Dreizehn Jahre im Wilden Westen – Kapitel XXXIII
Dreizehn Jahre im Wilden Westen
Oder: Abenteuer des Häuptlings Sombrero
Nürnberg, 1877
XXXIII. Viehzucht. Arroya. Stationen der Kansas-Pacific-Bahn. Wohnhaus auf der Prärie. Pferdejagd am Republican River. Schneesturm. Zurück zur Ranch. Aufsuchen der entlaufenen Viehherde. Sechsunddreißigstündiges Fasten. Per Bahn nach Arroya Station. Zum Arkansas River. Begegnung mit Ute-Indianern. Emigranten. Auffinden des Viehs.
Nach Verlauf einer Woche wurde mir das Faulenzen langweilig und ich übernahm die Stock Rasch und Viehzucht eines Herrn Jay aus Kit Carson. Er hatte ungefähr fünfhundert Stück Kühe, welche in der Nähe von Arroya Station an der Kansas-Pacific-Eisenbahn liefen, wohin ich mich alsbald begab, um mich häuslich einzurichten. Ich bewohnte, was man Dugout nennt, das heißt, man gräbt sein Haus in die Seite eines Abhanges oder in die Erde, von welcher Größe man es haben will, etwa fünf bis sechs Fuß tief; Kamin, Tür usw. gräbt man ebenfalls aus. Das Dach besteht aus Stangen oder Brettern, über welche man etwas Schilf und obenauf ungefähr einen Fuß Erde wirft, worauf bald ein schöner Rasen wächst. Die Wände kann man mit Brettern oder Tuch überziehen oder man lässt sie, wie sie sind, ganz und gar nach dem Geschmack des Bewohners. Diese feuer- und wasserdichten Gebäude werden auf der Prärie sehr viel benutzt, da anderes Baumaterial schwer zu haben ist, und im Winter, wo fürchterliche Windstürme vorkommen, der Wind darüber hinweggeht, ohne dass der Bewohner in seinem Salon das Geringste davon verspürt. Die Einrichtung ist mehr zweckmäßig als luxuriös. In einer Ecke steht das Bett; darüber sind Gestelle angebracht, wo bei Nacht die Gewehre und Waffen hängen. Neben der Tür sind Haken, an welchen die Sättel, Lasso, Sporen und Pferdeequipment untergebracht werden.
Dem Bett gegenüber stehen Tisch und Stuhl und etwa in der Mitte ist der Feuerplatz, welcher, gleich wie der Kamin, in die Wand gegraben ist. Darüber sind in die harte Erde Nischen ausgehauen, welche zum Aufbewahren der Kochgeschirre und Küchenvorräte dienen. In der anderen Ecke ist ein Haufen Brennmaterial aufgehäuft, sodass man im Falle eines Sturmes vorbereitet ist. Vor der Tür sind einige Pfosten zum Anbinden der Pferde während des Sattelns usw. angebracht. Piano, Schreibtisch und feinere Möbeln stehen hinter dem Haus. Der Waschstand ist in Form des Flüsschens Sand Creek immer mit frischem Wasser versehen. Säckchen mit Tabak und Pfeifen liegen verstreut im Haus umher. Dies ist das getreue Bild eines Präriepalastes. Die Pferde laufen frei oder gekoppelt im Gras, während man eines davon fortwährend am langen Seil gebunden in der Nähe behält, um die anderen gelegentlich mit aufzusuchen und heimzutreiben.
Vor dem Haus neben der Tür war noch ein kleineres Gebäude im gotischen Stil, welches zwei großen Wolfhunden bei schlechtem Wetter als Schlafplatz diente. Die ersten Wochen hatte ich viel zu tun, da das Vieh weit verstreut war und viel markiert und gebrandet werden musste. Auf drei Seiten hin hatte ich über hundert Meilen zu meiner Verfügung und gegen Kit Carson zu hatte ich vierundzwanzig Meilen, von der Stadt aus noch fünfundsechzig bis zum Arkansas. Ich war also nicht beengt, sondern konnte mich frei bewegen. Antilopen und kleineres Wild, auch Wildkatzen, Wölfe und Kojoten gab es bei Tausenden, sodass es an guter Gesellschaft nicht fehlte. Abends ritt ich gewöhnlich nach Arroya Station hinüber, welche aus einem alten Essenbahnwaggon bestand, in welchem der Telegrafenbeamte wohnte, ferner aus einer großen Dugout, bewohnt von drei Arbeitern und einem Aufseher, welche das Geleise in Ordnung zu halten hatten.
Der Telegrafist hatte nicht viel zu tun, denn außer die Züge zu rapportieren hatte er in zwei Jahren bloß eine Depesche zu senden gehabt und diese sandte ich zum Spaß nach Kit Carson. Daher hatte er Zeit, mit mir den Tag über umherzureiten und nachts bis zwei Uhr Karten zu spielen. Mein Prinzipal hatteein paar seine Mähren von Kentucky kommen lassen, für welche er siebenhundert Dollar bezahlte, welche aber bald nach ihrer Ankunft davonliefen. Sie waren letzten Winter mit wilden Pferden am Republican River von Jägern gesehen worden. Er beschloss daher, Ende April einen Versuch zu machen, sie einzufangen. Zu diesem Zweck luden wir eines Morgens ein leichtes Wäglein mit Proviant, etwas Korn, spannten an, nahmen unsere besten Reitpferde und erreichten abends, nachdem wir siebzig Meilen an einem Tag zurückgelegt hatten, den Republican River. Hier machten wir Halt hinter einer hohen Felswand. Kaum hatten wir gegessen und waren zur Ruhe gegangen, als ein großer Schneesturm losbrach, welcher einige Tage dauerte. Wir machten ein tüchtiges Feuer und setzten uns herum, froren auf der einer Seite und schwitzten auf der anderen. Da in dieser Gegend kein Holz zu finden ist, so verbrannten wir Buffalo Chips, ein Artikel, den wir unter dem Schnee zu suchen hatten und der bei starkem Wind sehr schnell verbrennt, sodass man genötigt ist, fortwährend zu sammeln. Unseren Pferden hatten wir Decken umgehangen und da wir Korn mit uns führten, so konnten sie es aushalten.
Am nächsten Nachmittag wurde es noch schlimmer. Ich hatte früher eine alte Dugout, von Büffeljägern gebaut, bemerkt, die etwa fünf Meilen von unserem derzeitigen Lager entfernt war. Wir packten zusammen, machten uns auf den Weg, sie aufzusuchen und fanden sie auch in noch ziemlich gut erhaltenem Zustand. Die früheren Bewohner hatten etwas Brennmaterial zurückgelassen. So hatten wir bald ein gutes Feuer im Kamin, das uns mithilfe starken Kaffees schnell in eine so heitere Stimmung versetzte, dass man unsere musikalischen Stimmen weithin über die Prärie im Gesang ertönen hörte. Hier blieben wir, bis der Sturm vorüber war, dann durchstreiften wir die Prärie, um die verlorenen Pferde zu suchen. Jeden Tag begegneten wir verschiedenen Gruppen von wilden Pferden, fanden auch viele, die im letzten Schneesturm erfroren waren, doch von den Tieren, welche wir suchten, sahen wir nichts. Ich hatte hie und da Gelegenheit, Ponys mit dem Lasso zu fangen. Weil man aber dabei sein Pferd tüchtig abrennen muss und wir unsere Pferde so frisch als möglich erhalten wollten für den Fall, dass wir die vermissten zweientdeckten, so ließen wir manche gute Gelegenheit vorübergehen. Vier Tage streiften wir umher, ohne die Verlorenen zu finden, sahen aber jeden Tag frische Herden wilder Pferde, welchen wir jedoch auf der offenen Prärie nicht nahe kommen konnten, denn, sobald sie uns von Weitem erblickten, galoppierten sie davon.
Am nächsten Morgen, als wir im Hell Canyon ritten, bemerkte ich einen Büffel in der Nähe. Da wir frisches Fleisch brauchen konnten, so kroch ich an ihn heran, was nur durch ein trockenes Flüsschen erleichtert war, und schoss ihn. Sobald wir näher kamen, roch es schon ganz stark, und als wir den Büffel besahen, fanden wir siebzehn Schusswunden an ihm, die er schon längere Zeit haben musste, sodass das arme Tier lebendig zu faulen anfing. Ich schnitt ihm den Hals durch und ließ ihn liegen, da nicht einmal das Fell zu gebrauchen war. Am Abend verproviantierte ich unsere Küche mit einer Antilope, die mir in den Weg kam. Kurz darauf begegneten wir einer Anzahl Pferde, welche aus neun sehr feinen Mähren bestand, und einem Kentucky- Hengst nebst einer Anzahl junger Fohlen. Vor zwei Jahren hatte eine Firma in Colorado neunzig Stück seine Mähren nebst einigen Hengsten im Osten angekauft und per Bahn nach Kit Carson gebracht, von wo man sie heimzutreiben gedachte. Sobald man sich auf den Weg machte, brach ein Gewitter aus, die Pferde wurden erschreckt und stampedeten (liefen davon). Von neunzig Stück wurden zwölf wieder eingefangen, die anderen wurden wild und liefen mit Herden wilder Pferde am Republican River und in der Umgegend desselben. Es war ein Teil dieser Mähren, welchen wir begegneten. Wir beschlossen, einen Tag darauf zu verwenden, um einige davon einzufangen. Weil es aber unnütz gewesen wäre, gleich mit dem Lasso zu beginnen, so folgten wir ihnen langsam, ohne ihnen Zeit zum Fressen und Trinken zu geben. Bald wurden die Fohlen müde und blieben zurück; ihre Mütter wollten sofort umkehren, um bei ihnen zu bleiben, doch der Hengst erlaubte es nicht und mit Schlagen und Beißen trieb er sie fort mit der Herde. Nun sahen wir mit Bedauern, dass wir einen großen Fehler begangen hatten, indem wir den Hengst nicht gleich beim ersten Begegnen am Morgen, als die Gelegenheit dazu gegeben war, erschossen. Dazu gab er uns nun keine Gelegenheit mehr, sondern trieb die Gruppe ungefähr eine Meile vor uns her, alle Augenblicke in so stolzer Haltung bis auf tausend Schritte zurück und vorwärts galoppierend, dass es eine Freude war, ihn zu betrachten.
Die jungen Fohlen konnten wir nicht gebrauchen, da wir keine Milch für sie hatten. Wir ließen sie deshalb liegen, wo sie später von der Herde wieder aufgenommen wurden. Wir begaben uns zum Lager und beschlossen, die Jagd am nächsten Tag ganz anders zu betreiben, fanden aber am Morgen, dass sich wieder ein Sturm zusammenzog. Herr F. schwor, er würde für alle Pferde in Colorado einen zweiten Sturm auf der Prärie nicht wieder aushalten. Wir spannten also an und fuhren mit einer solchen Schnelligkeit nach Kit Carson zurück, dass unser bestes Pferd sich bei der Ankunft dort hinlegte und nur durch große Mühe am Leben erhalten wurde. Ein Jäger fing später den Hengst mit dem Lasso. Dieser aber griff ihn und sein Pferd mit solcher Wut an, dass er froh war, ihn mit samt dem Lasso gehen zu lassen. Zwei Mann hätten ihn bald gebändigt, aber allein war nichts mit ihm zu machen.
Am nächsten Tag kehrte ich zu meiner Ranch zurück und fand, dass die letzten Stürme während meiner Abwesenheit das Vieh fortgetrieben hatten. Ich machte mich früh am Morgen auf den Weg, sie aufzusuchen. Da ich gedachte, am Abend zurückzukehren, so nahm ich außer meinen Waffen nichts mit, ritt über vierzig Meilen, fand ein paar hundert Stück Vieh und machte mich abends mit ihnen auf den Heimweg. Schon in Rush Creek war es finster und mein Pferd so müde, dass ich es keinen Schritt weiter bringen konnte. Ich nahm daher den Sattel ab und machte mich darauf gefasst, die Nacht im Regen ohne Feuer und Abendessen zuzubringen. Das Vieh war müde und hatte sich gelegt, mein müdes Pferd tat sich Gutes am langen Gras und ich ging auf und ab, singend und pfeifend bis zum Morgen.
Vor Tagesanbruch sattelte ich mein Pferd, trieb das Vieh zusammen und machte mich auf den Weg. Sobald ich das Vieh zum Laufen gebracht hatte, stieg ich ab und führte mein Pferd beim Zügel, da es nicht imstande war, mich heimzutragen. So bewegten wir uns langsam fort über die Hügel. Um drei Uhr nachmittagserreichte ich Sand Creek bei Wild Horse Station an der Bahn. Hier war ich auf meinem Gebiet. Ich ließ also das Vieh laufen, nahm den Sattel vom Pferd, hing ihn über die Schulter und war bald auf der Station, wo mich die Frau des Bahnwärters B. freundlich empfing. Als ich ihr sagte, dass ich erst etwas zu essen möchte, ehe ich zum Plaudern bereit sei, so war der Tisch im Augenblick mit kalten und warmen Speisen gefüllt, mit denen ich, da mein Appetit nach sechsunddreißigstündigem Fasten durchaus nicht klein war, tüchtig aufräumte. Nach der Mahlzeit wurde die Pfeife angezündet und ich unterhielt mich, bis der Güterzug vorbeikam, mit welchem ich nach Arroya fuhr, wo meine Ranch war. Am nächsten Tag nahm ich zwei frische Pferde, eins mit Gepäck, und machte mich auf den Weg zum Arkansas River. Nach sechzehntägiger Abwesenheit kehrte ich mit sämtlichem Vieh zur Ranch zurück, wo ich noch die Tür offen fand, gerade wie ich sie verlassen hatte. Die Ute-Indianer waren in der Gegend, ehe ich von der Ranch wegging und hatten mir öfter einen Besuch abgestattet, um zu handeln. Als ich zum Arkansas ging, ritt ich einen Weg über die Sandhügel, der viel näher war; doch kaum war ich einige Meilen geritten, so sah ich eine Rotte Indianer auf mich zusprengen. Ich ließ sie auf Schussweite kommen und gab ihnen das Zeichen zum Stehenbleiben. Sie hielten an und einer davon ritt langsam heran. Ich erkannte ihn sogleich als einen freundlichen Häuptling und machte den übrigen ein Zeichen des Willkommens, worauf sie sich näherten und sich äußerst freundlich benahmen. Es war mir lieb, dass sich dieser Stamm in der Gegend aufhielt, obwohl sie stehlen wie die Ratten, wenn sich Gelegenheit dazu bietet; aber so lange diese Leute in der Nähe sind, kann kein feindlicher Indianer hereinkommen, da sie mit sämtlichen auf Kriegsfuß stehen. Der alte Häuptling erkundigte sich nach meiner Gesundheit, versicherte mir, dass wir Haufen gute Freunde wären, was bloß die Einleitung war, denn ich wusste recht gut, dass er bald nach Tabak fragen würde und brach daher ein kleines Stück in der Tasche ab. Hätte ich ihnen einen ganzen Block gezeigt, so konnte ich auf ihre Begleitung rechnen, bis sie ihn alle hatten. Wir sprachen Spanisch, da die Ute dieser Sprache ziemlich mächtig sind. Nun kam es: er versicherte mir, dass er keinen Tabak hatte und meinte, sein guter Freund würde ihm ganz gewiss etwas zum Geschenk machen. Ich belehrte ihn, dass ich selbst nicht genug hätte, bis ich zum Arkansas käme. Weil er aber mein guter Freund wäre, so würde ich doch das Wenige, was in meinem Besitz ist, mit ihm teilen. Ich holte ein kleines Stückchen aus der Tasche, schnitt es entzwei und gab ihm die Hälfte davon. So schwindelten wir uns einander noch eine halbe Stunde lang an. Der Alte log, so oft er den Mund aufmachte, während ich ihm auch manchen Humbug erzählte, bis er wissen wollte, was ich auf meinem Packpferd hätte. Darauf antwortete ich ihm kurz, dass es ihn nichts anginge, weil ich wohl musste, dass er schon lange darauf spekulierte, mir meinen Proviant abzuschwätzen. Sobald er sah, dass in dieser Hinsicht nichts mit mir auszurichten war, nahm er Abschied von mir und galoppierte mit seinen Leuten nach Rush Creek zu, während ich mich in der Richtung zur Hauptstraße (von Kit Carson nach Bents Fort) begab. Sobald ich über einige Sandhügel geritten war, sah ich die Straße vor mir, auf welcher sich ein Zug von zehn Wagen bewegte. Es waren Auswanderer von Missouri, die sich im nördlichen Colorado anzusiedeln gedachten. Ich war kaum in Sicht der Wagen gekommen, als ich eine ungewöhnliche Aufregung unter den Leuten bemerkte. Die Wagen fuhren im Trab und Galopp auf einen Haufen zusammen und hielten an. Frauen schrien, Kinder heulten, Männer liefen untereinander, kurz, es war ein furchtbares Chaos. Ich ritt darauf zu, neugierig, die Ursache dieser Bewegung kennen zu lernen, als ich eine Frau rufen hörte: »Das ist kein Indianer.« Was mir die ganze Geschichte erklärte. Sie hatten mich in der Entfernung für einen Indianer gehalten und in ihrer Unwissenheit geglaubt, dass ein ganzer Stamm hinterher käme, um sie zu massakrieren.
Die Männer standen da Gewehr in Hand, totenbleich, zitterten aber so vor Aufregung, dass im Falle eines Gefechtes mehr Gefahr hinter als vor ihnen sein würde. Nachdem sie etwas zu sich gekommen waren und ich mich ausgelacht hatte, erzählten sie, dass sie gehört hätten, die Gegend sei sehr unsicher. Wie sie mich also über die Hügel kommen sahen, wo keine Straße ist, waren sie auf einen Angriff von Indianern bereit gewesen. Ich lachte sie aus über ihre Vorbereitungen, zeigte und erklärte ihnen, wie sie die Wagen ganz verkehrt zusammengefahren hätten, sodass beim ersten Schrei der Indianer die Pferde mit den Wagen nach allen Richtungen hingelaufen und sie unrettbar verloren gewesen wären. Darauf zeigte ich ihnen, wie man schnell und sicher eine Wagen-Corral formiert und sich überhaupt bei solchen Fällen zu benehmen hat. Sämtliche Familien standen um mich her und betrachteten mich wie ein wildes Tier. Eine der Frauen, welche der Sprecher zu sein schien, fragte mich, ob die Indianer in der Gegend schlimm seien.
Ich antwortete: »Nein. Gegenwärtig ist nicht viel los, außer dreihundert Ute hier oben am Horse Creek, eine Gruppe Sioux in der Nähe von Rush Creek und etwa zweihundert Cheyenne und Arraphahoe, welche gestern am Arkansas waren.«
»Mein Gott«, sagte die Frau, »das soll nichts heißen.«
»Gewiss«, antwortete ich, »sie sind gegenwärtig nicht sehr kampflustig und haben schon zwei Tage lang niemand getötet. Dennoch würde ich Euch raten, die Augen offen zu halten, bis ihr in die Ansiedlungen kommt.«
Sie schienen über diese Nachricht etwas bestürzt zu sein und baten mich, wenigstens die Nacht mit ihnen zu kampieren. Da es schon spät war, zeigte ich ihnen einen Platz, wo Gras und Wasser in guter Qualität zu finden war. Sie machten Halt, während ich in der Nähe mein Lager aufschlug. Vor zwei Tagen hatte diese Gesellschaft bei Kit Carson kampiert und die Männer waren hinausgeritten, um Büffel zu jagen, von welchen sie noch keinen gesehen hatten.
Ungefähr fünf Meilen von der Stadt weg wurden sie von einem Trupp Ute bemerkt, welche auf sie zu galoppierten, um wie immer Tabak zu erbetteln. Sobald aber die Weißen die Indianer auf sich zukommen sahen, wendeten sie ihre Pferde und ritten wie verrückt auf die Stadt zu. Die Ute, sehend, dass sie es mit Greenhorns zu tun hatten, wollten sich auch einen Spaß machen, stießen daher ein fürchterliches Kriegsgeschrei aus und sprengten ihnen nach, sodass die Emigranten ihre Pferde beinahe zu Tode hetzten, ehe sie zurück zur Stadt kamen. Sie waren fest überzeugt, dass sie einem blutigen Tod entronnen waren. Der Abend wurde mit Geschichten erzählen verbracht. Da ihnen außer Indianergeschichten nichts diente, so war ich genötigt, als mein Stock Abenteuer erschöpft war, selbst etwas Grausiges zu dichten. Am nächsten Morgen verließ ich sie und erreichte gegen elf Uhr Reynoldʼs Ranch am Little Sandy, wo ich einige Tage verweilte, um mich auf seinem Gebiet umzusehen, ohne jedoch etwas zu finden. Auf dieser Ranch waren sieben Vaqueros beschäftigt; da verbrachten wir die Abende äußerst lebhaft. Von Reynoldʼs Ranch ging ich zum Arkansas. Hier fand ich einige Stück von meinem Vieh, engagierte daher einen Mexikaner, um sie zu hüten, während ich herumstreifte, um mehr aufzusuchen. Ich kam bis dreißig Meilen über die Grenze in den Staat Kansas hinein, ehe ich die Letzten fand und kehrte dann über Land zurück.