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Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 53

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Anna Göldin wird in Glarus zur Hexe.

Eine neunjährige Tochter in Glarus war krank und brach Stecknadeln aus. Mehrere Personen sahen diese Nadeln, aber nicht das Ausspeien derselben. Des Kindes Fuß war gelähmt und der Vater, der selbst ein Arzt war, sagte, er sei so dürr gewesen, dass man ihn wie einen Zwirnsfaden durch ein Nadelöhr habe ziehen können, doch konnte das Kind mit diesem dürren Fuß hohe Sprünge machen und wusste nichts anzugeben, als dass es einige Wochen vorher von der Magd, Anna Göldin, einen Honigkuchen erhalten hätte. Der Vater schickte zu einem Vieharzt. Dieser Tor gab den Bescheid, in dem Honigkuchen sei Stecknadelsamen gewesen, welcher im Magen des Kindes ausgebrütet werde und da zur Reife gedeihe.

Die Stecknadeln kamen wohl poliert und mit den gehörigen Köpfen versehen zum Vorschein. Die Magd, welche eine Untersuchung fürchtete, floh, aber man wurde ihrer wieder habhaft. Nun sollte sie des Kindes dürren Fuß heilen. Ungeachtet sie dazu weder übernatürliche Kräfte noch natürliche Mittel hatte, so musste sie doch aus Furcht die Kur anfangen. Sie gelang nach achtzehn Tagen wirklich. Man brachte nämlich das Kind um Mitternacht aufs Rathaus. Die Delinquentin berührte es, aber es half nichts. Endlich sagte sie, sie könne es nur da heilen, wo sie es behext hätte. Man führte sie dahin. Hier beugte sie den kontrakten Fuß verschiedentlich zusammen, und nun konnte das Kind, von zwei Personen unterstützt, einige Schritte gehen. Nun war es gewiss, dass die Magd eine Hexe sei. Da sie aber nicht bekennen wollte und konnte, so wurde sie sechsmal auf das Schärfste gefoltert. Sie bekannte nun, was man verlangte. Aus Furcht vor ähnlicher Behandlung entleibte der, von welchem die Magd den Honigkuchen erhalten zu haben vorgab, sich im Gefängnis. Die Magd aber wurde als Hexe mit dem Schwert hingerichtet. Nach Beendigung dieses Prozesses fand sich in Weislingen, im Kanton Zürich ein Knabe, der eiserne Nägel von sich zu brechen schien. Er wurde endlich nach Zürich gebracht und bekannte, dass alles Betrug sei.