Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Sir Henry Morgan – Der Bukanier 42

Kapitän Marryat
Sir Henry Morgan – Der Bukanier
Aus dem Englischen von Dr. Carl Kolb
Adolf Krabbe Verlag, Stuttgart 1845

Zweiundvierzigstes Kapitel

Für Morgan tun sich bessere Aussichten auf. Er kommt gewissermaßen in die Mode und gibt Soirées gourmandes im Tower. Wird von dem schönen Geschlecht patronisiert, gewinnt bald nachher die Geneigtheit des Königs und kommt dann zu viel Ruhm und Ehren.

Henry Morgan hatte sich nun gegen Erregungen aller Art gestählt, diejenigen ausgenommen, welche seinem Stolz und seinen sinnlichen Vergnügungen dienten. Da sich ihm nur wenig Gelegenheit bot, Ersteren zu frönen, so war er bemüht, sich durch ein Übermaß in den Letzteren schadlos zu halten. An Geld fehlte es ihm nicht. Deshalb lebte er üppig, und der hagere Mann wurde nun schwerfällig und gedunsen.

Durch die umsichtige Verwendung des Inhalts seiner Börse verschaffte er sich häufig Gelegenheit, mit seinem Leidensbruder, Sir Thomas Modiford, zusammenzukommen. Da nun Letzterer mit vielen Personen von hohem Adel freundschaftliche Beziehungen unterhielt, so gab es in Morgans Gemach manches lustige Gelage, an welchen mehrere der ersten Geister und Witzlinge jener Zeit teilnahmen. Diese und andere Dinge hatten zur Folge, dass endlich von unserem ehrenwerten Gefangenen auch bei Hof gesprochen wurde, und dann begann eine schöne Dame die anderen zu fragen, was dieser Morgan, der so viele Städte verwüstet und so vielen Frauen Übles zugefügt habe, wohl für ein Mann sein möge; denn man legte ihm in einem beziehungsweise rohen Jahrhundert alles nur erdenkliche Rohe zur Last. Er wurde stets nur der Seeräuber oder der kühne Bukanier genannt.

Aber auch noch andere Ursachen wirkten zu Gunsten unseres Helden. Sir Thomas Lynch, Gouverneur in Jamaika, war sehr unbeliebt. Es lief kaum ein Schiff in England ein, welches nicht eine Beschwerde gegen ihn, einige Denkschriften zu Gunsten des Sir Thomas Modiford und ihres Admirals Morgan oder eine Petition, dass man ihnen diese Männer zurückgeben möchte, mitbrachte.

Endlich begann auch der König der Sache einige Aufmerksamkeit zu schenken und zeigte sich geneigt, anzuhören, was die Gefangenen zu ihrer Verteidigung zu sagen hätten, ohne auf die Einreden des Herzogs von York zu achten, welcher aus Gründen, die unserem gegenwärtigen Zweck fremd sind, Modiford und Morgan feindlich gesinnt war. Wir wollen bloß angeben, dass der Herzog große Geldsummen von der afrikanischen Compagnie bezogen hatte und daher das ungerechte Monopol derselben gegen alle, welchen die Handelsinteressen der westindischen Inseln am Herzen lagen, aufs Eifrigste unterstützte.

Wie viel Zeit König Carls gute Absichten gebraucht haben würden, um zu Handlungen zu reifen, ist schwer zu ermitteln. Zum Glück für unsere Gefangenen musste sich die Grille einer seiner Maitressen ins Spiel mengen. Lady Castlemaine, die viel von einem Nachtessen bei den schrecklichen Piraten gehört hatte, nahm sich vor, ihn zu sehen, und wusste auch ihr Vorhaben bald auszuführen. Als junger Kavalier verkleidet, ging sie mit einigen ihrer fröhlichen Gefährten zum Tower und nahm in diesem Charakter an einem von Morgans schwelgerischen Soupers teil. Ob sie einen Liebhaber zu finden erwartete oder nur ihre Neugierde befriedigen wollte, können wir nicht sagen. So viel ist wenigstens gewiss, dass ihr das Benehmen des Bukaniers gefiel, obwohl wir annehmen wollen, dass er viel zu sehr passé war, um den eklen Geschmack der Dame in einer zärtlicheren Eigenschaft, als in der eines Freundes zuzusagen. Wie dem übrigens sein mag, sie besuchte ihn mehrere Male sowohl allein als auch in Gesellschaft von andere, und nahm bald mit Wärme für ihn Partei.

Alles war nun auf dem besten Weg, Morgans Befreiung zu erwirken. Lady Castlemaine brauchte bloß die Trägheit ihres königlichen Liebhabers durch einige Spleenanwandlungen und ein bisschen Unverschämtheit zu stimulieren, um die Sache augenblicklich in Gang zu bringen. Aber da Sir Thomas Modiford die Hauptperson gewesen war, so musste natürlich er zuerst zu seiner Rechtfertigung vorbeschieden werden. Sie war vollständig und triumphierend. Er hatte nie seine Vollmacht überschritten oder sie in anderer Weise gebraucht, wie es eben die besten Interessen und das Wohl von Sr. Majestät Untertanen forderten. Man gewann nun mit einmal die Überzeugung, dass er nicht nur ein echter Patriot, sondern auch ein höchst tüchtiger Politiker gewesen war.

In betäubter Überraschung drehte der spanische Gesandte seinen Schnurrbart mit den Zeigefinger und begab sich zu seiner Wohnung, um Sr. allerkatholischsten Majestät zwei Buch Depeschen zu schreiben, die später unter Londons Pastetenbäcker gerieten, denn sie waren sehr umsichtig aufgefangen und nachher ökonomischer Weise als Makulatur verkauft worden. Sir Thomas Modiford wurde ehrenvoll freigesprochen und zu Hof geladen.

Aber wenn Sir Thomas Modifords Verteidigung triumphierend war, so konnte die unseres Helden glorreich genannt werden. Selbst wenn der Gouverneur in seiner Politik fehlgegriffen hatte, so konnte doch dem Admiral nichts vorgeworfen werden, da er nur seine Pflicht erfüllte, indem er den Weisungen des Stadthalters Nachdruck gab. Aber Morgan hatte sich außerdem mit zwei amtlichen Dokumenten vorgesehen, die ihn vollkommen entlasteten, für wie groß auch Sir Thomas Modifords Vergehen erkannt werden mochten.

Da sie nur kurz sind, so wollen wir sie hier anführen. Das Erstere hatte sich Morgan bald nach seiner Ankunft in Jamaika verschafft und lautete folgendermaßen:

Im Kabinettsrat gehalten zu San Jago de la Vega, den 31. Mai 1671. Gegenwärtig: Seine Excellenz, der Gouverneur Sir Thomas Modiford, Obristlieutnant John Cope, Obristlieutnant Robert Brinolles, Obristlieutnant William Ivy, Major Charles Whitefield, Major Anthony Collier, Kapitän Henry Molesworth.
Admiral Henry Morgan erstattete dem Gouverneur vor dem versammelten Rat einen Bericht über eine Reise nach Panama. Die Versammelten drückten ihm ihren Dank aus über die Vollziehung seines letzten Auftrags und billigten unbedingt alle seine Handlungen.
Dies ist ein treuer Auszug aus den Akten.
Charles Atkinson
Sekretär der Ratsversammlung

Die zweite Urkunde hatte sich Morgan klüglich bald nach seiner Einkerkerung im Tower zu verschaffen gewusst. Sie bestand in einer eidlichen Angabe des John Peeke, Gentleman, dreißig Jahre alt oder so, aufgenommen vor dem sehr ehrenwerten Sir Thomas Lynch, Ritter und Gouverneur von Jamaika, am 3. April 1672 und lautete wie folgt:

Der Deponent sagt aus, er sei auf der ganzen Panamareise Sekretär des Admiral Morgan gewesen und habe nicht nur all seine Briefe geschrieben, sondern auch von denjenigen Einsicht genommen, welche von Sir Thomas Modiford oder was immer für einer anderen Person in Jamaika an besagten Admiral eingelaufen seien. Er sei zugegen gewesen, als die beiden Spanier Markas de Cuba und Lucas Perez an Bord der Satisfaction beeidigt worden, und auf ihre Angabe hin hätten die Kommandeure den Beschluss gefasst, Panama wegzunehmen. Sir Thomas Modiford habe von diesem Plan durch ein Schiff, das zu diesem Zweck ausgeschickt worden war, Kunde erhalten, und Obrist Bleadry Morgan sei in einer Schaluppe, welche zehn Tage nach der Ankunft des besagten Schiffes von Jamaika abfuhr, bei der Flotte eingetroffen, ohne dass Sir Thomas Modiford in seinem Schreiben, das er durch die Schaluppe überbringen ließ, überhaupt Gegenbefehl erteilt habe. Und ferner sagt dieser Deponent, dass er eine treue Abschrift aus Admiral Morgans Tagebuch ausgefertigt habe, einen Beschluss der Ratsversammlung vom 31. Mai betreffend, vermöge dessen dem Admiral gedankt und der Befehl erlassen worden sei, den Bericht einzutragen. Weiter erinnert sich noch der Deponent, dass die Schaluppe, welche Sir Thomas Modifords Brief zu Beantwortung desjenigen überbrachte, in welchem die Resolutionen in Betreff Panamas enthalten waren, drei Tage früher anlangte, ehe wir zu der besagten Stadt aufbrachen. Weiter weiß Deponent nicht anzugeben.
Nach eidlicher Bekräftigung unterm 3. April 1672 unterzeichnet dies John Peeke in Gegenwart von Thomas Lynch.

Wir müssen hier den Leser daran erinnern, dass allerseits die eigentliche Bedeutung der Frage ganz übersehen wurde. Sir Thomas Modiford konnte vollkommen berechtigt sein, gegen die Spanier einen autorisierten Krieg zu erklären, und Morgan war verpflichtet, ihn mit Nachdruck zu führen. Aber das Verbrechen, dessen man sie hätte beschuldigen sollen, war nicht der Krieg selbst, sondern die Art, wie er betrieben wurde. Die kaltblütigen Mordtaten, das Spießen, die Folter und die übrigen Schändlichkeiten waren die verbrecherischen Handlungen, welche bei der Anklage hätten ins Auge fallen sollen – Morgan als unmittelbarer Vollbringer und Sir Thomas Modiford als Beihelfer vor der Tat, weil Letzterer wohl wusste, wie Morgan derartige Dinge zu behandeln pflegte. Auch konnte sich der Gouverneur von Jamaika recht wohl denken, zu welchen schrecklichen Mitteln die Bukanier ihre Zuflucht nehmen würden, da sie keinen Sold bezogen und ihre Belohnung bloß in der Beute zu holen hatten.

Der König selbst, welcher Morgans Verteidigung vor dem geheimen Rat mit anhörte, staunte über seine Männlichkeit, wurde durch dessen Beredsamkeit gewonnen und ließ sich durch seine Dokumente und sein Raisonnement dermaßen überzeugen, dass er ihn nicht nur ohne Weiteres begnadigte, sondern ihm auch die Weisung erteilte, sich am anderen Tag beim Lever einzufinden. Morgan kleidete sich in das gewählte, reiche Kostüm der Zeit und erschien vor dem versammelten Hofstaat, worauf Sr. Majestät geruhten, ihn zum Ritter zu schlagen und dieser Ehre noch viele gnädige Ausdrücke des Beifalls und der Freundschaft beizufügen. Unser Held machte bald Furore, und alles, was auf Auszeichnung Anspruch machte, buhlte um seine Gesellschaft. Auch der König nahm ihn dermaßen in Affektion, dass er sich oft vertraulich auf seinen Arm zu lehnen pflegte.

Wir finden, dass am 20. Oktober 1674 Morgan nebst Sir Thomas Modiford bei Lord Berkley dinierten und dass der weit berühmte Evelyn gleichfalls von der Partie war. Die Unterhaltung drehte sich natürlich um Sir Henrys Taten in der Neuen Welt. Wir berichten dies bloß, um durch einen unzweifelhaften Beweis zu zeigen, in welcher Gesellschaft sich unser Held damals bewegte.

Aber Morgan hatte weder der Liebe zu seiner Gattin noch seines Hasses gegen Sir Thomas Lynch vergessen; auch war er ein wenig zu alt, um voll in die Ausschweifungen des genusssüchtigsten Hofes, der je existierte, einzugehen. Indessen benutzte er seinen Aufenthalt in London nach Kräften, um den Ruf des Gouverneurs von Jamaika zu beeinträchtigen, seine Person lächerlich zu machen und seine Klugheit zu verdächtigen. Endlich gelang es ihm unter Beihilfe der fortgesetzten Vorstellungen, welche von den Einwohnern Jamaikas einliefen, Lynchs Zurückberufung und dessen Entlassung von seiner Stelle, zugleich aber auch seine eigene Ernennung zum General-Lieutnant und Lieutnant Gouverneur der Insel zu erwirken. Der gestohlene Knabe, der weiße Sklave, hatte nun von der niedrigsten Stellung aus eine Höhe erreicht, die zwar in der Geschichte wohl ihres Gleichen hat, aber doch wunderbar genannt werden kann und die Lehre in sich fasst, dass man auch im größten Unglück nie verzweifeln müsse.

Der auffallendste Teil des Ganzen ist übrigens, dass Lynch unter den Bewohnern Jamaicas unpopulär wurde, weil er dem Bukanierwesen nach Kräften Eintrag tat, während man ihn doch als Gefangenen nach Hause schickte, damit er sich auf die Klage des spanischen Gesandten, »er unterhalte Piraten in jenen Teilen zum großen Schaden der Untertanen des Königs von Spanien«,  verantworte. Der gute Mann steckte in der Tat in einer seltsamen Klemme. Morgan, der Großschlächter und Folterer der Spanier, musste wohl hierüber gewaltsam ins Fäustchen gelacht und sich mehr denn je in seiner gottlosen Ansicht befestigt haben, dass der Mensch seine eigene Vorsehung sei.

Vor Ungeduld brennend eilte Sir Henry mit seiner neuen Bestellung nach Jamaika, um seinen alten Freund mit Schmach aus dem Gouvernement zu vertreiben. Die Einwohner empfingen ihn mit einem wahren Orkan von Glückwünschen; aber er fand Sir Thomas Lynch gewissermaßen so ziemlich von dem gleichen ehernen Stoff, aus welchem er selbst geformt war. Er wollte nicht abtreten und beschloss, die volle Autorität auszuüben, bis sein Nachfolger, der General-Kapitän Lord Vaughan angelangt wäre, da Morgan nur zum Lieutnant-Gouverneur ernannt worden war.

Morgan würde bald diese Angelegenheit nach seiner guten alten Gewohnheit faustrechtsgemäß bereinigt haben, wenn sich nicht der Graf von Carlisle ins Mittel gelegt hätte, dessen Familie, wie sich die Leser erinnern werden, der ganze Archipel verliehen worden war. Die Grafen dieser Familie hatten daher das Recht, erbliche General-Kapitäne des Ganzen zu sein. Als übrigens der Graf Kunde von der eigentlichen Sachlage erhielt, beorderte er Lynch augenblicklich nach Hause. So blieb Sir Henry Morgan der eigentliche Regent der Insel, obwohl er nur den Titel eines Lieutnant-Gouverneurs führte.

Einige Monate beherrschte der glückliche Bukanier sein Gebiet mit ungeteilter Machtvollkommenheit und in einer Weise, dass seine ohnehin schon große Popularität noch neuen Zuwachs gewann. Die Freetraders und all diejenigen, welche eine unstete Lebensweise führten, begannen die Köpfe höher zu tragen, und scharf gebaute Schiffe, die sich mehr durch Segelgeschwindigkeit als durch Tonnengehalt auszeichneten, stiegen mit einem Mal beträchtlich im Preis. Die Bewohner von Jamaika hofften, die guten Zeiten würden bald wieder zurückkehren, und vergegenwärtigten sich die schöne Aussicht, dass sie wohlbehalten in eigenen Schiffen mit der ganzen Welt Handel treiben könnten, während sie zu gleicher Zeit die Schiffe und Ladung aller anderen Nationen um den halben Wert ankauften, nachdem sie zuvor von jener liebenswürdigen Sippe, den Küstenbrüdern, genommen worden waren.

Aber all diese Erwartungen wurden mit einem Mal durch das Eintreffen des Gouverneurs Lord Vaughan zunichte gemacht, welcher im März 1675 anlangte. Sir Thomas Modiford begleitete den gnädigen Herrn und übernahm den Posten eines Oberrichters der Inseln. Aber so seltsam sind die Wechselfälle, welche den Menschen begleiten, dass Sir Henry Morgan, zugleich zu seinem Amt als Lieutnant-Gouverneur, zu einem Admiralitätsrichter gemacht wurde und unmittelbar darauf die Weisung erhielt, einen großen Teil seiner alten Kameraden hängen zu lassen, ein Befehl, dem er auch mit aller nur möglichen Würde und Kaltblütigkeit Folge leistete. Dieses Verfahren wurde ihm von der ganzen Brüderschaft sehr übel genommen.

Der erste Anlass dazu ergab sich folgendermaßen. Unmittelbar nach seiner Ankunft sandte Lord Vaughan nach allen Häfen und allen Küsten den Befehl, dass sich kein Seemann erdreisten solle, gegen die Spanier Feindlichkeiten zu begehen. Da jedoch die betreffenden Personen die Erlasse auch von Morgan mit unterzeichnet sahen, so verstanden sie dieselben ganz im entgegengesetzten Sinn und wurden für ihren Irrtum gehängt, weil sie es gewagt hatten, auf Kuba zu landen und dort ein bisschen Panama-Arbeit zu machen.

Man kann sich wohl denken, dass unter einem so unpopulären Gouvernement, wie das des Lord Vaughan war, auch die Beliebtheit unsres Helden sich zu mindern begann. Aus Rachsucht proklamierte Lord Vaughan für die ganze Insel das Kriegsgesetz, und die Assembly tat ihr Bestes, um ihm den Aufenthalt zu entleiden.

Sr. Herrlichkeit aber boten der letzteren Trotz und gaben sich alle nur erdenkliche Mühe, in möglichster Geschwindigkeit reich zu werden.

Dennoch wussten die Jamaikaner ihn dermaßen zu placken, dass er sich an einem schönen Tag nach England begab und Sir Henry Morgan in vollem Besitz der Gouvernementsgewalt zurückließ.

Wir wollen Lord Vaughan mit einem Mal abfertigen, da sein künftiges Leben mit Morgan in keine Berührung kommt. Da der gnädige Herr ohne Erlaubnis nach Hause gegangen war, um sich von dem König neue und größere Vollmacht zu holen, damit er die widerspenstigen Jamaikaner besser zu Paaren treiben könne, so wurde es ihn schwer genug, der Gefangenschaft im Tower zu entgehen. Aber Charles war ebenso aufgebracht über die Beherrschten, wie über den Gouverneur. Letzteren entließ er, und über Erstere setzte er den Grafen von Carlisle, sogar mit weit größerer Gewalt, als die war, welche der abgedankte Gouverneur nachgesucht hatte.

Mittlerweile war Sir Henry Morgan ein Tory, wie man es heutzutage nennen würde, geworden. Er hasste alle Gegenrede und hegte eine souveräne Verachtung gegen den Pöbel. Fortan hielt er es stets mit den Gouverneuren gegen die Assembly, und wenn er jeweilig selbst Gouverneur war, so ließ sich natürlich nicht voraussetzen, dass er gegen seine eigene Person in Widerspruch geraten könnte. Um seine Untertanen leichter zu beherrschen und eine friedliche Regierung zu erzwingen, erklärte er für die ganze Insel des Kriegsgesetz und baute dann zwei prachtvolle Forts, das Fort Rupert und das Fort Carlisle, nebst einigen sehr prunkvollen und kostspieligen Linien am Fort James, wohlwissend, dass die Assembly alles werde zu bezahlen haben, obwohl sie gegen die Errichtung gestimmt haben würde, wenn man sie darüber vernommen hätte.

Wir haben über das häusliche Leben unsres Helden nur noch wenig zu sagen. Die Behauptung seiner Würde, die Händel mit dem kleinen Parlament von Jamaika und die Sorge für seine ausgedehnten Besitzungen nahmen ihn völlig in Anspruch. Auch machte er sich hin und wieder das Vergnügen, eine Bukanierbande hängen zu lassen. Er war sehr gastfreundlich, und obwohl den Gouverneur männiglich hasste, war doch der Mann angebetet. Seine sanfte Gattin spielte ihre Rolle mit würdevoller Anmut, und alle Angelegenheiten unseres Helden hatten nun die günstigste Wendung genommen, wenn nur nicht sein Asthma immer lästiger und seine Schwäche immer größer geworden wäre. Der Weinbecher hatte eine Wirkung auf seine Hand geübt, welche keine Gefahr an seinem Herzen erzielen konnte; sie zitterte unaufhörlich. Indessen war der reformierte Freibeuter jetzt Gouverneur einer Insel von weit größerer Bedeutsamkeit als Barataria, wenn wir gleich bezweifeln, ob Morgan, trotz Sancho Pansas Widerwärtigkeiten, auch nur halb so glücklich war, als dieses Muster aller Schildknappen.