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Deutsche Märchen und Sagen 40

Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

40. Vom Breitöpfchen

Es war einmal ein Mann und eine Frau, die wussten eines Abends nicht, was sie essen sollten.

Endlich sprach der Mann: »Frau, lass uns Brei essen.«

»Nein«, sprach die Frau, »dann müsste ich morgen das Breitöpfchen spülen, und das tue ich nicht.«

»Ich tue das auch nicht«, sprach der Mann.

Da zankten sie sich, wer das Breitöpfchen spülen müsste. Endlich aber kamen sie überein, der sollte es spülen, der zuerst sprechen würde.

Da aßen sie den Brei und gingen schlafen. Am anderen Morgen sprach keiner von ihnen vom Aufstehen. Es wurde sieben Uhr, acht Uhr und gar zwölf Uhr und sie lagen alle zwei noch immer im Bett.

Die Nachbarn fanden das wunderlich, sprachen untereinander: »Es sind gewiss Räuber gekommen und haben die zwei er mordet.«

Sie brachen die Tür auf und kamen in die Schlafkammer, sprachen, sie sollten doch aufstehen, aber sie kriegten keine Antwort.

Da sagte einer von den Nachbarn: »Wartet, wir wollen den Pastor holen, dann können sie beichten.«

Der Pastor kam, aber die zwei wollten nicht beichten, waren still wie die Mäuschen. Da ging der Pastor nach Hause und die zwei blieben liegen bis zum Abend und sprachen kein Sterbenswörtchen.

Da kam der Pastor wieder und fragte: »Haben sie noch nichts gesprochen?«

»Nein«, erwiderten die Nachbarn.

»Dann bleibt hier und pflegt sie!«, sprach der Pastor.

»Ja, wer soll uns aber dafür bezahlen?«, fragten die Nachbarn.

Und der Pastor antwortete: »Ihr werdet schon bezahlt werden. Da hängt noch ein guter Frauenmantel an der Wand, nehmt den und macht euch bezahlt.«

Da schoss die Frau in Wut und schrie: »Was? Ihr wollt meinen Mantel nehmen? Nehmt, was Euer ist, aber lasst anderen Leuten ihre Sachen.«

»Aha,« sprach der Mann, »nun geh und spüle das Breitöpfchen.«

Und so musste die Frau das Breitöpfchen spülen.