir bereits in Fitri gewesen und wieder zurück, sodass wir also den Wettlauf gut überwachen können!«

Die Teufelsmaschine sauste drei Kilometer über den Sand, bis Jim Buffalo die Bremse zog.

»Jetzt aufgepasst«, sagte er, »unsere Fahrt beginnt!«

Die Panzerung schloss sich völlig. Buffalo drückte einen Hebel herauf. Die Maschine begann zu zittern. Mit einem Schlag verschwand der Lichtschein, der bisher noch durch die Schießscharten und das Führungsfenster gefallen war, und machte tiefer Finsternis Platz.

Über dem Steuerrad hing eine Glastafel, in der sich andauernd Zahlen veränderten: 1922 – 1822 – 1722 – 1622 – 1522 – 1422 – 1322 – 1222 – 1122 – 1022 – 922 …

»1922 bis 922«, murmelte Jim Buffalo, »wir haben in zehn Minuten zehn Jahrhunderte rückwärts durchrast!«

Immer weiter tickte die Tafel.

822 – 722- 622 – 522 – 422 – 322 – 222 – 122 – 22 …

In demselben Augenblick, in dem die Zahl auf 1 stand, wechselten die Ziffern ihre Farbe und zeigten jetzt ein dunkles Rot.