Die Gespenster – Dritter Teil – 12. Erzählung
Die Gespenster
Kurze Erzählungen aus dem Reich der Wahrheit von Samuel Christoph Wagener
Allen guten Schwärmern, welchen es mit dem Bekämpfen und Ablegen beunruhigender Vorurteile in Absicht des Geisterwesens ernst ist, liebevoll gewidmet von dem Erzähler Friedrich Maurer aus dem Jahr 1798
Dritter Teil
Zwölfte Erzählung
Die Unsicherheit der Hohlwege
W… hatte sich in G… zu lange verweilen müssen und konnte erst um Mitternacht nach Hause reiten. Zwar hatte er ein sicheres Pferd; desto auffallender war es ihm indessen, als es in einem Hohlweg zurückwich und, aller Peitschenhiebe ungeachtet, keinen Schritt weiter gehen wollte.
Nun sage mir einer, dachte W…, dass es in diesem fatalen Hohlweg nicht unsicher sei: Wo Pferde stutzen, da war es noch nie recht richtig.
Der Mond war schon zurückgewichen und das Licht erleuchtete nur einen Teil des Weges. Er stieg vom Pferd und führte es. Bald stieß er mit dem Fuß an etwas, er fasste Mut, griff zu und bekam etwas Haariges in die Hand, das sich bewegte. Das Pferd wich zurück und die Angst trieb ihn demselben nach.
Sollte es doch wahr sein, dachte er, dass die Mitternachtsstunde für Reisende gefährlich ist?
Noch einmal wagte er, forschend zurückzublicken, sah etwas allmählich sich erheben, die langen Ohren in die Höhe strecken und hörte zugleich einen bekannten Ton.
Es war des Müllers auf dem Feld zurückgebliebener Esel.
W… erinnerte sich, dass die Mühle in der Nähe sei und freute sich über seine Entdeckung.