Phantastische Stories 9 – Das Tor
Matthias Bauer
Phantastische Stories 9
Das Tor
Neue makabre Geschichten
Horror, Mystery, Kurzgeschichten, Taschenbuch, BLITZ-Verlag, Windeck, 2020, 170 Seiten, 12,95 Euro, keine ISBN, Covermotiv und Umschlaggestaltung: MtP-Art (Mario Heyer)
www.blitz-verlag.de
[…] Wenn Charles Foley sich später fragte, wann es angefangen hatte, kam ihm alles merkwürdig verschwommen vor. Er wusste, was geschehen war, doch die Zeit, der Eckpfeiler unserer Gesellschaft, schien in den Schatten verschwunden. Traumgleich fühlte sich das Ganze an, mit einem roten Mond, der über allem stand. […]
Aus: Inspiration
Ein junges Mädchen öffnet das Tor zum Paradies und stürzt damit die gesamte Menschheit ins Verderben.
Man sagt, dass Liebe den Tod überdauert, doch Hass vermag dies ebenso.
Der Rat eines Priesters bringt einem unproduktiven Schriftstelle endlich die notwendige Inspiration.
Ein Pfarrer verliert seinen Glauben, nachdem er eine ganze Familie beerdigen muss und wird danach auf die Probe gestellt.
Ein Filmkritiker mit einer Schwäche für die italienischen Giallo-Filme findet sich plötzlich selbst im Zentrum einer geheimnisvollen Mordserie wieder.
Der neue Job ist so öde wie erwartet, die neue Kollegin dagegen umso aufregender. Und er wird sie nicht aufgeben, egal, was die anderen sagen.
[…] Paolo warf die Zigarette weg und bog in eine Seitengasse ein. Das alte Kopfsteinpflaster war in desolatem Zustand. Überall lauerte der Verfall, aber das machte die Faszination der Stadt aus. Das Meer, die Möwen, die Palazzi, die Pracht, der Moder dahinter – Venedig war eine Wasserleiche, aber von überragender Schönheit. […]
Aus: Giallo a Venezia
Mit Reiche Ernte legte Matthias Bauer, vor allem als Teil des Autorenduos Zach/Bauer bekannt, 2018 seine erste Kurzgeschichtensammlung vor, die durchweg positive Resonanz hervorgerufen hat. Hier war eine neue Stimme zu hören, die es nicht notwendig hatte, übermäßig viele Körperflüssigkeiten zu vergießen. Außer vielleicht bei der Giallo-Geschichte, wo dies in der Natur des Genres liegt. Stattdessen überzeugen Matthias Bauers Geschichten in aller Kürze mit einem durchdachten Aufbau und meist noch einem finalen Schwenk ins Groteske.
Waren in Reiche Ernte noch die überarbeitete Frühwerke des Autors enthalten, werden in Das Tor nun neue Geschichten präsentiert, die sich dem bisherige Kurzgeschichten-Oeuvre nahtlos hinzufügen. Erneut packen die Erzählungen den Leser von den ersten Momenten an, hüllen ihn mit ihrer Atmosphäre ein und entlassen ihn mehr als einmal mit einem makabren Twist.
Matthias Bauers Stil ist keine Spur bemüht und gefällt in seiner gelungenen Verschmelzung von Klassik und Moderne. Hier macht sich der souveräne Romanautor bemerkbar.
Als ähnlich genannt wurde bereits Stefan Melneczuk, doch auch Fans von Markus K. Korb und Erik Hauser werden sich gut unterhalten fühlen.
Ergänzt werden die Kurzgeschichten noch durch einige Gedichte, die eine weitere Facette des Autors zeigen.
Das Covermotiv von Mario Heyer zeigt sogar ein Tor, hat aber keinen Bezug zu einer der Geschichten. Nichtsdestoweniger sehr gelungen und passend.
Fazit:
Nach Reiche Ernte eine weitere Sammlung makabrer Geschichten, die klassisch wirken aber ganz eigenständig sind. Schon beinahe anachronistisch in ihrer Blutarmut.
(eh)