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Das Buch vom Rübezahl – Teil 10

Das Buch vom Rübezahl
Neu erzählt von H. Kletke
Breslau, 1852

11. Wie Rübezahl das Fluchen verleidet

Gottloses Fluchen konnte Rübezahl durchaus nicht leiden, wie er es an einem Fuhrmann, der in der Nähe des Gebirges wohnte, hinlänglich bewiesen hatte. Derselbe hatte sich vom Stell­macher ein neues Wagenrad geholt, welches er vor sich hin zur Schmiede rollen wollte. Wie nun das Rad ins Laufen kam und er so rasch hinterdrein musste, wurde er von solcher ungewohn­ten Bewegung ganz ermüdet, ergriff das Rad, stellte es an einen Baum, setzte sich nebenbei auf den Rasen und schlief ohne Weiteres ein. Als er nach einer guten Weile wieder aufwachte und sein Rad weiter zu rollen gedachte, wollte sich dasselbe anfangs gar nicht regieren lassen, wendete sich bald auf diese, bald auf jene Seite oder legte sich flach auf den Boden. Der Fuhrmann, welcher wie toll darüber wurde und in ein gräuliches Schimpfen und Fluchen ausbrach, richtete gleich­wohl das Rad allezeit wieder auf, bis es plötzlich ganz von selbst zu laufen anfing und er keuchend und schwitzend es kaum noch erfassen konnte.

Darauf nahm er sich vor, es nicht wieder aus den Händen zu lassen, war aber kaum ein wenig fortgerückt, als sich das Rad mit Gewalt nieder­legte. Wie nun der Fuhrmann zornig und scheltend es wieder aufrichten wollte, zog es ihn plötz­lich über sich, sauste wie der Wind dem Gebirge zu, warf ihn in einen Sumpf und verschwand. Der Fuhrmann hatte alle Mühe, sich da herauszuarbeiten und wieder nach Haus zu gelangen, hatte sich auch dieses geschwinden Fuhrwerkes nim­mer gerühmt.