Perry Rhodan Band 2979 – Das Despina-Mysterium
Uwe Anton
Perry Rhodan Band 2979
Das Despina-Mysterium
Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 21. September 2018, 68 Seiten, € 2,20, Titelbild und Innenillustration: Dirk Schulz
Atlan ist Held und Ich-Erzähler dieser Geschichte, in der es um halutische Hilferufe aus den Gasschwaden Neptuns geht, den die Scheibenwelt Wanderer anstelle des verschwundenen Mondes Despina umkreist. Es besteht ein Zusammenhang zwischen den Himmelskörpern, deren einer aktuell in Methan badet. Auch Lotho Keraetes schöne Familie ist in bezaubernd wirbelnden Methanschwaden unterwegs, und je schöner die Angehörigen, desto weniger Schutzanzug kann man betrachten.
Den Weg der Expedition durch die Neptunatmosphäre zeigt das Titelbild, das an die Innenillustration von Band 2973 anknüpft, in der ein Haluter beim Wandern gezeigt wurde. Allerdings ist es ungleich dynamischer. Das erst gegen Ende des Bands 2973 auftauchende Aggregat Etain schaffte es dort aufs Titelbild. Diese ätherisch schöne Frau, die keine ist und von sich selbst nur in der dritten Person spricht, weil sie sich explizit als Maschine begreift, läuft ebenfalls in der giftigen Atmosphäre herum, allerdings ohne Schutzanzug. Sie braucht ja keinen. Auch die anderen Mitglieder von Lotho Keraetes Schöner Familie, die Muirden und die Lucaparn, brauchen keinen. Sie sind postbiologische Existenzformen, die giftigen Methanschwaden machen ihnen nichts aus.
Icho Tolot kam auf den Neptun, um zu helfen, er trennt sich ungern von seinem Leben – womit er Shinae meint und andere nicht Shinae meinen. Doch da sei der Arkonide vor! Heißt: Das Unternehmen wird sehr schnell sehr gefährlich. Die Schöne Familie mag keine Haluter.
Bei Tolot geht es viel um Gefühle und Erinnerungen. Der Haluter trauert um den mutierten Bostich, seinen arkonidischen Artgenossen, mit dem er sein Kind zum zweiten Mal verlor, weil er dessen Gene trug. Er irrt durch die Trümmer halutischer Spielplätze, zu denen Bostich seine GOS’TUSSAN II gemacht hatte, damit sich seine von der Haluterpest befallenen Artgenossen austoben konnten.
Dabei begegnet Icho Tolot einer halutischen Reisebekanntschaft, die zum richtigen Zeitpunkt durch Wände geht, trifft die von der CREST III beschossene Vergangenheit in riesiger Kugelform und trauert um Lemurer, all dies in vollendeter Höflichkeit.
Das Rätsel um die Reisebekanntschaft sei gelöst: Sie finden Sawru Maudh, einst Anführer der kranken Haluter auf Bostichs Schiff. Er lebt noch, er erzählt, leider nicht allzu viel über seine Motive, Bostich zu folgen, dafür umso mehr über ein gemeinsames Erlebnis mit Tolot, da sich die beiden seit langer Zeit kennen. Soll die ausgedehnte Episode, die wiederum zur Innenillustration aus Band 2973 passen würde, Mitgefühl für den Sterbenden wecken oder die grundsätzlich inszenierte Art von Wirklichkeit aufzeigen, die neuerdings ständig aufscheint? Handelt es sich bei der abgestürzten Scheibenwelt doch um ein Gebilde aus Enklaven verschiedener Zeiten und Paralleluniversen, was durch die konsequent manipulierten Erinnerungen der Thoogondu noch verstärkt wird.
Atlan – tja, jünger wird er nicht. »Wollt ihr noch lange hier herumstehen und euch die alten Hintern knackigfrieren?«, erkundigt sich seine liebste Pedotransfererin, die sich neben dem gewohnt spöttischen Extrasinn in sein Bewusstsein eingelagert hat und ungeheuer nervt. Schon für diesen Satz lohnt sich der Roman.
Als Beilage in der Heftmitte gibt es die von Georg Joergens angefertigte Risszeichnung von Sunset City, der Außenstelle der LFG für interdisziplinäre Forschungsprojekte, die Verena Themsen zum Schauplatz eines der ersten Romane über den Machbarkeitskult der Techno-Mahdisten machte.
Die Lese- und Hörprobe ist hier.
(at)