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Autorenporträt: Andreas Eschbach

Andreas Eschbach, geboren am 15.09.1959 in Ulm, studierte zunächst Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart, wechselte aber vor Abschluss dieses Studiums in die EDV-Branche und arbeitete als Softwareentwickler. Von 1993 bis 1996 war er geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma.
Dieser Werdegang erklärt vielleicht seine spätere schriftstellerische Laufbahn, denn gerade die Raumfahrt spielt in seinen Science-Fiction-Romanen oftmals eine große Rolle.
Andreas Eschbach fing im Alter von 12 Jahren mit dem Schreiben an. Im Jahr 1994, der Autor war 35 Jahre alt, erhielt er ein Stipendium der Arno-Schmidt-Stiftung »für schriftstellerisch hochbegabten Nachwuchs« und schon ein Jahr später erschien sein erster Roman Die Haarteppichknüpfer, der im Jahr darauf den Literaturpreis des Science Fiction Clubs Deutschland erhielt. 1996 erschien dann auch gleich der nächste Roman Solarstation, der im Jahr darauf mit dem Kurt-Laßwitz-Preis geehrt wird.
Nach diesen beiden Science-Fiction-Romanen erschien das Buch, was ihn im Jahr 2000, als es bei Lübbe als Taschenbuchausgabe herauskam, zum Bestsellerautor machte. Das Jesus Video war für den Autor der Durchbruch, denn mit diesem Roman hob er sich von der reinen Science Fiction ab. Das Jesus Video ist ein Thriller, dessen Handlung zwar auf einer Zeitreise beruht, aber er spielt ausschließlich in der Gegenwart und macht dieses Buch eher zu einem Thriller mit fantastischen Elementen. Hier beweist der Autor eine hervorragende Recherchearbeit, ein glaubwürdiges Verständnis für unglaubwürdige Elemente und er bedient sich einer Sprache, die in ihrer Sensibilität den Leser den Atem anhalten lässt. Die Verfilmung setzte ganz andere Prioritäten und machte aus dem Roman einen actiongeladenen Thriller, der auf seine Weise sicherlich auch über einen gewissen Reiz und Spannung verfügt, aber leider mit der eher nachdenklichen Stimmung des Buches nicht konkurrieren kann.
Idee und Umsetzung machen genau dieses Buch Das Jesus Video für meinen Geschmack immer noch zu Eschbachs bestem und anspruchsvollstem Buch.

Doch der Autor kehrte schnell zu seinen literarischen Wurzeln zurück und im Jahr 1999 wurde der Roman Kelwitts Stern veröffentlicht. Die Handlung dieses Romans parodiert die Geschichte von E.T. Der Außerirdische, jedoch war mein Empfinden beim Lesen eher Langeweile, weil die Story an sich doch sehr vorhersehbar war.
Das Jahr 2001 war für mich als Leser dann doch wieder viel erfreulicher. Zunächst erschien bei Arena der Auftakt der Science-Fiction-Jugendbuch-Serie Das Marsprojekt. In dieser Serie mag man dem Autor auch eine gewisse Vorhersehbarkeit nachsagen, dennoch hat mich die detaillierte und dabei doch äußerst spannende Beschreibung des Lebens auf dem Roten Planeten sehr beeindruckt.
Ebenfalls 2001 kehrt Eschbach in das Universum der Haarteppichknüpfer zurück und erzählt die Geschichte von Eftalan Quest. Dies ist eine Space Opera, die auch Quereinsteigern in das Genre sehr zu empfehlen ist, da der Autor es gekonnt versteht, dem Leser sein Universum nicht nur zu beschreiben, sondern ihn dorthin zu entführen. Für dieses Buch Quest erhält der Autor wiederum den Kurt-Laßwitz-Preis.
Damit ist das Jahr 2001 für Andreas Eschbach schon ein sehr produktives Jahr, doch der Höhepunkt wurde im Herbst mit Eine Billion Dollar veröffentlicht. Es ist das erste Buch Eschbachs, welches keinerlei fantastische Elemente enthält, außer vielleicht der Vorstellung, so ein Erbe anzutreten, bei dem man auf Anhieb nicht mal genau weiß, wie viele Nullen nach der 1 stehen (es sind übrigens 12 Nullen). Dieses Buch ist als Thriller zu verstehen, der tiefe Einblicke in die Wirtschaft und das Finanzwesen gewährt. Als ich das Buch damals das erste Mal in den Händen hielt und es begann zu lesen, war ich zunächst enttäuscht. Da war nichts so, wie ich es von den anderen Büchern kannte, nichts geschah, was ich erwartet hätte, mir als Leser fehlte eben ein entscheidendes Element, was ich bis dahin einfach vorausgesetzt hatte, nämlich der Einfluss der Science Fiction oder der Phantastik. Deshalb legte ich dieses Buch, welches sich wiederum zu einem Bestseller entwickelte, erst einmal weg. Nach einem Gespräch mit Andreas Eschbach auf der Frankfurter Buchmesse hatte es der Mann irgendwie geschafft, mich doch noch einmal neugierig auf diese immense Summe Geld zu machen und dann las ich die Geschichte nochmals ohne irgendwelche Vorbehalte. Nach der Lektüre war ich dann einfach nur erstaunt, was man aus einer einfachen mathematischen Rechnung über Zinsen, Zinseszinsen und viel Zeit für eine unglaublich spannende Story entwickeln kann.

Eine Billion Dollar war kaum auf dem Markt, als Andreas Eschbach sich an ein neues Projekt wagte. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschien der in Echtzeit geschriebene Fortsetzungsroman Exponentialdrift, der bis Juni 2002 einen festen Platz in dieser Zeitung hatte.

Spätestens seit Eine Billion Dollar gehört Andreas Eschbach zu den Topautoren des Lübbe-Verlages. Es erschienen von ihm Der Letzte seiner Art, ein nachdenklicher Wissenschaftsthriller, Der Nobelpreis, ein Wirtschaftsthriller, der einige überraschende Wendungen nimmt und Ausgebrannt. Im letztgenannten Buch, welches ebenfalls jüngst mit dem Kurt-Laßwitz-Preis ausgezeichnet wurde, setzt sich der Autor mit der Entstehung und den Folgen einer Energiekrise auseinander und klärt die Frage, was passieren könnte, wenn das Öl ausgeht. Mit der Umsetzung dieses hochbrisanten und aktuellen Themas beweist Andreas Eschbach einmal mehr, dass er wirklich zu den Topautoren gehört.

Davon konnten sich in der Vergangenheit auch junge Leser überzeugen, denn im Arena Verlag wurde die Serie Das Marsprojekt fortgesetzt und es erschienen die beiden Jugendbücher Perfect Copy und Die seltene Gabe, die ich aber auch erwachsenen Lesern nur empfehlen kann. Genmanipulation und Telekinese als Grundthema wurden jeweils in unglaublich spannende Geschichten verpackt, die aber auch hier nicht auf Action ausgerichtet sind, sondern eher wieder nachdenklich stimmen.
Ich habe das hier schon mehrfach erwähnt, denn ich glaube, genau das ist das Geheimnis des Erfolges, den Andreas Eschbach für sich verbuchen kann. Er setzt nicht auf reißerische Action, sondern er bietet dem Leser in seinen Geschichten an, sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach einer Lösung zu begeben. Dass er sich dabei fantastischer Elemente bedient, macht ihn nur umso glaubwürdiger.

Neben seinen eigenen Romanen schlägt das Herz des Autors aber auch für Perry Rhodan, der größten deutschen Science Fiction Serie. Schon als Jugendlicher begeisterte sich Andreas Eschbach für dieses Universum und im Jahr 1998 schrieb er als erster Gastautor den Band 1935 Der Gesang der Stille der Serie. Im Jahr 2005 erschien sein 2. Gastroman unter der Nummer 2295 mit dem Titel Die Rückkehr.

Zum Werk des Autors gehört aber auch eine ganze Reihe von Kurzgeschichten wie z. B. Das Wunder des Universums, Jenseits der Berge, Quantenmüll oder Eine Trillion Euro, die der gleichnamigen Anthologie ihren Namen gab.
Im Jahr 2004 wurde das Sachbuch Das Buch von der Zukunft veröffentlicht, in dem der Autor den Leser mit auf eine Reise in die Zukunft nimmt. Er beantwortet Fragen zu Naturwissenschaft und Technik, wie sie sich entwickeln könnten oder warum auch nicht. Dieses Buch liest sich wie eine Science-Fiction-Kurzgeschichtensammlung, wobei die Antworten nicht immer so fantastisch sind, wie der Leser es vielleicht erhofft.

Bis zum Jahr 2007 war Andreas Eschbach leitender Referent auf Schreibseminaren und engagierte sich damit aktiv für den schriftstellerischen Nachwuchs. Doch bis heute findet man auf seiner Webseite www.andreaseschbach.de eine umfangreiche Liste von Fragen und Antworten rund um das Thema Schreiben.

Andreas Eschbach ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt seit 2003 mit seiner Frau in der Bretagne.


Eine Auswahl der Romane

Die Haarteppichknüpfer
Lübbe, ISBN: 978-3-404-24337-2

In einer fernen Zeit …
Schon seit je fertigen die Haarteppichknüpfer ihre Teppiche für den Kaiser – Teppiche, die aus den Haaren ihrer Frauen und Töchter bestehen. Für die Herstellung eines einzigen Teppichs benötigen die Knüpfer ihr ganzes Leben, und von dem Erlös kann eine Generation ihrer Familie leben. So war es seit Anbeginn der Zeit.
Doch eines Tages taucht ein Raumschiff im Orbit der Welt auf, das kurz darauf landet, um dem Geheimnis der wundersamen Haarteppiche auf den Grund zu gehen – einem Geheimnis, das alle Vorstellungskraft übersteigt.


Das Jesus Video
Knaur, ISBN: 978-3-426-63239-0

Wie kommt die Bedienungsanleitung für eine Videokamera in ein 2000 Jahre altes Grab in Israel? Eine Kamera, die erst in einigen Jahren auf den Markt kommen soll? Der Entdecker Stephen Foxx hat nur eine Erklärung: Jemand muss versucht haben, Videoaufnahmen von Jesus Christus zu machen! Der Tote im Grab ist demnach ein Mann der Zukunft, der in die Vergangenheit reiste, um sich dort ein Bild von der Wahrheit zu machen: Lebte Jesus wirklich?


Quest
Heyne, ISBN: 978-3-453-52095-0

In ferner Zukunft haben die Menschen Tausende von Welten im All besiedelt und sind dabei auf zahllose fremde Lebewesen gestoßen. Und doch hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass alles Leben im Universum miteinander verwandt ist und dass es einen Planeten geben muss, auf dem dieses Leben einst seinen Anfang nahm. Dies ist die Geschichte des Raumschiffkommandanten Eftalan Quest, der sich aufmacht, diesen sagenhaften Ort des Ursprungs zu suchen …


Eine Billion Dollar
Lübbe, ISBN: 978-3-404-15040-3

John Salvatore Fontanelli ist ein armer Schlucker, bis er eine unglaubliche Erbschaft macht: ein Vermögen, das ein entfernter Vorfahr im 16. Jahrhundert hinterlassen hat und das durch Zins und Zinseszins in fast 500 Jahren auf über eine Billion Dollar angewachsen ist. Der Erbe dieses Vermögens, so heißt es im Testament, werde einst der Menschheit die verlorene Zukunft wiedergeben.
John tritt das Erbe an. Er legt sich Leibwächter zu, verhandelt mit Ministern und Kardinälen. Die schönsten Frauen liegen ihm zu Füßen. Aber kann er noch jemandem trauen? Und dann erhält er einen Anruf von einem geheimnisvollen Fremden, der zu wissen behauptet, was es mit dem Erbe auf sich hat …


Ausgebrannt
Lübbe, ISBN: 978-3-7857-2274-9

Stellen Sie sich vor, der Liter Superbenzin würde über 4 Euro kosten. Ein Albtraum? Ja. Bloß wäre es erst der Anfang. Denn das Ölzeitalter wird nicht erst mit dem letzten Barrel enden. Es endet, sobald mehr verbraucht wird, als gefördert werden kann. Und dieser Moment ist näher, als die meisten ahnen. Das Problem: Niemand hat einen Plan für die Zeit danach. Auch Markus Westermann weiß von all dem nichts, als er es endlich in die USA geschafft hat und mit seiner Karriere voll durchstarten will. Als er Karl Walter Block kennenlernt, sieht er seine Chance gekommen. Der alte Öltechniker behauptet, dass in den Tiefen der Erde noch genug Öl für die nächsten tausend Jahre schlummert – und dass nur er die Methode kennt, wie man es findet. Er braucht nur noch einen kompetenten Geschäftspartner. Jemanden wie Markus …


Perfect Copy
Arena, ISBN: 978-3-401-02384-7

In Deutschland grassiert seit Wochen das Klon-Fieber: Ein kubanischer Wissenschaftler hat zugegeben, vor 16 Jahren zusammen mit einem deutschen Mediziner einen Menschen geklont zu haben. Nun sucht alle Welt nach dem Klon, der ungefähr in Wolfgangs Alter sein müsste. Und Wolfgangs Vater, Chefarzt einer Kurklinik, hat den Kubaner zur fraglichen Zeit gekannt. Als eine große Boulevardzeitung mit Wolfgangs Foto und der Schlagzeile »Ist er der deutsche Klon?« auf der Titelseite erscheint, ist die Hölle los. Aber erst das merkwürdige Foto aus Mutters Nachttischschublade gibt Wolfgang den entscheidenden Hinweis, dass etwas mit ihm nicht stimmen kann. Es beginnt eine aufregende Jagd nach der Vergangenheit, die Wolfgang und seine Freundin Svenja nach Berlin in die weiß gekachelten Labors des Instituts für Biotechnologie führt. Dort werden in mit flüssigem Stickstoff gekühlten Metallbehältern menschliche Embryonen gelagert. Und ungefähr 200 von ihnen könnten Wolfgangs Zwillingsbrüder sein …


Quellen:

Copyright © 2008 by Anke Brandt