Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 40
Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796
Durch einen mit Haaren bewickelten Armensünderknochen wird Unglück in ein Haus gebracht.
Zu G., einem Marktflecken in Obersachsen, kamen am 28. Juli 1791 zwei wohlgekleidete Zigeunerinnen zu einer Einwohnerin dieses Orts, die ihr sagten, sie wäre von einer bösen Frau eingenommen (behext) worden, und könne nicht würdig zum Heiligen Abendmahl gehen. Die böse Frau habe ihr in der Walpurgisnacht Totenwasser ins Haus gebracht. Ferner: Sie habe Haare zum Fenster hineingeworfen. Diese wären um den Knochen eines armen Sünders gewickelt und ihr in einem bösen Ei wieder ins Haus gebracht worden, welches sie durch ein gutes Ei vertreiben müsse.
Die gute Witwe holte ein frisches Ei, wie es die Zigeunerin verlangt hatte, und trat es mit dem Fuß auf. Indem dieses geschah, zeigte gleich die schwarzgelbe Prophetin die Haare und den vorgeblichen Armensünderknochen, welche beide Stücke im Ei gewesen sein sollten, und nun auf einem Kreuzweg eingegraben werden müssten, welches sie besorgen wolle. Dies alles aber war nur die halbe Kur. Nun sagte die Zigeunerin zu der Frau, sie habe Geld im Haus, welches sie nebst einem Milchrebbes (Milchtopf) voll Asche und einer Hand voll Flachs herbeiholen müsse. Auch dies geschah, und das gebrachte Geld, welches vielleicht das ganze Vermögen dieser Witwe war, bestand aus 21 Stück Laubtaler und einem Dukaten. Nun wirrte die Zigeunerin den Flachs untereinander und wickelte dem Anschein nach das Geld in denselben, steckte darauf den Flachs in die Asche, ließ ein Tuch um den Topf winden, ihn darauf in eine Lade setzen, diese verschließen und sich den Schlüssel geben. Da nun dies alles geschehen war, musste die Behexte der Wahrsagerin zwei baumwollene Halstücher mitgeben, welche sie (die Kur geschah am Donnerstag) auf den Freitagabend wiederbringen wollte. Sie setzte noch hinzu: Gegenwärtig verlange sie nichts für ihre Mühe. Würde sie ihr aber morgen Abend geholfen haben, so müsste sie ihr dann ein Geschenk machen. Sie versprach ihr einen Taler für ihre Bemühung, worauf die Zigeunerinnen davongingen.
Sehnlich erwartete nun die Getäuschte den Freitagabend. Er erschien, aber keine Zigeunerin fand sich ein. In banger Erwartung, ob sie hintergangen worden sei oder ob sie noch kommen würden, harrte sie bis zum Sonnabend. Allein, da auch nun niemand erschien, öffnete sie die Lade, fand den leeren Flachs in der Asche und sah sich um 21 Laubtaler und einen Dukaten betrogen.