Der Spion – Kapitel 28
Balduin Möllhausen
Der Spion
Roman aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, Suttgart 1893
Kapitel 28
Die Gefangennahme
Beim ersten Wort, welches Maurus in die Schlucht hinabsandte, war Quinch aufgesprungen. Im Ungewissen über das von ihm zu beobachtende Verfahren, zumal in der verzweifelten Stimmung, erzeugt durch die unheimlich düsteren Grübeleien der verflossenen Nacht, erschien er wie zu Stein erstarrt. Wie vor der Verwirklichung seiner schwärzesten Ahnungen stehend, hatte eine fahle Farbe sich über sein Gesicht, dasselbe noch mehr entstellend, ausgebreitet. Im Gegensatz zu dem dunklen Vollbart verlieh dieselbe in Gemeinschaft mit einer eigentümlichen Verzerrung ihm den Ausdruck jemandes, der sich plötzlich vor den seiner harrenden Richtblock hingestellt sieht. Unfähig, bei der mangelnden Beleuchtung durch Augenschein ein klares Bild von der Sachlage zu gewinnen, andererseits aber durch die von Kit Andrieux genährte Scheu vor den eigenen Leuten abgehalten, sich in deren Mitte zu begeben, versuchte er aus dem verworrenen Gebrülle, dem Schießen und den auf dem Uferrand erteilten Kommandos einen Maßstab für sein nächstes Einschreiten zu erlangen. Was er auf diese Art erfuhr, war wenig ermutigend. In der Schlucht unterschied er notdürftig einen, deren Mündung sich überstürzt zuwälzenden Knäuel gewissermaßen ineinander verschlungener Glieder und Gestalten, auf den hochgelegenen Uferrändern dagegen das Aufblitzen abgefeuerter Schüsse. Aber noch einmal erwachte beim bedrohlichen Kampfgeräusch die alte trotzige Todesverachtung.
»Hierher mit euch allen!«, rief er mit vor Wut ächzender Stimme, »zu mir, Jungs! Zeigt, was ihr wert seid! Noch ist nichts verloren …«
»Schlagt dem Hund den Schädel ein!« rief ein Verwundeter gellend zurück. »Schießt dem Verräter eine Kugel vor den Kopf!«, überschrie ein anderer den Lärm, mit welchem alles dem Gehölz zustrebte. »Verkauft hat er uns! Die Hölle über ihn samt seinem Fallensteller!«
Kit Andrieux hatte sich aufgerichtet und saß gemächlich da. Seine wasserblauen Augen schienen sich plötzlich verkleinert zu haben. Mit der Schärfe von Nadeln überwachten dagegen die aus denselben hervorschießenden Blicke den ergrimmten Bandenchef.
»Gin‘ral«, hob er bedächtig an, »bei Gott, Gin‘ral, ich kalkuliere, wir sind in die verfluchteste Falle geraten, die je einer unschuldigen Christenseele von einer Anzahl hinterlistiger Schurken gestellt wurde. Aber Sie werden es bezeugen, dass ich nur als Führer diente, keine Gemeinschaft mit den feigen Lumpen da drüben hatte, die Ihnen am liebsten den Schädel zerbrechen mochten.«
So lange Kit sprach, starrte Quinch auf ihn hin, als wäre bei dem Trachten, seinen Worten einen guten Rat zu entnehmen, das Schießen und Brüllen für ihn verloren gegangen. Die Drohung der eigenen Leute, das Bewusstsein, bei ihnen ebenso wenig auf Schonung rechnen zu dürfen wie bei den Angreifern, sogar, um sich selbst zu retten, von ihnen mit Freuden ausgeliefert zu werden, hatte die letzte Spur von Selbstvertrauen in ihm verwischt. Nur von dem verschlagenen Fallensteller allein erwartete er noch sein Heil.
So sprach er, die Stimme vorsichtig dämpfend: »Andrieux, Sie haben sich als einen zuverlässigen Führer und Freund ausgewiesen. Nun raten Sie mir. So viele Hunderte von Dollars, wie Sie erhielten, so viele Tausende zahle ich nach. Helfen Sie mir von dannen. Kommen Sie, noch sind wir unbemerkt geblieben, hier fassen Sie mit an dem Koffer an, und dann in die Schlucht hinein. Da sucht uns keiner, alles rennt dem Tal zu …«
»Was denken Sie, Gin‘ral!«, fiel Kit gutmütig spöttelnd ein. »Wo blieb Ihre Heldennatur? Der Schreck ist Ihnen in die Knochen gefahren, das ist alles. Glauben Sie, dass da weiter aufwärts keine sind, die den Sack offen halten, damit wir nur hineinzukriechen brauchen, um ihn hinter uns zugeschnürt zu sehen? Verdammt! Schreien und fluchen die da hinten nicht, als ob die ganze Hölle losgelassen wäre? Freilich, totgeschossen oder gehängt will keiner gern werden.« Er erhob sich, jedoch ohne Quinch auch nur auf eine Sekunde aus den Augen zu verlieren. Mit derselben Vorsicht warf er neues Holz auf die Glut, wobei er verschmitzt bemerkte: »Seien Sie froh, Gin‘ral, dass Sie nicht unter die anderen gerieten. Hatte so meine eigenen argwöhnischen Gedanken, als ich diesen Fleck für uns ausmachte, da sind wir wenigstens vorläufig gesichert …«
»Bei der ewigen Verdammnis, Mann«, unterbrach Quinch den Fallensteller vollständig kopflos, »was soll das Höllenfeuer! Sind Sie verrückt? Wollen Sie die Feinde durchaus hierherlocken?«
»Nichts von der Sorte, Gin‘ral, denn wären wir hier nicht gut aufgehoben, so hätte längst einer von denen da oben auf uns geschossen.«
»Andrieux«, entwand es sich nunmehr keuchend den Lippen Quinchs, dann versagte ihm die Sprache. Als hätte er vor einem unlösbaren fürchterlichen Rätsel gestanden, starrte er auf den sorglos dreinschauenden Fallensteller. Erst nach einer Pause presste er zwischen den fest aufeinander ruhenden Zähnen hindurch: »Andrieux … Mann … wenn Sie selber der Verräter wären …« Er verstummte abermals. Ein derartiger Verdacht hatte ihm bisher zu fern gelegen, um ihn sogleich fassen zu können. Umso erschütternder war daher dessen Wirkung in seinem plötzlichen Auftauchen. Dem Argwohn folgte ebenso schnell die Überzeugung nach und lähmte seine Denkkraft vorübergehend vollends. Sein fahles Gesicht glich nichts Menschlichem mehr, in solchem Maß kämpften auf demselben Wut und Todesangst. Vom verworfenen Räuber und Mordbrenner war zurzeit nichts geblieben, als ein für sein Leben zitternder elender Feigling. Nur die Tücke hatte ihre alte Beweglichkeit bewahrt. Das verriet sich in der erwachenden unheimlichen Glut seiner Augen, indem er Kit seltsam scharf betrachtete.
»Ich ein Verräter, Gin‘ral?«, fragte dieser gleichsam kindlich arglos. »Verdammt, Mann, säßen wir beide nicht in derselben Klemme drinnen, möchte ich Sie diese Beleidigung mit samt einem halben Dutzend Zähne verschlucken machen.« Um durch Wehrlosigkeit seine Unschuld zu beweisen, lehnte er die Büchse nachlässig hinter sich an die Uferwand, worauf er die Arme über der breiten Brust verschränkte.
»Kein Verräter?«, fragte Quinch mit verkürztem Atem, »befinden wir uns aber in einer Klemme, wer anders führte uns in dieselbe hinein? Sind Sie kein verräterischer Schurke, so beweisen Sie es, indem Sie uns beiden heraushelfen …«
»Die da unten sind des Teufels mit ihrem Schießen und Schreien. Verdammt, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr«, meinte Kit, der offenbar Zeit zu gewinnen wünschte, einfallend. Zugleich verfolgte er sicheren Blickes die Hand des Bandenchefs, die mit unscheinbarer Bewegung seitwärts an seinem Ledergurt hinglitt. Kaum aber berührte sie den Kolben des Revolvers, als er mit einem mächtigen Satz auf Quinch zusprang und ihn, bevor er von seiner Waffe Gebrauch machen konnte, umklammerte und seine Ellenbogen mit einer Gewalt an den Körper presste, dass ihm dadurch die letzte Möglichkeit zur Gegenwehr geraubt wurde. Der Stoß, mit welchem Kit sich auf ihn warf, war ein so unwiderstehlicher gewesen, dass beide zu Boden stürzten, wobei Quinch unten zu liegen kam. Gleich darauf wurde das Ächzen und erbitterte Fluchen des Bandenchefs durch Kits weithin schallende Stimme übertönt, indem er zum Ufer hinaufrief: »Mark! Heran mit dir, Mark! Beeile dich in des Henkers Namen oder der Hund schießt mir ein Loch in den Leib!«
Obwohl seinem Gegner, der mit der Kraft der Verzweiflung rang, weit überlegen, musste Kit doch sein Äußerstes aufbieten, um zu verhindern, dass dessen bewehrte Faust sich weit genug herumschob, um die Mündung des krampfhaft gepackten Revolvers auf seine Seite zu richten.
»Mark!«, wiederholte Kit Andrieux abermals, während Quinch unter der auf ihm ruhenden Last keuchte und raste und sich vergeblich von der eisernen Umschlingung zu befreien versuchte. Noch aber zitterte der dringliche Ruf durch die Schlucht, als es in der Entfernung weniger Schritte schwer niederschlug und Markolf, welcher die untere Hälfte des schroffen Abhangs im Sprung überwunden hatte, unter der Wucht seines Körpers in die Knie brach.
»Kit! Da bin ich!«, rief er aus, indem er wieder auf die Füße emporschnellte, »halt ihn eine Sekunde, würge ihn nicht! Lebendig müssen wir ihn fangen …«
»Mark!«, fiel Kit Andrieux unverkennbar besorgt ein, als er fühlte, dass seines Gegners Unterarm sich hob, »Mark, um alles Guten Willen, pass auf! Der Hund zielt auf dich!«
»Er soll nicht lange mehr zielen«, antwortete Markolf trotzig. Er wollte zur Seite springen, als die Pistole sich bereits entlud. Gleichzeitig war es wie ein Schatten vor ihn hingeschlüpft. Zwei Arme umschlangen seinen Hals. Er vernahm nur noch die gehauchten Worte Mark mein – Traum. Von dem für ihn bestimmten Geschoss tödlich getroffen, glitt Daisy vor ihm auf dem Rasen nieder. Wer weiß, ob eine zweite Kugel ihm selbst nicht verderblich geworden wäre, hätte Nicodemo, der nunmehr mit Oliva auf der verhängnisvollen Stätte erschien, ihr nicht dadurch eine andere Richtung gegeben, dass er den nach einem sicheren Ziel suchenden Arm packte und die Waffe der Faust des in ohnmächtiger Wut schäumenden Mörders entwand. Dann dauerte es nur wenige Minuten, bis der Gefangene an Händen und Füßen in einer Weise gefesselt dalag, dass er kein Glied mehr zu rühren vermochte.
Die Verfolgung der zersprengten Bande hatte sich um diese Zeit bis in das bewaldete Tal hinein verzogen. Aber noch immer schallte der unheimliche Lärm herüber, das Brüllen, Verwünschen und Krachen von Schüssen. Hin und wieder übertönt von den Kommandorufen der Offiziere. Es stand in hässlichem Widerspruch zu der Szene, vor welche Kit Andrieux und Nicodemo, nachdem sie sich des Bandenchefs versichert hatten, hintraten.
Hoch auf loderten die Flammen. Sie beleuchteten ein Bild, angesichts dessen der Engel der Liebe und der Barmherzigkeit sein Haupt hatte weinend verhüllen mögen.
Lang ausgestreckt lag Daisy auf dem Rasen, die Augen geschlossen und das stille liebliche Antlitz so bleich, als hätte sie bereits zu den Verstorbenen gezählt. Feierlicher Ernst hatte sich über dasselbe ausgebreitet. Nur zu beiden Seiten des leicht geöffneten Mundes prägte sich ein sanfter Leidenszug aus. Leise, ganz leise entwunden sich die kurzen Atemzüge der todeswunden Brust. Neben ihr kniete Markolf. Vollständig gebrochen, hielt er die schlanken bräunlichen Hände zwischen den seinen. Entsetzen, Zweifel und unsäglicher Jammer verliehen seinen entfärbten Zügen einen ergreifenden Ausdruck. Starr hingen seine Blicke an den geschlossenen Lidern des dem Tod geweihten holden Kindes. Die furchtbare Erschütterung hatte ihm die Sprache geraubt, sein ganzes Denken und Empfinden auf den einzigen Umstand beschränkt, dass sie, die vor einer Stunde noch ihr Leben gewissermaßen aus seinen Augen trank, sie, die nicht schwankte, die ihm bestimmte Kugel in Empfang zu nehmen und ihm, wie in einer Vorahnung, seitdem er die eigene Lagerstätte verlassen hatte, trotz seines ernsten Verbotes auf Schritt und Tritt heimlich gefolgt war, nunmehr unrettbar dem Tod verfallen sei. Wäre Quinch, anstatt in ohnmächtiger Wut an seinen Fesseln zu zerren, abwechselnd die grässlichsten Verwünschungen auszustoßen und dann wieder hohnlachend auf sein Höllenwerk hinzustieren, mit der geschwungenen Waffe vor ihn hingetreten, er würde den Todesstreich achtlos in Empfang genommen haben.
Auf der anderen Seite, den Rücken Quinch zugekehrt, kniete Oliva. Alles, was an Hass und tödlicher Feindschaft in ihr lebte, was ihrem schönen, edel geformten Antlitz kurz zuvor das unheimliche Gepräge wilden Triumphs und unerbittlicher Grausamkeit verlieh, sie gewissermaßen zu einer Rachegöttin stempelte, das war dahingesunken vor einem unsäglichen Gefühl tiefen Wehs. Angesichts der sterbenden jungen Freundin durchzitterte ihre Brust eine bange Klage, doch über die in Schmerz zusammengepressten Lippen fand dieselbe ihren Weg nicht hinaus. Ihre Hand ruhte unterhalb der rauen Bekleidung auf Daisys Herz, dessen matte Schläge in atemloser Spannung zählend.
Da trat Nicodemo neben sie hin. »Sie darf nicht länger hier weilen«, raunte er ihr zu, »ein Engel der Unschuld gehört nicht in die Nachbarschaft eines Höllengeistes. Die Atmosphäre ringsum ist vergiftet; wir müssen sie fortschaffen.«
Oliva erhob sich. Auf einen Wink von ihr richtete Nicodemo den Oberkörper Daisys behutsam auf. Sie umschlingend, dass ihr Haupt an seiner Schulter ruhte, hob er sie vorsichtig empor, worauf Oliva in ähnlicher Weise ihre Füße trug. Wie im Traum beobachtete Markolf ihr Verfahren, wie in traumhafte Betäubung versenkt, folgte er ihnen, als sie mit ihrer Last sich in der Schlucht weiter abwärts bewegten. An der traurigen Arbeit sich zu beteiligen, war ihm nicht eingefallen. Schwere Tränen stahlen sich über seine wettergebräunten Wangen. Er konnte nicht fassen, was er erlebt hatte, nicht fassen, dass seine einzige Herzensfreude ihm auf ewig entrissen worden, er nicht mehr ihre süß kosende Stimme hören, nicht mehr in die liebesglühenden lachenden Augen blicken sollte.
Nach Zurücklegung einer kurzen Strecke begegnete Maurus dem Trauerzug. Sechs oder sieben Soldaten begleiteten ihn. Mehrere Gefährten Kit Andrieux‘ hatten sich ihm angeschlossen. Es war bereits so hell geworden, dass Maurus die ganze Sachlage mit einem einzigen Blick erfasste. Er fragte nicht, er sprach nicht, aber neben den Bruder hintretend, ergriff er dessen Hand, ihn gleichsam führend und haltend auf dem schweren Gang.
Die weitere Verfolgung der zersprengten Raubbande war aufgegeben worden. Nur hier und da knallte noch ein Schuss, wo man diesem oder jenem aus dem Gebüsch hervorbrechenden Flüchtling eine Kugel nachschickte. Eine Störung in der Schlucht war daher nicht mehr zu befürchten. So legten Nicodemo und Oliva ihre Last auf einer Stelle nieder, wo ein aus der Uferwand hervorgewachsener, breit verzweigter immergrüner Strauch gewissermaßen ein Obdach für die todwunde Wiesenblume der Council-Bluffs bildete. Dort betteten sie dieselbe auf einer Anhäufung von Decken, die in Fülle umherlagen, worauf sie deren eigene über sie hinzogen. Wie der letzten Lebenskraft beraubt, warf Markolf sich wieder neben sie hin. Es war der erste schwere Schmerz seines Lebens. Zu jäh war er auf ihn hereingebrochen, als dass er ihm im ersten Anprall Widerstand zu leisten vermocht hätte.
Leise verständigten Oliva und Nicodemo sich mit Maurus, worauf dieser einige Mann Wache in angemessener Entfernung von der Sterbenden aufstellte. Bevor er sich zu dem unter Kit Andrieux‘ Obhut befindlichen Gefangenen begab, wohin die Pelzjäger voraus gingen, kehrte er noch einmal in das Tal zurück, um dem ältesten Leutnant das Sammeln der Leute zu übertragen.
Während man in solcher Weise für Daisy nach besten Kräften Sorge trug, hatte Kit Andrieux den Gefangenen gewissenhaft bewacht. Sobald er sich mit ihm allein sah, warf er zunächst neues Holz auf den Gluthaufen, dann trat er vor Quinch hin. Die eine Faust, den Ellenbogen des anderen Arms und das Kinn auf der Mündung seiner Büchse gemächlich rastend, betrachtete er den stier vor sich hin Blickenden, vor dessen krampfhaft auf den Lippen nagenden Zähnen sich leichter Schaum gebildet hatte, nachdenklich.
»Gin‘ral, ich vermute, es geht zu Ende mit Ihnen«, hob er nach einer längeren Pause des Schweigens treuherzig, beinahe freundschaftlich an. »Ich möchte Ihnen daher raten, mit Ihrem Knirschen und Zerren sich nicht zu sehr abzuarbeiten, um noch eine Kleinigkeit Kräfte für den letzten Augenblick übrig zu behalten. Denn hätten Sie in Ihrem ganzen Leben nichts verbrochen, als das herzige Kind, die freundliche Daisy aus den Council-Bluffs zu ermorden, so müssten Sie abgetan werden, und wäre ich gezwungen, in Ermangelung eines guten Baumastes, mit meinen eigenen Händen Ihre verdammte Windpfeife so lange zuzudrücken, bis die Hölle Ihre schuftige Seele in Empfang genommen hat.«
Wäre vor einem gesetzlich zusammenberufenen Gerichtshof dem Bandenchef das Todesurteil verkündet worden, so hätte es nicht den grauenhaften Eindruck auf ihn ausüben können, wie jetzt die gleichsam gemütliche Art, in welcher Kit zu ihm sprach. Das Bewusstsein, rettungslos auf der äußersten Grenze seines Lebens zu stehen, umnachtete sein Denken. Wahnwitz lugte aus seinen mit Blut unterlaufenden Augen. Planlos in alle Richtungen nach Milderungsgründen heischend, antwortete er beinahe tonlos: »Die Kugel war nicht für das Mädchen bestimmt. Es lief mir in den Schuss …«
»Gleichviel, Gin‘ral«, wendete Kit belehrend ein, »trafen Sie nicht das arme liebe Kind, die Augenweide der ganzen Council-Bluffs, so erschossen Sie den eisernen Mark, und da wäre die Sache nicht anders gewesen. Denn der Mark war von jeher mein getreuer Freund, und der verdiente ebenfalls nicht, von der Hand eines der niederträchtigsten Schurken zu fallen, der jemals verdiente, dreimal hintereinander gehängt zu werden.«
Quinch zerrte wieder an seinen Fesseln, bis ihm der Atem versagte. Wie im Versuch, den eigenen Erstickungstod herbeizuführen, lief sein Gesicht braunrot an. Plötzlich schöpfte er tief Luft. Seine Augen zu dem ihn seltsam neugierig beobachtenden Fallensteller erhebend, sprach er vorwurfsvoll: »Ist das der Dank dafür, dass ich Sie wie meinen Freund behandelte, Ihnen mein volles Vertrauen schenkte? Als ein wortbrüchiger Schurke haben Sie sich ausgewiesen. Unter den schamlosesten Vorspiegelungen führten Sie mich und meine Leute ins Verderben.«
»Nun ja, Gin‘ral, das tat ich freilich, dafür bezahlen ließ ich mich ebenfalls. Die Dollars, die ich in meine Tasche schob, sind dadurch wieder ehrlich geworden, dass ich sie mit gutem Gewissen ausgeben mag. Und einen Schurken nennen Sie mich? Bei Gott, Gin‘ral! Vor allen Dingen gehört ein ordentlicher unverzagter Mann dazu, sich in eine Gesellschaft zu begeben, in der er auf das kleinste Missverständnis hin aufgeknüpft werden kann, wie eine frisch aufgeschnittene Büffelzunge, die man in den Rauch hängt. Wenn ich Sie aber verriet, so galt es einem Schurken und Kehlabschneider erster Klasse, und einem solchen braucht kein ehrlicher Mann sein Versprechen zu halten oder die Wahrheit unter die Nase zu reiben. Verdammt, Sie selbst müssen zu meiner Ehre eingestehen, dass ich die Angelegenheit verhenkert fein einfädelte. Das war sicher mehr wert, als die paar hundert Dollars, die Sie für meine guten Dienste zahlten.«
Wie seinen Sinnen nicht trauend, starrte Quinch auf den gleichmütig plaudernden Fallensteller. Er schien mit Gewalt in dessen Seele lesen zu wollen. Endlich hob er wieder an: »Sie scheinen die Dollars zu lieben?«
»Weshalb nicht? Ohne einen Dollar in der Tasche fühle ich mich sogar in der Wildnis, wo es keine Gelegenheit gibt, ihn an den Mann zu bringen, ziemlich unkomfortabel.«
»Dann hören Sie, Andrieux, bevor wir gestört werden«, sprach Quinch verzweiflungsvoll dringlich weiter, »da in den beiden Koffern stecken über sechsunddreißigtausend Dollars in Gold. Davon will ich Ihnen die Hälfte, nein, alles will ich Ihnen schenken, wenn Sie die Stricke an meinen Händen und Füßen durchschneiden, aber schnell, schnell, damit ich verschwinde und einen Vorsprung gewinne. Schnell oder es wird zu spät.«
»Das klingt verdammt freundlich«, meinte Kit, selbstgefällig grinsend, »aber jetzt will ich Ihnen auch meine Ansicht sagen, Gin‘ral. Besäße ich dreimal so viel Gold, als die beiden Koffer da in sich bergen, und Sie wären frei, ich aber könnte es mit dem Ganzen erkaufen, Sie in meine Gewalt zu bringen, so gäbe ich es mit Freuden bis auf den letzten Cent hin. Wer nach Ihrem Tod die Hand auf das Geld legt, weiß ich noch nicht. So viel beschwöre ich: Der Dollar, den ich mir von Ihrem Blutgeld aneignete, sollte mir wie flüssiges Blei in der Hand brennen. Was ich dagegen bisher von Ihnen nahm, beschwert mein Gewissen nicht, weil ich es ehrlich und unter Gefahren verdiente, an denen ich stündlich hätte zugrunde gehen können. Jetzt wissen Sie, weshalb ich schlau genug war, mich jedes Mal des Morgens voraus bezahlen zu lassen.«
»Elender, verdammter Schurke«, keuchte Quinch wutschäumend, »dabei hätte es mich nur ein Wink gekostet, um dich hängen zu sehen.«
»Über den Schurken wollen wir nicht streiten, Gin‘ral«, meinte Kit geschäftlich, »und ließen Sie mich nicht aufknüpfen, so bin ich für meine Person nicht verantwortlich dafür. In Ihren Händen hatten Sie mich wenigstens lange genug, um Ernst damit zu machen. Aber ich war eben der Pfiffigere von uns beiden, und da werden Sie wohl mit dem Hängen an der Reihe sein.«
Quinch mochte einsehen, dass alle ferneren Vorstellungen am unerschütterlichen Gleichmut des Fallenstellers scheitern würden. Wie auf ein Phantom stierte er zu ihm hoch. Der Henker mit der geöffneten Schlinge in den Händen hätte keinen derartig grausigen Eindruck auf ihn ausgeübt, wie die wasserblauen Augen, die fortgesetzt mit knabenhafter Neugierde auf ihm ruhten und nichts weniger verrieten, als Grausamkeit oder Lust an fremdem Leid. Stumpfen Trotz hätte er dem Henker gegenüber bewiesen, wogegen der beinahe einfältig gutmütige, jedoch von einem strengen Rechtlichkeitsgefühl durchdrungene Jäger, dem er gewissermaßen nur noch als ein zu beseitigendes Raubtier galt, ihm Grauen einflößte.
Eine Weile verrann wiederum in Schweigen, als sich Schritte näherten. Kit Andrieux sah über die Schulter. Als er Nicodemo und Oliva erkannte, welchen die Jäger zögernd folgten, legte er neues Holz ans Feuer, um mit Rücksicht auf den kalten Morgen dem sichtbar leidenden Gefangenen menschenfreundlich ein wenig mehr Wärme zuzuführen.
Mit tödlicher Spannung sah Quinch zu den Nahenden hinüber. Es war nun so hell geworden, dass man nicht allzu ferne Gegenstände bereits genau zu unterscheiden vermochte. Wohl hatte er Oliva zuvor bemerkt, jedoch durch deren Kleidung beirrt, zumal sie, vor der todwunden jungen Halbindianerin kniend, ihm den Rücken zukehrte und die von der flackernden Beleuchtung erzeugten Schatten unstet über sie hinhuschten, ihr nur wenig Beachtung gezollt. Als sie aber nunmehr vor ihm stehen blieb und ihn stumm betrachtete, durchlief ein Schauder den sonst so gestählten Körper. Der letzte Blutstropfen wich aus seinem Gesicht. Seine Augen verglasten sich förmlich vor der Anstrengung, mit welcher er in Olivas Antlitz suchte. Eine Weile kämpfte er noch mit aller Kraft nach Klarheit des Geistes, dann erschlafften plötzlich seine Züge. Als wäre der letzte Lebenshauch damit vereinigt gewesen, entwand ein röchelnder Seufzer sich der schwer keuchenden Brust.
»Ich bin verloren«, nuschelte er. Mit dem Haupt sank das Kinn auf seine Brust.
Noch immer sah Oliva ruhig auf ihn nieder. Empfand sie Befriedigung den so lange unermüdlich Verfolgten in ihre Gewalt gegeben zu sehen, so hätte man doch vergeblich nach einem Merkmal des Triumphes in ihren Zügen geforscht. Eine Statue hätte in keiner ausdrucksloseren Unbeweglichkeit verharren können. Sie schien keine Empfindung dafür zu besitzen, dass die Aufmerksamkeit der Umstehenden nur ihr allein galt, namentlich Nicodemo, als wäre er jetzt mehr, denn je zuvor, um sie besorgt gewesen, keinen Blick von ihr wendete.
»Ja, Sullivan, Sie sind verloren«, sprach sie endlich kalt. »Ihr nur zu langes Leben der Schande und des Verbrechens ist verwirkt. Kein Gott kann Sie retten. Binnen jetzt und einer Stunde stehen Sie vor Ihrem letzten Richter.«
»Oliva«, versetzte Quinch keuchend. Er richtete das Haupt empor, senkte aber bald die Augen wieder vor der unerbittlich eisigen Strenge, welche Olivas ganze Gestalt umwehte. »Nein, Oliva, es ist nicht wahr, was du sprichst. Du bist ein Weib, in dir können nicht die Regungen einer Tigerin wohnen.«
»Nein, nicht die Regungen einer Tigerin«, wiederholte Oliva beinahe klanglos, »sondern, der gerechte Wille, die Welt von einem Ungeheuer zu befreien. Doch Ihr bloßer Tod genügt mir nicht. Abgesehen davon, dass ich ehrenwerten Zeugen Gelegenheit bieten möchte, sich ein klares Urteil über Sie zu bilden, Ihnen selbst aber die Möglichkeit, sich gegen die zu erhebenden Anklagen zu verteidigen, dürfen Sie nicht hinübergehen, ohne zuvor noch einmal alle Verbrechen aufgezählt zu hören, deren Sie während Ihres Fluch belasteten Lebens sich schuldig machten. Wollte ich nur Ihren Tod, wie leicht wäre es mir gewesen, ihn herbeizuführen. Anstatt bei Gelegenheit der Ausplünderung des Eisenbahnzuges – Sie erinnern sich dessen wohl – einen Ihrer räuberischen Korporale niederzuschießen, allerdings in der Verteidigung meines Lebens, brauchte ich nur Ihren Kopf zu meinem Ziel zu wählen und ich hätte ihn sicher nicht verfehlt. Dieselbe Faust aber, welche Ihren verworfenen trunkenen Adjutanten tötete, seine Papiere raubte, die ein neues Glied in der Kette der von mir eingeleiteten Verfolgungen bildeten, dieselbe Faust, welche die Drohung Kampbells auf den Tisch nagelte, ja, dieselbe Faust wäre freudig bereit gewesen, mit Ihnen ebenso zu verfahren, wie mit Ihren verbrecherischen Gefährten …«
Quinch war in sich zusammengebrochen, richtete sich bald wieder auf. Starres Erstaunen, gepaart mit wildem Entsetzen, sprach aus seinen Augen, indem er ausrief: »Du, Oliva, du warst jener verwegene Bursche, der der … Oliva, du selber bist Kampbell, du selber der berüchtigte Spion … kein anderer wäre imstande gewesen …«
»Nein, kein anderer«, bestätigte Oliva leidenschaftslos, »kein anderer, als ich, war jener unsichtbare Kundschafter, der unermüdlich in Ihren Spuren folgte, Sie immer durch Drohungen aus Ihren Sicherheitsträumen wachrüttelte. Nun, so nahe der Erfüllung meiner Aufgabe, mag ich es unbesorgt eingestehen, mögen die Geheimnisse fallen, welche so lange den gut bedienten und gefürchteten Spion umhüllten. Ja, ich war es«, fuhr sie ein wenig lebhafter fort, »ich, die Ihre Freunde in St. Louis mittels der erbeuteten Papiere hinterging, die für Sie bestimmten Nachrichten fälschte und Ihnen solche Nachrichten in die Hände spielte, welche Sie schließlich in meine und meiner Freunde Gewalt liefern mussten. Nennen Sie mich jetzt, wie Sie wollen, das Urteil eines Mörders und Räubers berührt mich nicht. Ich übernahm die Rolle eines Spions und ich bin ihr, unbekümmert darum, wie oft der Tod in seiner schrecklichsten Gestalt mich bedrohte, bis auf den heutigen Tag treu geblieben. Sie selbst wissen am besten, dass Hass und Rachsucht ursprünglich nicht in meiner Natur lagen. Sie kennen aber auch die Ursachen, welche mich zu dem machten, was ich geworden bin. Wie Sie eben einen Engel der Unschuld meuchlings mordeten, so töteten Sie in mir, einem ebenfalls unschuldigen Kind, den Glauben an die Menschheit, die sanften Regungen des Weibes, um an deren Stelle jene gefährlichen Leidenschaften ins Leben treten zu lassen, wie sie sonst nur todverachtende starke Männer auszeichnen …«
Ein grässliches Hohnlachen unterbrach sie.
»Wohlan denn«, rief Quinch nunmehr wieder trotzig aus, »ich weiß jetzt genug, ein verfluchtes Geschick führte mich in die Gewalt eines Satans. So mache wenigstens schnell ein Ende mit mir, anstatt dich an meiner Hilflosigkeit zu ergötzen. Hast ja Freunde genug um dich, welche für einen Liebesblick von dir gern einen Schuss auf mich abfeuern.«
Oliva errötete. Sie bekämpfte ihren Zorn, Nicodemo, der vortreten wollte, durch eine Handbewegung abwehrend, sprach sie weiter: »Ja, Freunde genug, erprobte Freunde, die bereitwillig alles für mich tun, wenn auch nicht um einen Preis, wie Ihre lästerliche Zunge ihn bezeichnete. Glauben Sie aber, durch Hohn und Beschimpfungen mich zu einer Übereilung zu reizen, so täuschen Sie sich. Und nochmals wiederhole ich ausdrücklich, nicht ohne vorhergegangenes Verhör sollen Sie gerichtet werden, obwohl es schon allein der neuesten Blutschuld wegen überflüssig wäre. Es soll und muss stattfinden, und nicht nur, um Ihnen noch einmal Ihre ganze Verworfenheit vor Augen zu führen, sondern auch zu meiner eigenen Rechtfertigung. Mir gehören Sie, mir allein. Das war die Bedingung, welche ich stellte, als ich anbot, Ihre Bande, die sich Jahre hindurch vom Plündern mästete, der Vernichtung preiszugeben. Mag dieser oder jener immerhin einen Stein auf mein unweibliches Tun werfen, mag man tadeln, dass ich in die Rolle eines Rächers eintrat: Was ich jetzt vor einer Anzahl ehrenwerter Männer zu enthüllen gedenke, das genügt, jedem mir zugeschleuderten Vorwurf den Stachel zu rauben. Entschuldigte mich am Schluss auch nur ein einziger«, ihr ernster Blick streifte Nicodemo, der wie eine Bildsäule ihr schräg gegenüberstand, »so wollte ich zufrieden sein.«
Abermals lachte Quinch, der die letzte Hoffnung auf Entkommen aufgegeben hatte, wie ein Teufel. »So rede, in der Hölle Namen«, rief er ihr zu, »die Freude, mich zittern zu sehen oder auch nur eine einzige Handlung meines Lebens bereuen zu machen, soll dir nicht werden.«
In der halb sitzenden Stellung, welche man ihm gegeben hatte, warf er den Kopf zurück. Die Augen schließend verriet er den Willen, was auch immer stattfinden mochte, nicht mehr in Olivas Kundgebungen einzugreifen. Gleich darauf erschien Maurus. Quinch schleuderte einen Blick wildesten Hasses auf ihn, schloss die Augen bald wieder.
»Wie steht es mit dem armen Kind?«, fragte Oliva, von Mitleid erfüllt, gedämpft.
»Nur noch mechanisch und immer matter arbeitet der Puls«, antwortete Maurus unter dem vollen Eindruck des Bilds, von welchem er eben fortgetreten war. »Jeder neuer Atemzug kann ihr letzter sein. Sie befindet sich außerhalb des Bereiches menschlicher Hilfe.«
Oliva neigte das Haupt. Kein anderer wagte das plötzlich eingetretene Schweigen zu brechen. In jedem auf ihr ruhenden Blick offenbarte sich an Verehrung grenzende Achtung. Als ein Wunder erschien den rauen Männern die Seelenstärke, welche in dem schmächtigen Körper wohnte.
»Armes, armes süßes Geschöpf«, sprach Oliva endlich wie unbewusst vernehmlich vor sich hin, »so jung und so schön und auf solche Art einem verheißenden Leben entrissen zu werden!« Mit einer heftigen Bewegung richtete sie sich auf. In ihren großen tiefen Augen loderte es feindselig. Auf Quinch weisend fügte sie hinzu: »Dieser neue Fluch wird ihn bis ins Jenseits, o, bis in die Ewigkeit hinein verfolgen, ihm die letzte Gnade seines göttlichen Richters entziehen.«
Wie, um sie zu besänftigen, neigte Maurus sich ihr zu. »Aber auch, armer Markolf«, sprach er, »das ist ein harter Schlag für ihn, ein Schlag, den er nie überwindet. Mit dem holden Wesen sinkt seine ganze Hoffnung auf irdisches Glück in die Erde hinab.«
Wie, um die eben wieder emporwuchernden sanften Regungen von sich abzuwehren, schüttelte Oliva sich leicht. Hart klang ihre Stimme, indem sie bemerkte: »Gern hätte ich noch einige Zeugen aus Ihrem Kreis hier gesehen …«
»Es folgen zwei Kameraden«, fiel Maurus ein. »Binnen kurzer Frist müssen sie hier sein. Für unsere Sicherheit ist gesorgt; von keiner Seite haben wir Störungen zu befürchten.«
Er reichte Kit Andrieux die Hand, die von diesem kräftig geschüttelt wurde. Er hatte die Bewegung des Captains verstanden und beantwortete sie mit der Erwiderung: »Habe nur meine Schuldigkeit getan. Da gibt es keinen Grund zum Danken. Eine Kleinigkeit war es freilich nicht, den misstrauischen Hund ins Netz zu locken.« Dann trat wieder Schweigen ein.
Oliva hatte sich dem Feuer zugekehrt und sah düster in die allmählich hinsinkenden Flammen. Zuweilen warf sie einen Blick zum bewölkten Himmel empor. Der Wind wehte noch immer scharf und kalt, jedoch nicht mehr mit der Heftigkeit des vorigen Tages. Mit sich führte er den schwarzen Staub der versengten Steppe. Stoßweise fuhr er in die Schlucht hinab, hier ein nieder gebranntes Feuer zu neuem Leben entfachend, dort weiße Asche emporwirbelnd. Über Lebende hauchte er hin wie über Tote, die noch da lagen, wo sie von den mörderischen Kugeln hingestreckt worden waren.
Ein unheimlicher Ort war es, ein unheimlicher Morgen. Ein Morgen, so recht geeignet, einen Schuldigen mit Grausen vor der nächsten Zukunft zu erfüllen. Und zu derselben Zeit schickte eine reine Seele sich an, scheu der Erde und einem durch Unschuld geweihten Körper zu entfliehen und den Wohnungen der Seligen zuzueilen.