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Time-Prison-Projekt

Dirk Krüger
Time-Prison-Projekt
SF-Roman, Taschenbuch, lulu.com, November 2019, 386 Seiten, 16,05 Euro, ISBN: 9780244821746

Synopsis:
Einige der gefährlichsten Verbrecher der USA werden in ein neuartiges Gefängnis überführt – zusammen mit einer Schar Justizbeamten, die sie bewachen sollen. Diese Strafanstalt gilt als revolutionär und absolut ausbruchssicher, denn die Anlage des Time-Prison-Projects befindet sich in der Vergangenheit. Durch die Erfindung einer Zeitmaschine ist es gelungen, eine Verbindung in die Epoche der Dinosaurier herzustellen. Zeit und Ort scheinen es tatsächlich unmöglich zu machen, dass die gefährlichen Straftäter jemals wieder einem anderen Menschen etwas Schreckliches antun können. Doch ist ein Entkommen aus dem Gefängnis oder eine Rückkehr in die Zukunft für sie wirklich ausgeschlossen? Verhindern das die Mauern des Time-Prison-Projects, die tapferen Wachleute oder gar die Dinosaurier? Für alle Beteiligten beginnt mit der Reise in die Urzeit ein Abenteuer, welches sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätten vorstellen können …

Leseprobe:

Miami, Florida. USA.

Ein Konvoi raste über die Straßen Miamis. Er be­stand aus einigen Polizeifahrzeugen, die ihre Sirenen und Warnleuchten eingeschaltet hatten, sowie aus einem Van der Justizbehörde, in dem sich ein Ge­fangener mit seinen Bewachern befand. Letzteres Fahrzeug bewegte sich im Zentrum des Verbandes. Die beiden schweren Elektromotorräder, die zwei Streifenwagen – ebenfalls vom Miami Police Depart­ment – sowie der Kleintransporter mit einem zehn­köpfigen SVFAT-Team1 darin und der Gefängnis­transporter waren am frühen Morgen vom Bradford County aus gestartet. Genauer gesagt vom dortigen Florida State Prison – und das Ziel des Geleitzugs sollte das Richard E. Gerstein Justice Building sein. Dort in der 12th Street North West befand sich das Miami Criminal Courthouse, das die Endstation der Fahrt war. Die Motorradpolizisten an der Spitze des Kon­vois sorgten mit lautem Sirenengeheul dafür, dass die Straßen für die Nachfolgenden passierbar waren, sodass man ohne Verzögerung und ungehindert durch den Alltagsverkehr den Weg bis hin zum Gerichtsgebäude zurücklegen konnte. Den Ab­schluss bildete einer der Streifenwagen, vor ihm der Transporter der Spezialeinheit. Außerdem schwebte auch noch eine Überwachungsdrohne der Justizbe­hörde über allem. Sie war mit hochfeinen Kameras und Mikrofonen ausgestattet und beaufsichtigte und dokumentierte gleichzeitig den gesamten Strecken­verlauf der Überführung. Die Sicherheitsvorkeh­rungen erschienen für die Überstellung eines einzel­nen Gefangenen übertrieben, gingen jedoch Kritikern, die mit den Verbrechen dieses besonde­ren Kriminellen vertraut waren, nicht weit genug. Der Transport bog mehrmals ab und passierte pal­mengesäumte Straßenzüge und Häuserschluchten, bis er sich schließlich dem achtstöckigen betongrau­en Gerichtsgebäude etwas außerhalb des Stadtkerns näherte, dessen Eingang sich auf der Südseite be­fand. Die Justizbehörde teilte sich den Gebäude­komplex mit der Bezirksverwaltung, deren Zugang jedoch separat auf der Nordseite lag. Rund um das Bauwerk gab es nicht viel von Bedeutung zu sehen. Blickte man sich um, so sah man auf eine breite Straße und eine Brücke, auf denen sich dichter Ver­kehr bewegte. Etwas schräg gegenüber dem Gebäu­de befand sich ein extra für die Verhandlung des eintreffenden Sträflings geräumter, ansonsten aber und an jedem anderen Arbeitstag der Woche mit Autos überfüllter, riesiger Parkplatz. Hier stellten normalerweise Angestellte und Besucher des Ge­richtsgebäudes ihre Wagen ab. Aber aufgrund der besonderen Umstände wurden sie angewiesen, den Parkplatz auf der Nordseite zu benutzen oder gleich auf öffentliche Verkehrsmittel zurückzugreifen. Die relativ großzügigen Grünflächen, die ansonsten das Landschaftsbild der Umgebung prägten und auf denen Gräser, Palmen und Zierpflanzen wuchsen, sorgten für einen scharfen Kontrast zu den sich in der Ferne abzeichnenden, trist wirkenden Gebäu­den der Großstadt. Die Fahrzeuge des Gefangenen­transportes fuhren direkt bis dicht an den Gerichts­komplex heran und hielten dort vor einer Treppe mit wenigen Stufen an, die zum Haupteingang der Justizbehörde emporführte. Kaum waren die Moto­ren abgeschaltet, als auch schon die Kräfte der Spe­zialeinheit ihren Mannschaftswagen verließen und routiniert und mit entsicherten Waffen die Umge­bung protegierten. Zu ihrer Unterstützung waren bereits weitere Cops eingetroffen. Diese hatten mittlerweile dafür gesorgt, dass sich keine Zivilisten mehr weder vor dem Zugang noch auf dem nun zu beschreitenden Weg zum Gerichtssaal befanden. Es bestand die allerhöchste Sicherheitsstufe, denn es war zu befürchten, dass kriminelle Kreise versuchen könnten, den Überführten den Händen der Ge­richtsbarkeit zu entreißen. Aber das durfte unter keinen Umständen geschehen! Denn er hatte in der Vergangenheit zu viel Schaden angerichtet und durch seine Taten etliche Menschenleben auf dem Gewissen. Der Mann, um den es ging, hieß Hector Vasquez. Er war gebürtiger Mexikaner, aber er selbst bezeichnete sich als Weltbürger. Wahrschein­lich, weil er seine kriminellen Tätigkeiten global ausgeweitet hatte … In Verbrecherkreisen war Vas­quez besser bekannt unter dem Namen Brain. Und eben dieses Gehirn hatte mit seiner zweifelhaften Gabe, die sich in allen Bereichen der Informatik voll im negativen Sinne entfaltete, großes Chaos auf der Welt verbreitet. Er galt sozusagen als König der Cyberkriminellen. Er nutzte seine Fähigkeit für Raub, Erpressung, Chaos und sogar Mord, wobei man ihm eine persönliche Beteiligung an Letzterem nie eindeutig nachweisen konnte, was jedoch seine Schuld an so manchen gewaltsamen Todesfällen nicht minderte, da er als Auftraggeber fungierte. Ja, er hatte es sogar beinahe einmal geschafft, einen ganzen Staat in Geiselhaft zu nehmen und diesen durch die Übernahme und Kontrolle seiner gesam­ten digital gesteuerten Finanztransaktion in den Ruin zu treiben. Und das tat Brain nur aus persönli­cher Motivation, in diesem Fall, ohne sich berei­chern zu wollen, weil dieser Staat ein Kopfgeld auf seine Ergreifung aussetzte, um seine miesen Ma­chenschaften endgültig abzustellen. Aber dieser Versuch, ihn zu stoppen, scheiterte. Seine Verbre­chen setzten sich fort. Die Gier nach Reichtum und Macht bestimmte sein Denken. Durch sein erpres­serisches Tun zwang er ganze Volkswirtschaften an den Rand des Zusammenbruchs und war in der Vergangenheit für eine in der Geschichte beispiello­se Bankenkrise verantwortlich, die den weltweiten Finanzverkehr beinahe zum Erliegen gebracht hätte. Aber kurz bevor das geschah, wurde das Fiasko noch in letzter Minute durch horrende Lösegeldzah­lungen vieler der betroffenen Staaten abgewendet. Diese Entrichtungen an Vasquez geschahen im Geheimen und ohne das Wissen der jeweiligen Be­völkerung. Daraufhin ließ der Erpresser noch ein­mal von seinem Vorhaben ab und das Finanz- und Bankenwesen stabilisierte sich wieder. Der Vorfall wurde vertuscht und anderen Kriterien zugeschrie­ben. Selbstverständlich rüstete man nach dem ag­gressiven Cyberangriff die IT-Sicherheit auf. Den­noch schien keine Firewall der Welt gegen Brains Attacken sicher. Aber so verheerend diese Erpres­sungen auch waren, so wogen doch die vielen verlo­renen Menschenleben mehr, die Vasquez durch sein Treiben auf dem Gewissen hatte. Er entsandte nach neustem Wissensstand und zu seinen Zwecken Killerkommandos, die strikt in seinem Sinne agier­ten. So entledigte er sich Personen, die gefährlich für ihn waren oder aber seine weitere Bereicherung auf irgendeine Art und Weise zu verhindern ver­mochten. Auch war es eine Masche von ihm, durch erschütternde Drohkulissen Menschen in leitenden Positionen erfolgreicher Konzerne unter Druck zu setzen, und zwang sie so, für ihn krumme Geschäfte zu tätigen. Oder er bedrängte sie, ihm Passwörter für konzernrelevante Schlüsselsysteme auszuhändi­gen, womit er in das Datensystem erwähnter Fir­men eindringen konnte und darin immensen Scha­den anrichtete oder sich auf diese Weise Gelder abzweigte. Oftmals gab er die potenziellen Geheim­nisverräter später den Konzernspitzen entgegen zuvor gemachter Zusagen als Leck preis und dräng­te diese Leute dadurch oft in den Selbstmord. So oder so – brachten sie sich nicht selbst um, so wa­ren sie ruiniert … Auch dieses Blut klebte an seinen Händen und diese Art der Verbrechen wog ebenso, als hätte er den Bedauernswerten und in die Enge Getriebenen eigenhändig eine Kugel in den Kopf geschossen. Und dies waren nur wenige Beispiele für seine skrupellosen Straftaten, die man ihm nachweißlich ankreiden konnte. Auf jeden Fall bil­dete er die Spitze, das leitende Gehirn, einer global operierenden Maschinerie, die nun mit seiner Er­greifung vor gut einem Jahr endlich zerschlagen schien. Und an diesem Tage würde letzten Endes ein Gerichtsurteil gegen ihn fallen. Nach monate­langer Verhandlung zeichnete sich das Prozessende ab. Und für jeden Beobachter stand eigentlich fel­senfest, wie das Urteil ausfallen musste. Die Todes­strafe für den Cyberkriminellen erschien für sie nur eine reine Formalität.

Die Spezialeinheit sicherte die Umgebung ab. Erst danach traten zwei Polizeibeamte an den Gefange­nentransporter heran und öffneten die hintere Doppeltür. Vasquez befand sich mit zwei mit Schlagstöcken ausgerüsteten Bewachern im Lade­raum. Der Verbrecher wurde mit Nachdruck zum Aussteigen aufgefordert. Er folgte der Anweisung erst nach kurzem Zögern. Bedächtig erhob er sich von seinem unbequemen Sitz und stellte wenig später seine Füße auf den Asphalt des Gerichtsplat­zes. Dort blieb er einen Augenblick lang stehen und hob den Blick, betrachtete intensiv den blauen Himmel. Genüsslich sog er dabei tief die frische Luft durch die Nase ein. Er wusste, dass dieser schnell vorübergleitende Moment womöglich einer der letzten war, in dem er einen freien Blick, ohne Gitterstäbe dazwischen, in den Himmel hatte. Denn nach der Verhandlung schickte man ihn garantiert

wieder in seine Zelle zurück, wo ihm dann vielleicht nur noch ein paar Tage verblieben, bis die Stunde seiner Hinrichtung gekommen wäre. Er ging näm­lich fest davon aus, dass ihn die Todesstrafe in na­her Zukunft erwartete. Einige Vögel flogen vorbei und Brain verfolgte wehmütig ihren Flug mit den Augen. Freiheit. Ja, die Wahrscheinlichkeit, dass er sie jemals wiedererlangte, war nicht sehr hoch. Wenngleich er die Hoffnung darauf aber nie be­grub. Und das hatte seinen Grund …

Veröffentlichung der Leseprobe mit freundlicher Genehmigung des Autors

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  1. Taktische Spezialeinheit der Polizeibehörde