Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Abenteuer des Captains Bonneville 28

Washington Irving
Abenteuer des Captains Bonneville
oder: Szenen jenseits der Felsengebirge des fernen Westens
Verlag von J. D. Sauerländer. Frankfurt am Main, 1837

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Weg zum Wind River. Gefährliche Nachbarschaft. Schrecken und Vorsichtsmaßregeln. Verstelltes Lager. Erscheinung eines indianischen Spions. Mitternächtliche Bewegung. Ein Gebirgsengpass. Das Wind River Valley. Nachspürung einer Partie. Verlassene Lager. Anzeigen von Crow. Zusammentreffen mit Kameraden. Erwischte Biberfänger. Crow-Späße. Crow-Spione. Ein Lageraufbruch. Rückkehr zum Green River Valley. Zusammentreffen mit Fitzpatricks Partie. Ihre Abenteuer unter den Crow. Orthodoxe Crow.

Am 18. September machte sich Captain Bonneville und seine drei Begleiter früh und vergnügt auf, um die Hauptbrigade zu erreichen, von der sie sich am Wind River getrennt hatten. Ihr Weg führte das Green River Valley hinauf, indem sie diesen Strom zur rechten Hand behielten und jenseits desselben die Kette der Wind River Range. An dem Ende des Tals mussten sie durch einen Engpass, der sie, oberhalb des nördlichen Endes dieser Gebirge, zu der Quelle des Wind River hinaufführte, wo sie nach der getroffenen Verabredung die Hauptbrigade antreffen sollten.

Wir haben bereits der gefährlichen Natur dieser Gegenden Erwähnung getan, die von herumstreifenden Banden der Crow und Blackfeet unsicher gemacht werden, denen die zahlreichen Engpässe des Landes Hauptplätze zu Hinterhalten und Überfällen darbieten. Die Reisenden hielten darum ein wachsames Auge auf alles, was auf eine lauernde Gefahr hindeuten konnte.

Ungefähr zwei Stunden nach Mittag, als sie den Gipfel eines Hügels erreichten, erblickten sie Büffel auf der Ebene unten, die nach allen Richtungen hinliefen.

Auch glaubte einer der Leute einen Flintenschuss gehört zu haben. Man schloss daher, dass sich irgendeine Partie Indianer unten befände, welche Büffel jage.

Die Pferde wurden sogleich in einen engen Hohlweg versteckt. Der Captain, der eine Anhöhe erstieg, sich aber vor den Blicken verborgen hielt, spähte mit dem Fernrohr in der ganzen Umgegend umher. Man sah keinen einzigen Indianer, und so setzten sie, nach dem sie eine Stunde angehalten hatten, ihre Reise wieder fort. Überzeugt jedoch, dass er sich in einer gefährlichen Nachbarschaft befände, ging er mit der äußersten Vorsicht weiter, seinen Weg durch Vertiefungen und Hohlwege nehmend, und so viel wie möglich jeden offenen Strich oder Anhöhe vermeidend, die seine kleine Partie dem wachsamen Auge eines indianischen Kundschafters verraten konnte.

Nachdem er endlich am Rand eines offenen Wiesengrundes angelangt war, der an den Fluss stieß, so bemerkte er, so weit er sehen konnte, abermals Büffel, die in großem Schrecken davoneilten. Sie versteckten noch einmal ihre Pferde und er sowie seine Begleiter beobachteten lange die verschiedenen Gruppen der Tiere, wie jede ein panischer Schrecken ergriff und sie wegliefen. Sie suchten aber vergeblich die Ursache hiervon zu entdecken.

Sie standen nun im Begriff, in die Gebirgsschlucht oben im Green River Valley zu kommen, wo man ihnen auflauern und sie angreifen konnte. Sie packten ihren Pferde die Packstücke demnach auf die sicherste und bequemste Weise auf, um, wenn es nötig werden sollte, schnell die Flucht ergreifen zu können. Nachdem dieses geschehen war, machten sie sich wieder auf den Weg, wobei sie sich ängstlich nach jeder Richtung umschauten.

Es ging nun gegen den Abend, allein sie durften nicht denken, die Nacht über an einem so gefährlichen Platz liegen zu bleiben. Captain Bonneville entschloss sich daher, gegen Sonnenuntergang Halt zu machen, ein Feuer anzuzünden, als ob er sich lagern, kochen und zu Abend essen wolle; Allein so, wenn es hinreichend dunkel geworden wäre, sich schnell auf die Höhe des Gebirges zu begeben und irgendeinen abgeschiedenen Platz für ihr Nachtlager zu suchen.

Sobald demnach die Sonne unterging, hielt die kleine Partie an, zündete ein großes Feuer an, steckte ihr Büffelfleisch an hölzerne Stäbe, und wenn solches hinlänglich gebraten war, pflanzten sie ihre schmackhafte Speise vor sich auf, schnitten mit ihren Jagdmessern große Stücke davon ab und aßen mit Jägerappetit zu Nacht. Wie sie wohl wussten, konnte die Flamme ihres Feuers nicht verfehlen, die Aufmerksamkeit irgendeiner indianischen Horde auf sich zu ziehen. Sie hofften aber, auf und davon zu sein, ehe ein Räuber den Platz erreichen könne.

Während sie so hastig ihr Abendessen zu sich nahmen, fuhr einer der Partie plötzlich auf und rief: »Indianer!«

Alle waren sogleich mit ihren Büchsen in der Hand auf den Beinen, konnten aber keinen Feind sehen. Der Mann erklärte jedoch, dass er einen Indianer auf der Fährte, auf welcher sie zu dem Lagerplatz gekommen waren, sich vorsichtig hätte nähern sehen, dass er aber im Augenblick, wo man ihn wahrgenommen hatte, sich niedergeworfen habe und verschwunden sei. Er drang demnach in Captain Bonneville, sogleich aufzubrechen. Der Captain nahm aber die Sache etwas kaltblütiger. Der Umstand, dass der Indianer sich zu verbergen gesucht hatte, überzeugte ihn, dass er keiner von einer Partie sei, die zu einem Angriff heranrücke. Er war wahrscheinlich ein Kundschafter, der ihre Spur verfolgt hatte, bis er ihr Feuer erblickte. In diesem Fall, dachte er, würde er zurückkehren und seinen Kameraden berichten, was er gesehen habe. In der Voraussetzung, dass die Weißen über Nacht im Lager blieben, würden sie sich entfernt halten, bis sehr spät in der Nacht, wo sie solche im Schlaf glaubten. Sie würden dann, der indianischen Taktik gemäß, sich heimlich nähern, sich ringsum in den Hinterhalt legen und sich so zu ihrem Angriff zur gewöhnlichen Frühstunde vorbereiten.

So schloss Captain Bonneville, infolge dessen er seinen Leuten riet, sich vollkommen ruhig zu verhalten und so zu handeln, als ob sie sich nicht fürchteten, bis die Zeit zum Aufbruch gekommen sei. Sie setzten demnach ihre Mahlzeit mit anscheinendem Appetit und Fröhlichkeit fort, schürten sodann ihr Feuer und legten frisches Holz an, wie zu einer Beiwache.

Sobald jedoch die Nacht völlig hereingebrochen war, verließen sie ihr brennendes Feuer, marschierten schnell in den Weidenbüschen weiter, schwangen sich dann in ihre Sättel und machten sich so geräuschlos wie möglich davon. In dem Verhältnis, dass sie den Punkt der Gefahr hinter sich ließen, ließen sie in ihrem strengen und ängstlichen Schweigen nach und fingen an, sich auf Kosten ihrer Feinde lustig zu machen, die, wie sie sich vorstellten, nunmehr in der Nähe ihrer verlassenen Feuer herumschlichen, die schickliche Zeit zum Angriff abwarten und sich eine große Täuschung bereiten würden.

Als sie gegen Mitternacht sich überzeugt hielten, in sichere Entfernung gekommen zu sein, stellten sie einen von ihnen für den Fall zur Wache aus, wenn etwa der Feind ihrer Spur nachgeeilt wäre. Sie lenkten sodann schnell in ein dichtes und grasiges Weidengebüsch ein und hielten die Nacht über am Fuß des Gebirges an; statt, wie sie es eigentlich beabsichtigt hatten, sich auf dessen Anhöhe zu begeben.

Ein Biberfänger in der Wildnis erhascht wie der Matrose auf dem Ozean sein bisschen Vergnügen mitten in der Unruhe und hat, von Gefahren umringt, einen gesunden Schlaf. Die kleine Partie traf nun ihre Vorkehrungen zum Schlafen mit vollkommener Ruhe. Sie wagten es freilich nicht, ein Feuer anzuzünden und zu kochen, ob dies gleich allgemein von den Jägern geschieht, wenn sie Halt machen und Lebensmittel bei sich haben. Sie trösteten sich jedoch damit, dass sie ruhig ihr Pfeifchen rauchten, dann die Wache einteilten, und, indem sie die Pferde losließen, sich auf ihre Pritschen niederstreckten, wobei sie übereinkamen, dass der zuerst Erwachende die Übrigen wecken sollte. In kurzer Zeit waren sie in einen ebenso tiefen Schlaf versunken, als ob sie sich in der Mitte einer Festung befänden.

Etwas vor Tag waren sie alle munter. Es war die Stunde, in welcher die Indianer auf Räubereien auszugehen pflegten. Eine Schildwache wurde sogleich abgeschickt, sich in einiger Entfernung auf ihrer Fährte aufzustellen und sogleich Lärm zu machen, wenn er einen Feind sehen oder hören sollte.

So wie sich der Tag blicken ließ, suchten die Übrigen die Pferde, brachten sie zum Lager und banden sie an, bis eine Stunde nach Sonnenaufgang, wo, nachdem die Schildwache berichtet hatte, dass alles ruhig sei, sie sich noch einmal in ihre Sättel schwangen und mit Vermeidung des unmittelbar hinführenden Weges die verstecktesten und geheimsten Pfade das Gebirge hinauf folgten.

Um Mittag hielten sie an und nahmen eilig ein Mahl zu sich, worauf sie ihre Richtung wieder nach dem Wege einschlugen, von dem sie abgewichen waren. Sie wurden nun gewahr, welcher Gefahr sie gerade entronnen waren. Es fanden sich dort Spuren von Indianern, die sie offenbar verfolgt hatten, die aber, in ihrer Nachsuchung getäuscht, wieder umgekehrt waren.

Im Vertrauen, dass sie nun einen schönen Vorsprung gewonnen hätten und vor Nacht nicht eingeholt werden könnten, selbst wenn die Indianer ihre Jagd erneuern sollten, eilten sie schnell weiter und lagerten sich erst spät, indem sie sich sorgfältig in einem sicheren Winkel des Gebirges verbargen.

Ohne weiteren Schrecken setzten sie ihren Weg zu den oberen Gewässern des Wind River fort und erreichten die Gegend, in welcher sie mit ihren Gefährten zusammen zu kommen verabredet hatten. Dies war im Umkreis des Crow-Landes, da das Wind River Valley ein Lieblingsaufenthalt dieses unruhigen Stammes ist.

Nach langem Suchen kam Captain Bonneville auf eine Spur, die offenbar von seiner Hauptbrigade gemacht worden war. Sie war jedoch so alt, dass er fürchtete, dass seine Leute die Gegend wieder verlassen hätten, indem sie vielleicht von einer, auf den Raub aus seienden, kriegerischen Partie vertrieben worden wären. Er setzte

seine Nachforschungen mit vieler Besorgnis und nicht wenigen Strapazen fort; denn seine Pferde waren abgeritten und durch die forcierten Märsche und das Klettern in den felsigen Engpässen beinahe verkrüppelt.

Gegen 9 Uhr am folgenden Tag kam Captain Bonneville an ein von seinen Leuten verlassenes Lager, von wo aus sie augenscheinlich umgekehrt waren. Er konnte aber keine Spur finden, warum sie dieses getan hatten. Ob sie ein Unglück betroffen hatte, ob sie beunruhigt worden oder in welche Richtung sie gegangen waren. Er war nun verlegener denn je.

Am folgenden Tag setzte er seinen Marsch mit vermehrter Besorgnis fort. Die Hufe seiner Pferde waren nun so abgelaufen und von den Felsen so verwundet, dass er ihnen Stiefel von Büffelfellen machen ließ. Gegen Mittag kam er an ein anderes Lager seiner Leute, verlor aber bald danach ihre Spur. Nach mühsamem Suchen fand er sie noch einmal, sich in südlicher Richtung längs des östlichen Fußes der Wind River Range, die sich zu seiner Rechten erhoben, hinwendend.

Er machte nun mit aller Eile vorwärts, in der Hoffnung, die Partie einzuholen und schlief diese Nacht in einem anderen ihrer Lager, das sie erst ganz kurz verlassen hatten. So wie es hell genug war, die Gegenstände gehörig unterscheiden zu können, nahm er die Gefahr wahr, die seiner Hauptbrigade wahrscheinlich auf dem Fuß folgte. Um das ganze Lager waren Spuren von Indianern, die dasselbe umschwärmt haben mussten, während sie die Nacht darin zubrachten und diese noch umschwärmen mussten. In der Überzeugung, dass nun seine Haupttruppe nicht mehr in einer großen Entfernung sein könne, ließ er einen Kundschafter sein bestes Pferd besteigen und schickte ihn voran, um sie einzuholen, sie vor ihrer Gefahr zu warnen und ihnen zu befehlen, Halt zu machen, bis er sie eingeholt habe.

Zu seiner größten Freude kam ihm der Kundschafter am Nachmittag mit sechs Kameraden von der Hauptpartie auf seinem Rückweg entgegen. Sie hatten frische Pferde zu seiner Bedienung bei sich, und am folgenden Tag (25. September) waren alle nach einer Trennung von beinahe drei Wochen wieder vereinigt.

Ihre Zusammenkunft war herzlich und fröhlich, denn sie hatten beide Gefahren und Verlegenheiten überstanden.

Die Hauptpartie war auf ihrem Weg, das Wind River Valley hinauf, von einer Kriegspartie der Crow verfolgt worden. Man hatte an einem Ort nach ihnen gefeuert, ohne ihnen jedoch Schaden zu tun. An einem anderen Ort war eins ihrer Pferde losgeschnitten und weggeführt worden. Später fanden sie sich so dicht eingeschlossen, dass sie genötigt waren, eine rückgängige Bewegung zu machen, um nicht überfallen und überwältigt zu werden. Dieses war die Bewegung, die dem Captain Bonneville eine solche Verlegenheit verursacht hatte. Die ganze Partie blieb nun zwei oder drei Tage gelagert, um Menschen und Pferden einige Ruhe zu gönnen. Einige der Biberfänger gingen jedoch ihrem Beruf an den umliegenden Strömen nach.

Während einer von ihnen beschäftigt war, seine Fallen zu legen, hörte er ein Getrabe von Pferden. Indem er aufsah, erblickte er eine Crow-Partie, die in nicht großer Entfernung mit einem beträchtlichen Reiterzug vorbeikam. Der Biberfänger eilte sich zu verbergen, wurde aber von dem scharfsehenden Auge eines Wilden erblickt. Mit Heulen und Schreien zogen sie ihn aus seinem Versteck hervor, schwangen ihre Tomahawk und Skalpiermesser über seinen Kopf und der arme Biberfänger hielt sich eine Zeitlang für verloren. Glücklicherweise waren die Crow mehr in scherzhafter als blutiger Laune. Sie machten sich eine Zeitlang herzlich auf Kosten seines Schrecks lustig. Nachdem sie verschiedene Crow-Streiche und Possen mit ihm getrieben hatten, ließen sie ihn, ohne ihm ein Leid zuzufügen, gehen. Es ist wahr, dass sie ihn nackt auszogen. Der eine nahm sein Pferd, der andere seine Flinte, ein Dritter seine Fallen und ein Vierter seine wollene Decke. So ging es weiter mit allen Kleidungsstücken, selbst bis zum Hemd, und er fadennackt dastand. Alsdann machten sie ihm aber großmütig ein Geschenk mit einem zerrissenen Büffelkleid und entließen ihn unter vielen Komplimenten und spöttischem Gelächter. Als der Biberfänger in einem so traurigen Aufzug ins Lager zurückkam, wurde er von seinen Kameraden mit hellem Gelächter empfangen und schien mehr über die Art seiner Entlassung gekränkt, als vergnügt darüber, mit dem Leben davon gekommen zu sein.

Ein Umstand, den er dem Captain erzählte, ließ die Ursache dieser außerordentlichen Fröhlichkeit vonseiten der Krähen erkennen. Sie hatten offenbar einen guten Fang getan. Wie Spieler, welche gewinnen, befanden sie sich in äußerst guter Laune. Unter sechsundzwanzig schönen Pferden und einigen Maultieren, aus denen ihre Reiterei bestand, erkannte der Biberfänger sehr viele, die Fitzpatricks Brigade gehört hatten, als sie am Dickhorn voneinander schieden. Es stand demnach zu vermuten, dass diese Vagabunden ihm auf der Spur gewesen waren und einen Teil seiner Pferde gestohlen hatten.

An dem Tag nach dieser Geschichte kamen drei Crow in das Lager von Captain Bonneville, mit derbtreuherzigsten, unschuldigsten, wo nicht unverschämtesten Miene, die man sich denken kann, und gingen mit jener, nicht aus der Fassung zu bringenden, kaltblütigen Unbefangenheit umher, worin die Indianer es mit unseren modischen Gentlemen aufnehmen. Da sie nicht unter jenen gewesen waren, die den Biberfänger ausgezogen hatten, wenn sie auch offenbar von derselben Bande waren, so ließ man sie unbehelligt. Wirklich behandelte sie Captain Bonneville mit seinem gewöhnlichen Wohlwollen und Gastfreundschaft, indem er ihnen erlaubte, den ganzen Tag über im Lager zu bleiben und selbst die Nacht darin zuzubringen. Zugleich ließ er jedoch alle ihre Bewegungen streng bewachen und stellte nachts eine bewaffnete Schildwache in ihrer Nähe auf. Die Crow machten Vorstellungen dagegen, dass Letztere bewaffnet war. Dies erregte indessen nur den Verdacht des Captains, dass sie Spione seien, die Verräterei im Sinn hätten. Er verdoppelte daher seine Vorsichtsmaßregeln. Zugleich versicherte er seine Gäste, dass, so willig er sie auch in seinem Lager aufnähme und bewirte, doch ein jeder ihres Stammes, der es wagen würde, sich ihm bei der Nacht zu nähern, gewiss erschossen werden würde, was ein sehr unglücklicher und sehr beklagenswerter Umstand sein würde. Sie gaben letztere Bemerkung völlig zu und stimmten bald hierauf einen wilden Gesang an, den sie lange fortsetzten und wodurch sie wahrscheinlich ihre Freunde, die um das Lager herumschwärmten, benachrichtigten, dass die weißen Menschen auf ihrer Hut seien.

Die Nacht ging ohne Störung vorüber. Am Morgen drangen die drei Gäste der Crow sehr in Captain Bonneville, dass seine Partie sie zu ihrem Lager begleiten möchte, das, wie sie sagten, ganz in der Nähe sei. Statt ihrer Einladung Folge zu geben, reiste Captain Bonneville in möglichster Eile ab, da er begierig war, aus der Nähe einer solchen räuberischen Horde zu kommen. Doch ließ er in der Eile seines Marsches nach, als am zweiten Tag, wo er die Ufer des Sweatwater River jenseits der Grenze des Crow-Landes erreichte und ein gefallener tiefer Schnee alle Spuren seines eingeschlagenen Weges verwischt hatte.

Er reiste nun einige Tage etwas langsamer um die Spitze des Gebirges gegen den Green River und kam am 14. Oktober abermals bei den Versteckgruben an.

Hier fanden sie Spuren der Indianerhorde, die in dem Engpass, nach den oberen Gewässern des Wind River zu, Jagd auf sie gemacht hatten. Da sie auf ihrem Weg über die Gebirge alle Spuren von ihnen verloren hatten, so hatten sie kehrtgemacht und waren auf ihrer Fährte das Green River Valley hinab zu den Versteckgruben zurückgegangen. Eine derselben hatten

sie ausfindig gemacht und sie geöffnet. Glücklicherweise enthielt sie nichts als Bruchstücke von altem Eisen, das sie umhergeworfen hatten und wieder weggegangen waren. Als Captain Bonneville ihr verlassenes Lager untersuchte, fand er, dass es neununddreißig Feuerstellen zählte. Er hatte mehr als je Ursache, sich Glück zu wünschen, den Klauen einer so furchtbaren Bande Freibeuter entgangen zu sein.

Unter dem Schutz der Gebirge nahm er seine Richtung nun südlich, und am 25. Oktober erreichte er die Furt des Liberge, eines Nebenflusses des Colorado, wo er plötzlich auf die Fährte dieser nämlichen Kriegspartie stieß, die erst so kürzlich über den Strom gekommen war, dass die Ufer sich noch von dem Wasser benetzt fanden, das sie darauf verspritzt hatten. Nach ihrer Fährte zu urteilen, konnten es nicht weniger als drei hundert Krieger, wahrscheinlich von der Crow-Nation, sein.

Captain Bonneville war in großer Besorgnis, dass eine so überwältigende Macht ihn an einem Ort überfalle, wo er die Mittel nicht habe, sich schnell zu verschanzen. Er marschierte nun zum Hanes Fork, einem anderen Nebenfluss des Colorado, wo er sein Lageraufschlug und bis zum 26. Oktober blieb. Da er dicke Rauchwolken gegen Süden aufsteigen sah, so vermutete er, dass dieses Shoshone seien, und schickte Kundschafter aus, um sich Nachricht zu verschaffen und ein Zelt zu kaufen. Es war in der Tat eine Gruppe Shoshone, allein bei ihnen lagerte Fitzpatrick und seine Trapper-Partie.

Dieser tätige Anführer hatte eine merkwürdige Geschichte von seinen Schicksalen im Crow-Land zu erzählen. Nachdem er sich von dem Captain Bonneville an den Ufern des Dickhorns getrennt hatte, war er nach Westen gegangen, um an den Powder und Tongue zu fangen. Er hatte zwanzig bis dreißig Mann und ungefähr hundert Pferde bei sich. Ein so großer Zug von Pferden konnte nicht durch das Crow-Land kommen, ohne die Aufmerksamkeit seiner freibeuterischen Horden auf sich zu ziehen. Eine große Bande von Crow war bald auf ihrer Spur und kam am 5. September mit ihnen zusammen, als sie gerade den Tongue River erreicht hatten. Der Crow-Häuptling kam unter anscheinender großer Freundschaft auf sie zu und schlug Fitzpatrick vor, beieinander zu lagern. Da der Letztere jedoch kein Vertrauen in die Crow setzte, so lehnte er die Einladung ab und schlug sein Lager drei Meilen weiter auf. Von hier ritt er in Begleitung von zwei oder drei Mann ab, um den Crow-Häuptling zu besuchen, von dem er mit anscheinender Herzlichkeit empfangen wurde. Inzwischen hatte sich jedoch eine Partie junger Braven, die sich durch sein Misstrauen aller Bedenklichkeiten der Ehre enthoben glaubten, heimlich auf einem Umweg zu seinem Lager begeben. Captain Stewart, der in Abwesenheit von Fitzpatrick dortgeblieben war, benahm sich sehr mutig; die Crow waren aber zu zahlreich und tätig. Sie hatten vom Lager Besitz genommen, nahmen alles als gute Beute weg und führten sämtliche Pferde mit sich fort. Auf ihrem Rückweg begegneten sie Fitzpatrick, der zu seinem Lager zurückkehrte, und beendeten ihre Heldentat damit, dass sie ihn beraubten und beinahe nackt auszogen.

Es fand eine Unterhandlung zwischen den geplünderten Weißen und den siegreichen Krähen statt. Welche Beredsamkeit und Geschicklichkeit Fitzpatrick anwandte, dieses wissen wir nicht, allein es gelang ihm, den Crow-Häuptling zu vermögen, ihm seine Pferde und viele seiner Fallen, samt seinen Büchsen und einigen Schuss Munition für jeden Mann wieder zu erstatten. Er machte sich sodann in aller Eile auf, das Crow-Land zu verlassen, ehe ihn ein neues Unglück beträfe.

Nach seiner Abreise wurden einige der orthodoxen Crow von Gewissensbissen heimgesucht, dass sie sich solch einen Reiterzug hatten entgehen lassen. Besorgt, diesen für den Ruf der Crow-Nation so großen Schandfleck wieder auszuwaschen, ließen sie nicht nach, seine Spur zu verfolgen und ihn auf seinem Marsch so lange zu umschwärmen, bis sie ihm eine Anzahl seiner besten Pferde und Maultiere gestohlen hatten. Ohne Zweifel war dieses dieselbe Bande, die den einsamen Biberfänger am Popo Agie überfallen und ihm großmütig ein altes Büffelkleid für seine Büchse, seine Biberfallen und seinen Anzug gegeben hatten. Mit diesen Anekdoten wollen wir nun von dem Land der Crow und seiner herumstreifenden Ritterschaft Abschied nehmen.