Oberhessisches Sagenbuch Teil 53
Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873
Der dreibeinige Hase
In Busenborn war ein junges Mädchen von auswärts glücklich verheiratet, aber dieses Glück vergönnten ihr viele aus dem Dorf, die ihren Mann Von Herzen gern auch genommen hätten, wenn er sie nur gemocht hätte. Einmal war die junge Frau allein daheim und halte ihr hübsches Kind auf dem Arm. Da kam, sie wusste nicht woher, am helllichten Tag ein dreibeiniger Hase daher, lief stracks auf ihr Haus zu, sprang erst vor der Haustür, dann vor den Gläsern (Fenstern) umher, ging darauf bolzengerade die Wand hinauf und schaute sie ganz giftig mit seinen hässlichen Glotzaugen an. Als ihn die Frau sah, kriegte sie einen Todschrecken und tat einen lauten Schrei. Da war der Hase verschwunden.
Seit dieser Zeit ging sie herum, surte und surte (kränkelte), bis dass sie starb. Das war nämlich ein böser Mensch gewesen, der hatte sich in einen Hasen verstellt und ihr so das gebrannte Herzeleid angetan.