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Jim Buffalo – 5. Abenteuer – Kapitel 3

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Eine teuflische Milliardärin
Jim Buffalos 5. Abenteuer

3. Kapitel

Ein teuflisches Weib

Er fand die Milliardärin unter Decken liegend auf der Chaiselongue.

»Mrs. Dealer befand sich in einem Zustand grenzenloser Niedergeschlagenheit«, flüsterte eine ältere Frau, die, wie Jim Buffalo annahm, die Leibdienerin der Milliardärin war.

»Sie schläft?«, gab Jim Buffalo fragend zurück.

»Das will ich nicht sagen«, erhielt er zur Antwort. »Aber Mrs. Dealer ist völlig geistesabwesend. Zuerst der Vater, dann der Sohn.«

In diesem Augenblick scholl von nebenan lustiges Kindergeschrei herüber.

»Was ist das?«

»Das ist Eddie. Der Letzte der Familie Dealer!«

»Ah – der zweijährige Knabe?«

»Ja.«

Jim Buffalo nickte. Dann befahl er kurz: »Lassen Sie mich jetzt mit Ihrer Herrin allein!«

Die Dienerin warf den Kopf zurück. »Das darf ich nicht!«

»Ich zähle jetzt bis drei, und wenn Sie bis dahin nicht draußen sind, so wie ich es Ihnen befehle, werde ich Sie gewaltsam entfernen!«

Eingeschüchtert ging die Frau hinaus. An dem Knacken der Dielen erkannte Buffalo, dass sie draußen horchte.

»Mrs. Dealer«, wandte er sich an die mit geschlossenen Augen daliegende Witwe. »Hören Sie mich?«

Matt schlug sie die Augen auf. Als sie den Mann neben ihrem Lager erblickte, ließ sie einen leisen Schrei hören.

»Mein Name ist Jim Buffalo«, sagte unser Held schnell. »Ich möchte nur in der Angelegenheit Ihres Herrn Sohnes einige Fragen an Sie richten, um deren möglichst genaue Beantwortung ich bitte!«

»Fragen Sie«, stöhnte sie auf.

»Wann haben Sie dieses Zimmer zum letzten Mal verlassen?«

»Vor einer Stunde, als ich von der neuen furchtbaren Tat erfuhr. Ich war gerade noch beim Ankleiden, als mich die Kunde erreichte. Ich bin dann in meines Sohnes Zimmer gelaufen, wo ich aber ohnmächtig wurde. Man brachte mich hierher zurück, und seitdem bin ich hier.«

»Hm – warum belügen Sie mich, Mrs. Dealer?«

Die Milliardärin schnellte hoch.

»Herr! Was erdreisten Sie sich?«

»Ich erdreiste mich, Sie zu fragen, was Sie vor wenigen Minuten in dem Zimmer Ihres Sohnes herumzuschleichen hatten?«

Mit einem Ruck flogen Decken und Kissen zur Seite. Mrs. Dealer sprang auf.

Mit eisernem Antlitz stand Jim Buffalo vor ihr. Jetzt deutete er auf ihre Hand.

»Ich rate Ihnen«, sagte er kalt, »das nächste Mal Ihren kostbaren Brillantring abzulegen, wenn Sie auf geheimen Pfaden wandeln!«

Deutlich hatte er den blitzenden Ring wiedererkannt, den die weiße Hand an der Portiere getragen hatte.

Mrs. Dealer war leichenblass geworden.

Jim Buffalo setzte alles auf eine Karte, als er fortfuhr: »Ich würde Ihnen raten, noch heute ein umfassendes Geständnis abzulegen, warum Sie Ihren Gatten und Ihren Sohn ermordeten!«

Da klang ein Zischen von ihren Lippen.

»Sie halten mich für die Mörderin?«

»Allerdings!«

Sie lachte höhnisch auf.

»Sie irren«, sagte sie dann. »Der Mörder steht hinter Ihnen!«

Jim Buffalo wandte sich blitzschnell um. Kein Mensch war zu sehen.

Im selben Augenblick jedoch erhielt er einen furchtbaren Schlag auf den Hinterkopf …

 

*

 

»Damned! Wo mag Jim Buffalo stecken?«, knurrte Dufferin, als er, von vergeblicher Durchsuchung in schlechtester Laune zurückkehrend, die Empfangshalle betrat.

»Er hat sich zu Mrs. Dealer begeben«, entgegnete Dawson und berichtete, wie Jim Buffalo vor zwanzig Minuten erschienen war und einen Diener beauftragt hatte, ihn zu der Milliardärin zu führen.

Der Inspektor ging hinauf. Als ihn die alte Dienerin in das Zimmer der Witwe führte, fand er diese auf der Chaiselongue liegend vor.

»War ein Herr namens Buffalo bei ihnen?«, erkundigte sich Dufferin.

Die Milliardärin nickte.

»Er richtete einige Fragen an mich und verabschiedete sich dann.«

»Ah – er ist schon wieder fort?«

»Gewiss … Hallo, Betsy, wohin ist der Sir gegangen, der vor wenigen Minuten hereinkam?«

Die Leibdienerin berichtete, dass Jim Buffalo wieder die Treppe hinuntergegangen sei. Wohin, das wisse sie auch nicht.

Als Jim Buffalo nach drei Stunden noch immer nicht erschien, schüttelte Dufferin unwillig den Kopf.

Er postierte vier Policemen als Bewachung der Teufelsmaschine auf der Straße und kehrte dann mit Dawson in die Detektivzentrale zurück.

Wie bei dem Verbrechen an dem alten Dealer, so hatte er auch heute nicht die geringste Spur finden können, die auf den unheimlichen Täter schließen ließ.