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Marshal Crown – Band 35

In den Klauen des Ku-Klux-Klan

Ein Hinweis an die Leserschaft

Dies ist ein historischer Western.

Auch wenn der Ort der Handlung und viele Protagonisten dieser Geschichte der Fantasie des Autors entsprungen sind, so sind die hier geschilderten Ereignisse in dieser oder ähnlicher Form tatsächlich geschehen. Man darf die hier beschriebenen Brutalitäten und die zynischen, menschenverachtenden Dialoge deshalb nicht mit heutigen Maßstäben messen, sondern muss sie mit den Augen jener Zeit sehen, in der sich das Ganze zugetragen hat.

Nur so bekommt man einen unverfälschten Blick auf das Geschehen, auch wenn es nicht immer einfach ist, die Handlungsweise der damaligen Menschen zu verstehen.

Ich habe diese Novelle nicht nur als Westernstory konzipiert, sondern auch als einen Appell, der mithelfen soll, dass sich so etwas nicht wiederholt.

Deshalb der direkte Wortlaut, das viele Blut und die Grausamkeiten, an denen sich mancher vielleicht stören wird.

Aber es ist nun einmal so, die Wirklichkeit ist nie schön und bequem.

Euer C. C. Slaterman

 

*

 

Der Himmel schien zu glühen, als die Sonne hinter den schroffen Bergen im Westen versank. Langsam flossen die Schatten ineinander und die Nacht kroch heran. Dunkelheit legte sich wie ein schwarzes Tuch über den Rio Brazos.

Der Mond ging auf.

In der Nähe des großen Flusses heulte ein Kojote, Wind strich von Süden heran, raschelte in den Blättern der am Fluss stehenden Bäume und ließ ihre Zweige erzittern. Irgendwann verstummten aber auch diese Geräusche, bis schließlich nur noch das Rauschen und Glucksen des Wassers zu hören war.

Still und stumm verrann die Zeit.

Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden.

Mitternacht war lange vorüber, als plötzlich ein Kauz schrie. Kurz darauf war leiser, dumpfer Hufschlag zu hören. Pferde schnaubten, Sattelleder knarrte, Sporen klirrten.

Die fünf Reiter kamen mit dem Wind von Süden her an den Fluss.

Sie hatten sich lange, weiße Umhänge übergeworfen und ihre Gesichter mit spitz zulaufenden Kapuzen verhüllt. Um ihre Hüften spannten sich breite Patronengurte und in den Holstern steckten schwere 45er Colts, deren verschrammte Griffe wie Geierschnäbel aus dem Leder ragten.

Sie wirkten entschlossen wie Männer, die sich durch nichts und niemanden mehr von ihrem Vorhaben abbringen ließen. In ihren Augen, die hinter den schmalen Schlitzen der Kapuzen funkelten, glühte ein hasserfülltes, höllisches Feuer.

Gespenstern gleich jagten die Kuttenträger über das Land.

Das Stakkato der stampfenden Hufe verstummte erst, als die Männer ihre Pferde auf einem schmalen Bergrücken zügelten.

Unter ihnen duckten sich die Häuser einer kleinen Stadt.

»Wir kommen anscheinend genau zur richtigen Zeit«, sagte einer der Reiter. »Da unten schläft jetzt alles.«

»Täusch dich nicht«, sagte ein anderer.

Es war offensichtlich, dass dieser Mann der Anführer der Maskierten war. Wenngleich er wie alle anderen auch mit einem weiten Umhang und einer spitz zulaufenden Kapuze verkleidet war, konnte selbst ein Außenstehender an seiner Haltung und der Art, wie er sich bewegte, deutlich erkennen, dass er es gewohnt war, Befehle zu erteilen.

»Am nördlichen Ende der Main-Street brennen noch jede Menge Lichter.«

»Natürlich Ben«, sagte der andere. »Dort befindet sich ja auch der einzige Saloon unserer Stadt.«

Der Kopf des Anführers zuckte blitzartig zur Seite.

»Haben wir nicht ausgemacht, dass wir keine Namen nennen, wenn wir diese Sache durchziehen?«, fragte der Mann, dessen Name offensichtlich Ben war.

Obwohl sich seine Stimme dabei kaum merklich hob, war der eisige Klang darin nicht zu überhören. Der andere zog den Kopf zwischen die Schultern und senkte den Blick wie ein geprügelter Hund.

»Das … das wird nicht wieder vorkommen. Das ist mir nur aus Versehen rausgerutscht, ehr… ehrlich«, stotterte er.

»Das hoffe ich für dich. Du bist zwar ein guter Mann, aber wenn du noch einmal meinen Namen nennst, wenn wir die Kapuzen tragen, schieße ich dich wie einen tollen Hund über den Haufen. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«

»Na…natürlich Boss.« Dabei nickte der Mann so heftig, dass die anderen befürchteten, ihm würde der Kopf gleich von den Schultern fallen.

Der Anführer der Reiter wandte sich wieder seinen Männern zu.

»Also los!« Seine Stimme klang heiser unter der Kapuze hervor. »Ihr wisst, warum wir hier heute Nacht hier sind.«

Dann machte er eine weit ausholende Handbewegung, zog sein Pferd herum und ritt, ohne auf eine Antwort zu warten, in langsamem Trab den Bergrücken hinunter. Die anderen folgten ihm Sekunden später. Sand knirschte unter den Hufen ihrer Pferde, als sie hintereinander durch die Main-Street von Jerome ritten.

Sie bogen im Süden der Stadt in eine der halbdunklen Seitengassen ein und hielten dort ihre Pferde an. Einer von ihnen blieb bei den Tieren, während die anderen wie auf einen stummen Befehl hin beinahe gleichzeitig durch die nächtlichen Straßen huschten.

Niemand von ihnen sprach dabei ein Wort, obwohl alle wussten, dass noch vor Anbruch des neuen Tages ein Bewohner dieser Stadt durch ihre Hand sterben sollte.

Inzwischen zeigte die Uhr der kleinen presbyterianischen Kirche von Jerome die zweite Stunde nach Mitternacht an. Der Ort kam jetzt rasch zur Ruhe. Irgendwo bellte noch ein Hund, ein Mann fluchte und ein Kind weinte.

Aber nur kurz, dann wurde es ruhig.

Auch im Norden war der Lärm im Saloon verstummt. Sekundenlang war das Rattern der Nachtkutsche das einzige Geräusch, das noch zu hören war, dann wurde es endgültig still.

Doch nicht für lange, schon bald waren Schritte zu hören.

Ein Mann kam leise pfeifend von Norden her auf das Stadtzentrum zu.

Er hatte die Hände tief in die Taschen seiner Latzhose vergraben und schlenderte sichtlich vergnügt die Straße entlang. Als er mitten auf dem Weg eine leere Konservendose entdeckte, lief er rasch darauf zu, holte mit dem Fuß aus und kickte sie voller Übermut zwischen zwei Häuser hindurch in eine dunkle Seitengasse. Noch während die Dose scheppernd in die Gasse rollte, begann wieder ein Hund zu bellen.

Im Gegensatz zu dem kläffenden Vierbeiner aber bemerkte der Mann die Gestalten, die in der Dunkelheit wie Kastenteufel auf ihn zusprangen, erst, als es für ihn keine Chance mehr gab, ihnen zu entkommen.

Als er ihre Schritte hinter sich hörte, wirbelte er zwar herum, aber da war es längst zu spät.

Er sah noch die weißen Kapuzen, die sich vor ihm trotz der Dunkelheit mit geradezu entsetzlicher Klarheit abzeichneten, dann spürte er einen harten Schlag am Hinterkopf und stürzte zu Boden.

»Seid ihr verrückt geworden?«, presste er stöhnend hervor, während er im Staub der Straße kniete und beide Hände um seinen Kopf legte.

Die Antwort war ein hinterhältiger Tritt, der ihn mit dem Gesicht voraus zu Boden warf.

Das Blut rauschte in seinen Ohren.

Er spürte den Dreck der Straße in seinem Mund und die Welt begann sich vor seinen Augen zu drehen, als er wie aus weiter Ferne eine höhnische Stimme hörte.

»Pech gehabt, Carter. Du hättest in der letzten Gemeinderatssitzung dein Maul nicht so weit aufreißen sollen. Wir erfahren nämlich alles. Aber keine Angst, du wirst diese Sache nicht alleine ausbaden müssen. Amos und deine anderen Niggerfreunde werden dir in der Hölle schon bald Gesellschaft leisten.«

Das Letzte, was Jesse Carter noch wahrnahm, war ein zynisches Lachen.

Dann traf ihn erneut etwas mit solch elementarer Wucht am Kopf, dass sein Bewusstsein wie eine Kerze im Sturm erlosch.


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB, MOBI und AZW3 zur Verfügung.

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2 Antworten auf Marshal Crown – Band 35