Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Dreizehn Jahre im Wilden Westen – Kapitel XXXIV

Dreizehn Jahre im Wilden Westen
Oder: Abenteuer des Häuptlings Sombrero
Nürnberg, 1877

XXXIV. Übersiedlung nach Wild Horse Station. Sintflut. Viehhandel. Mein zoologischer Garten. Starkriechender Besuch. Geier als Proviantmeister. Zweikampf mit dem Kranich. Antilopenjagd

Am Arkansas River sind sehr viele Vieh-Ranchos. Ich musste auf jeder ein bis vier Tage bleiben, um das Gebiet nach meinem Vieh zu durchstreifen, fand auch überall einige Stück, bis ich zuletzt den Rest aus dem Staat Kansas herausholte. Dann kehrte ich um und ging den Arkansas River wieder hinauf bis an die Mündung des Big Sandy. Diesem Fluss folgte ich aufwärts bis nach Kit Carson und erreichte nach langer Abwesenheit mein Landschloss wieder, wo die Tür noch aufstand, gerade wie ich es verlassen hatte. Bald hatte ich auf der Ranch alles in Ordnung gebracht und konnte nun der Ruhe pflegen, da das Wetter warm geworden war und weder Vieh noch Pferde sich weit vom Wasser entfernten. Einige junge Kühe hielten sich in der Nähe meines Dugouts auf. wenn ich bei Tag abwesend war, kam es oft vor, dass sie sich auf dem Dach meines Hauses belustigten, bis eines Tages zwei Kühe durchbrachen und zum großen Schaden meines Teeservices mit einem Teil des Daches in das Zimmer fielen. Abends beim Nachhausekommen fand ich die ganze Bescherung im Zimmer. Nachdem ich einer zweijährigen Kuh aus den Ruinen herausgeholfen hatte, ging sie zum Dank gleich auf mich los, sodass ich hinter meinen Kamin flüchten musste.

Da mein Prinzipal eine andere Ranch in der Nähe von Wild Horse Station, zwölf Meilen von Kit Carson, besaß, welche für den Sommer geeigneter war, so beschloss ich, meine Residenz dorthin zu verlegen. Ich ließ mir deshalb den Wagen von der Stadt kommen, zog meine Möbel unter den Ruinen hervor, lud alles auf, trieb meine Pferde zusammen und bald waren wir auf dem Weg zu dem Haus. Dieses war ebenfalls eine Dugout. Fünf Schritte von der Tür war ein kleiner Weiher, achtzehn Fuß tief, der von dem Fluss unterirdisch gespeist wurde, auch keinen sichtbaren Abfluss hatte, aber von zahlreichen Schildkröten und anderen Ungetümen bewohnt war. Da aber der Baumeister meinen Zimmerboden tiefer als die Oberfläche des Wassers im Weiher gegraben und Gofers (eine Art Maulwurf) und andere Tiere Gänge von meinem Zimmer zum Ufer hergestellt hatten, so geschah es, dass während eines heftigen Regens in der Nacht der See um vier bis fünf Fuß anstieg. Ich wurde durch das Rauschen eines Stromes vom Schlaf erweckt, welcher sich durch einen dieser unterirdischen Gänge in mein Schlafgemach ergoss, und hatte gerade Zeit genug, um meine Kleider unter den Arm zu nehmen und zur Tür hinaus zu waten, ehe das Haus voll Wasser war. Hier saß ich auf einem Hügel, die Hände ringend, denn meine schönen Möbel waren ja ruiniert. Glücklicherweise hatte ich beim Entdecken der Gefahr zuerst meine Pfeife und meinen Tabak ergriffen. Ich beruhigte also meine angegriffenen Nerven bald mit einer Pfeife echten Killikennick. Nachdem ich geraucht hatte, kleidete ich mich an und erwartete das Licht des Tages. Sobald es hell war, machte ich verschiedene Tauchversuche und holte meinen Teekessel und die Kochgerätschaften aus der Flut, wobei ich mich mit Molchen und Kröten herumzubalgen hatte. Meine Lebensmittel waren glücklicher Weise unterbracht, sodass sie vom Wasser nicht erreicht werden konnten. So war bald ein kräftiges Frühstück zubereitet, welches man erst recht zu würdigen weiß, wenn man einige Stunden vorher mit Schwimm- und Tauchübungen verbracht hat. Nun sah ich mich nach einer Lokalität für ein neues Haus um, fand solche auch ohne große Mühe in der Form eines Hügels und ging sogleich an die Arbeit, es schön geräumig und bequem auszugraben. Gegen Abend war es vollendet und am Morgen, da ich eine Ladung Bretter zur Hand hatte, machte ich ein gutes Dach darauf, sodass das Vieh nicht mehr in Versuchung kommen sollte, es für einen Spielplatz zu benutzen. Doch mein Kamin, der in Form eines großen Ofenrohres aus der Erde hervorragte, machte ihnen noch viel zu schaffen. Fortwährend wetzten sie ihre Hörner daran, bis ich eine Einzäunung darum machte. Um reines Trinkwasser zu bekommen, senkte ich ein Fass neben dem Weiher in die Erde. Das Wasser sickerte durch den Sand und erhielt mein Fass voll. Da aber die Schildkröten gewöhnlich nachts auf dem Land spazieren gingen und über den Deckel meines Fasses krochen, welcher nicht fest war, so fielen sie nicht selten hinein. Beinahe jeden Morgen hatte ich das Vergnügen, eine große Schildkröte aus meinem Brunnen zu ziehen, zu transchieren und in einem Kessel ganz famose Suppe davon zu kochen. Da ich nun gerade an der Hauptviehstraße wohnte, über welche große Herden Texas-Vieh nach den nördlichen Territorien getrieben wurden, so musste ich diesen Herden das Geleit über mein Gebiet geben und an der Grenze ein scharfes Auge haben, dass sie mir nicht in Gedanken von meinem Vieh mit forttrieben. Dabei handelte ich viel mit diesen Leuten, denn in diesen Herden von zwei- bis dreitausend Stück werden viele Tiere unterwegs lahm, sodass man sie zurücklassen muss. Da es aber besser ist, sie billig abzugeben, als auf dem Wege zurückzulassen und ganz und gar zu verlieren, so bekam ich für ein Stück aus meiner Herde oft drei Stück aus der fremden, welche sich nach einigen Wochen vollständig erholten. Dazu tauschte ich auch mein Schlachtvieh gegen junge einjährige Kühe, sodass sich meine Herde schnell an Zahl verdoppelte. Überdies verlieren sich aus jeder großen Herde hie und da einige, welche ich dann ebenfalls mit der Firma brandete und markierte. Auf diese Art gingen die Geschäfte sehr gut. Ich war oft schon um halb vier Uhr morgens zu Pferde und kehrte bereits um neun Uhr wieder nach Hause zurück. Damit war meine Tagesarbeit vollendet, außer wenn Texas-Herden passierten oder wenn ich zu markieren hatte, was mich dann den ganzen Tag über tüchtig beschäftigte. Ich zog viele junge Vögel auf, die frei in und außer dem Haus umherflogen. Viele fand ich an der Telegrafenlinie, die gegen die Drähte geflogen und einen Flügel gebrochen oder sich anderweitig verletzt hatten, sodass ich genötigt war, in der Ecke meines Salons ein Hospital einzurichten. Mancher Vogel wurde durch meine Behandlung so gut geheilt, dass er wieder fliegen konnte. Bei anderen kam es vor, dass ich Flügelteile, auch hie und da den ganzen Flügel zu amputieren hatte, was ohne die Anwendung von Lachgas geschah. Meistens waren die Patienten in sehr kurzer Zeit wiederhergestellt. So hatte ich oft über vierzig Vögel im Hospital, was fortwährend eine Masse Schlangen und andere blutdurstige Raubtiere in das Haus verleitete. In einer Ecke hatte ich eine kleine Abteilung, in welcher sich eine Anzahl schwer verwundeter und frisch operierter Vögel aller Gattungen befanden. Eines Abends kam ich nach Hause und machte mich sogleich daran, den Vögeln im Hospital noch einmal frisches Wasser zu geben. Ich griff in die schon etwas dunkel gewordene Ecke, um das Wassergefäß herauszuholen, als ich etwas eisig Kaltes berührte und gleich darauf das Klappern einer Schlange hörte. Ich zündete schnell ein Licht an, um die Sache genauer zu untersuchen und sah eine Klapperschlange zusammengeknäult mit einem Vogel im Rachen, den sie schon halb hinuntergewürgt hatte. Neben ihr lagen vier andere Vögel bereits getötet und sie schien vorbereitet, ein ganz frugales Abendmahl zu halten. Sobald ich meine Erscheinung mit dem Licht machte, ließ sie ihre Klappern luftig ertönen, schien über die Störung unzufrieden, arbeitete den halb verschluckten Vogel wieder heraus und machte sich zum Kampf fertig, welcher aber für sie ein schnelles Ende nahm, denn ich hatte meine Pistole in der Hand und sie durch das Gitter gesteckt. Die Schlange machte einen kräftigen Biss nach der Mündung des Revolvers, aber gerade, als sie dachte, sie hätte ihn, drückte ich ab. Ihr Kopf war verschwunden, während der Körper eine Reihe gymnastischer Übungen vollzog. Ich holte sie heraus, hing sie am Hals auf und machte mich daran, ihr die Haut abzuziehen, wobei sie mir mit ihrem Gezappel nach Kräften beistand. Ich bereitete die Haut zu, ließ die Klappern daran hängen und benutzte sie als Band für meinen großen Hut. Da das Zeug aber bei jeder Be­wegung klapperte, so wurde ich oft irre, denkend, ich sei auf eine Klapperschlange gestoßen, und nahm sie daher bald wieder ab. An Wild fehlte es mir nicht, denn wo man hinblickte, sah man Scharen von Antilopen weiden, auch spazierten sie unter dem Vieh herum, als ob sie dazu gehörten. Ferner waren Hasen so zahlreich, dass man auf jedem Schritt einen aufscheuchte. Wildkatzen waren hier ebenfalls stark vertreten, welche hie und da ein junges Kalb erwürgten. Wölfe und Kojoten ließen jeden Abend ihre musikalischen Stimmen ertönen. Da sie gewöhnlich zu meinem Weiher kamen, um zu trinken, so hatten meine zwei großen Hunde manches blutige Gefecht mit ihnen, ja während einer Nacht wären dieselben gewiss der Übermacht unterlegen, wenn ich nicht aus dem Haus gesprungen und mein Kriegsgeschrei hätte ertönen lassen, was sie schnell in die Flucht jagte. Ich hatte unter meinen Pferden einen kleinen Mustang, Rotschimmel, der sich nie gerne fangen ließ. Ich jagte manchmal einen halben Tag nach ihm, wenn die Reihe zum Arbeiten an ihn kam. Er war an das Lasso so gewohnt, dass er jedes Mal den Kopf zwischen die Vorderbeine steckte, wenn es durch die Luft pfiff, sodass die Schlinge abfiel, ohne ihn zu erwischen. Eines Morgens hatte ich ihn zwischen das Haus und den Weiher gesagt. Zu Land konnte er mir aus dieser Ecke nicht gut entkommen, da sprang er in das Wasser und fing zu schwimmen an. Wo er herauswollte, da lief ich schnell hin, dann kehrte er um, um wieder in die Mitte des Weihers zu schwimmen. So trieb er es, bis er endlich vor Ermüdung nicht mehr länger schwimmen konnte und sich fangen ließ. Ich hatte ihm allerdings im Wasser das Lasso umwerfen können. Da diese aber von Rohhaut gemacht sind, so werden sie von der Nässe hart und unbrauchbar.

Manchmal ritt ich nach Kit Carson und kehrte dann erst ziemlich spät nach Hause zurück. Eines Abends war ich ebenfalls spät, aber wohlgemut nach Hause geritten und wollte eben in die Wohnung eintreten, als ich eine kleine Bewegung im Inneren zu bemerken glaubte. Ich sah mich vorsichtig um und war unangenehm bei der Entdeckung überrascht, dass zwei schöne gefleckte Stinktiere, welche mir mit ihren buschigen Schweifen freundlich zuwedelten, in den Besitz meines Salons und Schlafzimmers ge­langt waren. Hier war guter Rat teuer. Es war finster, mein Licht stand an der hinteren Seite des Hauses und hinein durfte ich unter keiner Bedingung, wollte aber auch nicht im Freien übernachten. Ich ging hinter das Haus und machte einen furchtbaren Lärm, klopfte an mein Ofenrohr, aber alles Geräusch genierte sie nicht im Geringsten, denn sie hatten einmal beschlossen, ein paar Tage da zuzubringen. Als alles nichts half, sprang ich auf mein Pferd, ritt zur Eisenbahnstation Wild Horse Station, weckte den Vormann und borgte eine Laterne von ihm, mit welcher ich zum verzauberten Schloss zurückkehrte. Nun konnte ich doch wenigstens sehen, wo sich die unverschämten Stinktiere herumtrieben. Als ich das Licht unter die Tür hielt, waren sie beide unter meinem Bett beschäftigt, indem sie über eine Seite geräucherten Speck hergefallen waren und es sich wohl schmecken ließen. Ich kletterte sachte auf das Bett, in der Meinung, wenn ich ruhig im Hause wäre, würden sie vielleicht doch Anstand genug besitzen, das Haus friedlich zu verlassen. Allein: »Der Mensch denkt und das Stinktier stinkt.« Denn kaum war ich auf meinem Lager, so hörte ich ein Gekrabbel zwischen dem Bett und der Wand. Gleich darauf erschien der hübsche Kopf auf der Decke und betrachtete mich mit seinen milden Augen. Das war zu viel, mehr konnte ich nicht aushalten. Ich hielt ihm meine Pistole ans Ohr und schoss. Es zuckte nur einmal, aber mit dieser Zuckung erfüllte es mein Haus mit einem furchtbaren Gestank, dass mir beinahe die Sinne vergingen. Das andere war, sobald der Schuss fiel, zur Tür hinausgelaufen, hatte aber auch nicht vergessen, erst seine Karte zu hinterlassen. Ich raffte meine Decken zusammen und stürzte ebenfalls ins Freie, wo ich die Nacht verbrachte, fortwährend von Stinktieren träumend. Am nächsten Morgen räumte ich das Haus, wusch und scheuerte sämtliche Möbel, grub mein Haus aus und brachte es so weit, dass ich die nächste Nacht darin schlafen konnte, indem ich meinen Kopf zur Tür hinauslegte. Ich hatte aber den Geruch noch viele Wochen zu genießen. Einmal hatte sich in meinem Haus eine große Prärieratte einheimisch gemacht, der, da ich sie regelmäßig fütterte, bald sehr zahm wurde und sich anfassen ließ. An einer Seite des Hauses war ein Brett angebracht, auf welchem ich Tassen, Teller und andere Kleinigkeiten aufbewahrte. Auf diesem Brett in der Ecke hatte sich meine Ratte ein schönes Nest gebaut, das sie mit Federn und feinen Lappen, die sie aus meinem Überrock herausnagte, ausfütterte. Es war eine sehr muntere Ratte. Ihre Haupttätigkeit begann nachts, wenn sie meine Messer, Gabeln, Löffel, Brot oder Biskuit und was sie sonst schleppen konnte, zu ihrem Nest trug und dort aufhäufte. Am Morgen saß sie immer obendrauf mit einem seelenvergnügten Gesicht und schaute mich an, als ob sie sagen wollte: »Bin ich nicht fleißig gewesen, mein lieber Freund und Gönner?«

Wenn ich dann frühstücken wollte, musste ich immer zuerst zum Rattennest gehen, um mein Brot, Löffel, Messer usw. zu holen, was sie mir die nächste Nacht sogleich wieder forttrug; doch kamen wir immer gut miteinander aus, denn wir wussten, dass jeder von uns seine Schwächen habe. Auch ein paar junge Geier hatte ich seiner Zeit aus ihrem Nest genommen und aufgezogen, welche, nachdem sie völlig ausgewachsen waren, oft weite Streifzüge über die Prärie unternahmen. Sie kehrten auch jedes Mal mit einem Erdhörnchen, einer Ratte oder irgendeiner Beute zurück, die sie zu ihrem Platz im Haus trugen, um sie dort in Ruhe zu verzehren. Bald flogen sie nach Wild Horse Station und kehrten mit einem jungen Huhn zurück. Da aber Hühnerfleisch doch zu fein für gewöhnliche Geier ist, so gab ich ihnen etwas anderes und aß die Hühner selbst. So hätte ich das ganze Jahr Hühnersuppe speisen können, allein die Leute auf der Station rochen den Braten und ließen mir sagen, ich möchte meine Geier zu Hause halten, sonst würden sie erschossen. Nun band ich sie eine Zeit lang zu Hause an und ließ sie nicht stiegen, bis sich einer während meiner Abwesenheit auf eine solche Weise mit seiner Schnur erhängte, dass man unwillkürlich auf Selbstmord schließen musste. Da ich aber den anderen einem solchen Schicksal nicht preiszugeben wünschte, so ließ ich ihm wieder die Freiheit, knüpfte jedoch ein rotes Band an sein Bein, damit ihn die Bahnleute von den wilden Geiern unterscheiden und nicht töten sollten. Sein Betragen ließ eine Zeit lang nichts zu wünschen übrig, bis er in einem unbewachten Augenblick dem Teufel in seinem Inneren Gehör schenkte, in das Haus flog, die friedliche Ratte bei ihrem Nachmittagsschläfchen überraschte und verzehrte. Das kleine Schwänzchen, welches er überließ, erklärte mir die traurige Geschichte auf den ersten Blick. Einige Monate später, als der Mörder auf dem Eisenbahngleis saß, verwickelte sich das rote Band an seinem Bein um einen Nagel, sodass er, als der Expresszug von Denver daher rauschte, nicht mehr aus dem Weg kommen konnte und sein Leben unter den Rädern der Lokomotive aushauchen musste.

Im Herbst war mein Weiher vor dem Haus der Sammelplatz wilder Enten. Ich schoss manches Dutzend von meinem Fenster aus. Dabei hatte ich noch viele kleinere Gewässer auf meinem Gebiet, die von Enten, Kranichen und anderen Sumpfvögeln belebt waren. Eines Tages fing ich einen lebenden Kranich, der auf einem Flügel lahm war. Es war einer der größten Art, welche grau sind und Sand hill Crane (Sandhügel-Kranich) genannt werden. Ich beschloss, ihn nach Hause zu tragen und zu zähmen, da ich dergleichen schon öfter in Indianerdörfern ganz zahm umherlaufen gesehen hatte, nahm ihn daher unter den Arm, den Kopf nach hinten und bestieg meinen halbwilden Mustang. Doch kaum saß ich im Sattel, als mein Kranich mit seinem langen Hals und spitzen Schnabel hinten herumlangte und mich beim Ohr packte. In gleicher Zeit erhob er ein klägliches Geschrei, was mein Pferd, das solche Passagiere nicht zu würdigen wusste, in Schrecken versetzte, sodass es mit aller Gewalt zu bocken anfing, um uns beide abzuwerfen. Da ich meine Hände gebrauchte, um das halb verrückt gewordene Pferd zu bändigen, ließ ich den Kranich los, der wie eine eiserne Zange an meinem Ohr festhielt, während sich sein Körper in der Luft schwang. Mein Ohr hatte ich bereits für verloren gegeben, als er endlich losließ, aber nur um das Pferd beim Hals zu packen, was dieses zu noch größeren Anstrengungen bewegte. Da packte ich den Kranich mit einer Hand beim Flügel, riss ihn los und warf ihn auf den Boden, wo er forthüpfte, während ich genug zu tun hatte, meinen Sitz im Sattel zu behaupten, und ritt ohne den Kranich nach Hause.

Hie und da schoss ich Antilopen und schickte sie nach Kit Carson zum Verkauf. Da man mir aber fortwährend an meinen Preisen herunter handeln wollte, so gab ich es auf und ließ die Antilopen ungestört, die auch mit der Zeit sich so an meine Erscheinung gewöhnten, dass ich oft bis auf zehn Schritte an sie heranreiten konnte, ehe sie mir aus dem Weg gingen. Mein Prinzipal schickte mir ein feines Pferd heraus, das er gekauft hatte. Da ich aber einige Tage in Geschäften abwesend von der Ranch sein musste, so wurde das Pferd gestohlen, ehe ich zurückkam.