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Abenteuer des Captains Bonneville 07

Washington Irving
Abenteuer des Captains Bonneville
oder: Szenen jenseits der Felsengebirge des fernen Westens
Verlag von J. D. Sauerländer. Frankfurt am Main, 1837

Sechstes Kapitel

Sublette und seine Schar. Robert Campbell. – Captain Wyeth und eine Gruppe Down-Easters. Eine Yankeeunternehmung. Fitzpatrick. Sein Abenteuer mit den Blackfeet. – Ein Sammelplatz der Gebirgsjäger. Das Gefecht in Pierre’s Hole. Ein indianischer Hinterhalt. Sublettes Rückkehr.

Indem wir den Captain Bonneville mit seiner Schar im befestigten Lager im Green River Valley verschanzt lassen, müssen wir zurückkehren, um eine Partie der Rocky Mountain Fur Company mit Vorräten von St. Louis auf ihrem Zug zum jährlichen Versammlungsort in Pierre’s Hole zu begleiten. Diese Partie bestand aus sechzig Mann wohlberittener Leute, die Packpferde bei sich führten. Sie wurden vom Captain William Sublette, einem Gesellschafter der Compagnie, und einem der tätigsten, unternehmendsten und berühmtesten Führer in diesem halb militärischen Dienst befehligt. Er war von seinem Handelsgesellschafter und geprüften Kampfgenossen in der Gefahr, Mr. Robert Campbell, einem der Pioniere des Handels jenseits der Gebirge, begleitet, der Fängerpartien dort in Zeiten der größten Gefahr befehligt hatte.

Als sich diese würdigen Handelsfreunde auf ihrem Weg zur Grenze befanden, kamen sie mit einer anderen Expedition zusammen, die ebenfalls auf der Reise zum Gebirge begriffen war. Dieses war eine Partie regelmäßiger Down-Easters, nämlich Leute aus New England, die mit aller Einsicht und scharfsinnigem Geist  ihres Geschlechts sich nun den Weg zu einem neuen Feld ihrer Unternehmung zu bahnen versuchten, worauf sie gänzlich unbekannt waren.

Die Partie war von Captain Nathaniel J. Wyeth von Boston ausgerüstet worden und wurde von ihm unterhalten und befehligt. Dieser Mann hatte die Idee gefasst, dass eine einträgliche Salmenfischerei, verbunden mit dem Pelzhandel, am Columbia River angelegt werden könne. Er hatte demnach Kapital in Waren gesteckt, die er für den Handel mit den Indianern ge eignet hielt, und eine Anzahl Ostländer in seine Dienste genommen, die den fernen Westen nie gesehen hatten, noch irgendetwas von der Wildniss wussten oder kannten. Mit diesen schlug er seinen Weg querfeld über das Festland ein, ohne sich durch Gefahren, Schwierigkeiten und die Entfernung abschrecken zu lassen. Auf dieselbe Weise, wie ein neuenglischer Küstenfahrer und seine Nachbarn kaltblütig eine Reise zum Schwarzen Meer oder einen Walfischkreuzerzug zum Stillen Ozean unternehmen.

Mit all ihrer angeborenen Geschicklichkeit, sich in schwierigen Fällen helfen zu können, fanden sich doch Captain Wyeth und seine Leute, als sie die Grenze erreicht hatten und einsahen, dass die Wildnis Erfahrungen und Gewohnheiten erfordere, die ihnen gänzlich abgingen, in der tiefsten Verlegenheit. Außer dem Führer hatte keiner der ganzen Partie je einen Indianer gesehen noch eine Büchse gehandhabt. Sie befanden sich ohne Wegweiser und ohne Dolmetscher, waren mit der Jägerei und der Art, wie man sich durch wilde Horden durchzuschlagen hat und auf weiten Märschen über steile Gebirge und unfruchtbare Ebenen durchbringen kann, völlig unbekannt.

In dieser Verlegenheit fand sie Captain Sublette in der kleinen Grenzstadt Independence in Missouri, gleichsam von einer Windstille befallen, oder vielmehr völlig aufgefahren, und nahm sie wohlwollend an das Schlepptau. Die beiden Partien reisten freundschaftlich miteinander. Die Grenzer von Sublettes Partie erteilten ihren Asankee-Kameraden einigen Unterricht in der Jagd und ließen sie einige Blicke in die Kunst und das Geheimnis tun, auf welche Weise sie die Indianer zu behandeln hätten. So kamen sie ohne Zufall an den oberen Armen des Nebraska oder Platte River an.

Während ihres Marsches kam Mr. Fitzpatrick, der zu jener Zeit jenseits der Gebirge residierte, vom Sammelplatz in der Pierre’s Hole herab, ihnen in der Absicht entgegen, ihren Marsch zu beschleunigen. Er reiste in Gesellschaft mit ihnen, bis sie den Freshwater erreichten, wo er ein Paar Pferde, ein Reit- und ein Packpferd, nahm, um voraus nach Pierre’s Hole zu eilen und vor ihrer Ankunft Anstalten zu treffen, damit er seinen Jagdfeldzug vor der anderen Compagnie eröffnen könne.

Fitzpatrick war ein entschlossener und erfahrener Gebirgsjäger, der alle Pässe und Talschluchten kannte. Er folgte eben seinen einsamen Weg, das Green River Valley hinauf, als er in einiger Entfernung mehrere Reiter erblickte und haltmachte, um sie zu erkennen. Er hielt sie anfänglich für eine Abteilung aus ihrem Versammlungsplatz oder eine Partie freundlicher Indianer. Sie gewahrten ihn, erhoben das Kriegsgeschrei und kamen in vollem Rennen auf ihn zugesprengt. Er sah nun seinen Irrtum und seine Gefahr ein. Es waren Blackfeet.

Auf sein schnellstes Pferd springend und das andere dem Feind überlassend, machte er zum Gebirge zu. Es gelang ihm, einen der gefährlichsten Engpässe hinauf zu entkommen. Hier verbarg er sich eine Zeitlang, bis er glaubte, dass die Indianer weg seien, wo er sodann zum Tal zurückkehrte. Er wurde abermals verfolgt, verlor sein übriges Pferd und entkam nur dadurch, dass er die Felsen hinaufkletterte. Mehrere Tage lang hielt er sich unter den Felsen und Abhängen verborgen und verhungerte beinahe, da er nur noch eine einzige Ladung in der Büchse hatte, die er zu seiner Selbstverteidigung aufsparte.

Unterdessen hatte Sublette und Campbell mit ihrem Reisegefährten, Captain Wyeth, ihren Marsch unbelästigt fortgesetzt und kamen im Green River Valley, damit völlig unbekannt, an, dass in der Nähe ein Feind lauere. Sie hatten über Nacht am Ufer eines kleinen Flusses gelagert, der von der Wind River Range herabkam, als um Mitternacht eine Horde Indianer plötzlich ihr Lager mit schrecklichem Geheul und Schreien und einer Entladung von Flinten und Pfeilen anfiel. Glücklicherweise wurde dadurch kein anderer Schaden angerichtet, als dass ein Maultier verwundet wurde und mehrere Pferde sich von ihren Pfählen losrissen. Das Lager stand sogleich unter Waffen, allein die Indianer zogen sich mit gellendem Jubelgeschrei zurück, indem sie unter dem Schutz der Nacht mehrere Pferde mit fortführten.

Dies war ein etwas unangenehmer Vorgeschmack des Gebirgslebens für einige von Captain Wyeths Leuten, die nur an das regelmäßige und friedliche Leben von Neu-England gewöhnt waren. Auch war es nicht ganz im Geschmack der Leute des Captains Sublette, die meist Creolen und Bürger aus der Stadt St. Louis waren. Sie setzten ihren Marsch den nächsten Morgen unter Vorausschickung von Spähern in der Front und in der Flanke fort und kamen ohne weitere Belästigung in Pierre’s Hole an.

Die erste Frage des Captains Sublette beim Erreichen des Sammelplatzes war nach Fitzpatrick. Zu seiner großen Bestürzung hörte er, dass er noch nicht angekommen sei, noch dass man eine Nachricht in Betreff seiner erhalten habe. Man war nun sehr besorgt, dass er in die Hände der Blackfeet gefallen sei, die den mitternächtlichen Angriff auf das Lager gemacht hatten. Es erregte daher eine allgemeine Freude, als er von zwei halbblütige irokesischen Jägern begleitet ankam. Er hatte sich mehrere Tage lang im Gebirge versteckt gehalten, wo er fast vor Hunger verschmachtete, bis er endlich der Wachsamkeit seiner Feinde in der Nacht entging und so glücklich war, zwei irokesischen Jägern zu begegnen, die, da sie zu Pferde waren, ihn ohne weitere Schwierigkeit zum Sammelplatz brachten. Er kam dort so abgezehrt an, dass er kaum zu erkennen war.

Das Tal, welches man Pierre’s Hole nennt, ist ungefähr dreißig Meilen lang und fünfzehn breit, gegen Westen und Süden von niederen, unterbrochenen Bergrücken eingeschlossen und im Osten von drei hohen Bergen, The Three Tetons genannt, beherrscht, welche als Wahrzeichen des Landes in weiter Ferne gesehen werden.

Ein schöner, von Bächelchen und Gebirgsquellen genährter Strom stürzt sich nordwärts durch das Tal und teilt es in zwei Teile. Die Wiesen an seinen Ufern sind breit und ausgedehnt, mit Weiden und Baumwollholzbäumen bewachsen, die so dicht ineinander verschlungen und verflochten sind, dass sie beinahe unzugänglich sind.

In diesem Tal war die bunte, mit dem Pelzhandel beschäftigte Bevölkerung versammelt. Hier hatten die beiden miteinander wetteifernden Compagnien mit ihren Genossen aller Art – Händler, Trapper, Jäger und Halbblute – die von allen Enden her zusammengekommen waren, ihr Lager aufgeschlagen. Hier erwarteten sie ihre jährlichen frischen Vorräte und ihre Befehle, um in neuen Richtungen wieder aufzubrechen. Hier hatten ebenfalls die mit dem Pelzhandel in Verbindung stehenden Stämme der Wilden, die Nez Percé oder Chopunnish und Flathead ihre Zelthütten längs des Stromes aufgeschlagen und erwarteten mit ihren Squaws oder Frauen die Austeilung von Waren und Putzsachen. Es befand sich überdies hier noch eine Schar von fünfzehn freien Trappern unter den Befehlen ihres tapferen Führers aus dem Arkansasgebiet, Namens Sinclair, die ihr Lager in einiger Entfernung von den Übrigen aufgeschlagen hatte.

So war die heterogene, sich auf siebenhundert Mann belaufende Versammlung gesitteter und wilder Menschen beschaffen, die in den Zelten und Hütten der verschiedenen Lager verteilt war.

Die Ankunft des Captains Sublette mit Vorräten setzte die Rocky Mountain Fur Company in volle Tätigkeit. Die Waren und Güter wurden schnell ausgepackt und ebenso schnell an die Trapper und Indianer verteilt. Die gewöhnlichen Belustigungen und Schwelgereien fanden statt, wonach alle Gruppen sich nach ihren Bestimmungen zu zerstreuen begannen.

Am 17. Juli brach eine kleine Brigade von vierzehnTrappern unter Anführung von Mr. Milton Sublette, Bruder des Captains, in der Absicht auf, ihren Weg südwestlich einzuschlagen. Sie wurden von Mr. Sinclair und seinen fünfzehn freien Trappern begleitet. Auch Captain Wyeth nahm mit seiner neuenglischen Schar von Biber- und Salmenfängern, deren Zahl jetzt bis auf elf zusammengeschmolzen war, diese Gelegenheit wahr, seinen Kreuzzug in die Wildnis in Gesellschaft solcher erfahrenen Piloten fortzusetzen.

Den ersten Tag machten sie ungefähr acht Meilen in südöstlicher Richtung und schlugen ihr Lager für die Nacht in Pierre’s Hole auf. Am folgenden Morgen, als sie eben mit dem Aufbrechen ihres Lagers beschäftigt waren, bemerkten sie eine lange Linie von Leuten, die einen Gebirgsengpaß herabkamen. Sie hielten solche anfänglich für Fontenelle und seine Partie, da derselbe täglich erwartet worden war. Captain Wyeth aber sah mit dem Fernglas nach ihnen hin und erkannte sie für Indianer. Sie waren in zwei Abteilungen geteilt, die im Ganzen Hundertfünfzig Köpfe, Männer, Frauen und Kinder, stark sein mochten. Einige waren beritten, fantastisch bemalt und geschmückt und hatten scharlachrote wollene Decken, die im Wind flatterten. Der größere Teil war jedoch zu Fuß. Sie hatten die Trapper gesehen, ehe man sie selbst wahrgenommen hatte, und kamen heulend und schreiend in die Ebene herab. Als sie sich näherten, erkannte man sie für Blackfeet.

Ein Trapper von Sublettes Brigade, ein Halbblut, Namens Antoine Godin, bestieg nun sein Pferd und ritt ihnen entgegen, als ob er eine Unterredung mit ihnen halten wolle. Er war der Sohn eines irokesischen Jägers, der von den Blackfeet an einem kleinen Strom unten am Gebirge, der noch seinen Namen trägt, grausam ermordet worden war. Antoine wurde von einem Flathead begleitet, deren einst mächtiger Stamm in ihren Kriegen mit den Blackfeet völlig aufgerieben worden war. Beide hegten daher die rachsüchtigste Feindschaft gegen diese Gebirgsräuber. Die Blackfeet machten Halt. Einer der Häuptlinge schritt einzeln und unbewaffnet vor und trug die Friedenspfeife, welche Eröffnung gewiss von friedlicher Andeutung war. Allein Antoine und der Flathead waren zu Feindseligkeiten gestimmt und wollten es als eine verräterische Bewegung ansehen.

»Ist dein Gewehr geladen?«, fragte Antoine seinen roten Kameraden.

»Ja.«

»Dann spanne den Hahn und folge mir.«

Sie begegneten dem Häuptling der Blackfeet, der ihnen freundschaftlich die Hand reichte, auf halben Weg.

Antoine ergriff sie.

»Feuer!«, rief er.

Der Flathead legte sein Gewehr an und tötete den Blackfeet. Antoine riss ihm seine rote Decke ab, die reich verziert war, und sprengte damit, wie mit einer Trophäe nach dem Lager, wobei ihm die Kugeln des Feindes nachpfiffen.

Die Indianer zogen sich sogleich an den Rand eines Sumpfes zwischen Weiden und Baumwollholzbäumen zurück, die mit Weinreben verschlungen waren. Hier fingen sie an, sich zu befestigen, die Frauen gruben einen Schanzgraben und warfen eine Brustwehr von Baumstämmen und Zweigen auf, die tief in dem Gehölz verborgen lag, während die Krieger am Rand scharmuzierten, um die Trapper von sich zu halten.

Die Letzten nahmen ihre Stellung in einer Hohlung in der Front, von wo sie ein Geplänkel unterhielten. Was Captain Wyeth und seine kleine Schar Down-Easters anbelangt, so waren sie über diese zweite Probe des Lebens in der Wildnis äußerst bestürzt, da die Leute an ein Buschgefecht und den Gebrauch der Büchse nicht gewöhnt waren, nicht wussten, wie sie sich benehmen sollten. Captain Wyeth benahm sich jedoch wie ein geschickter Befehlshaber. Er ließ alle Pferde in sein Lager in Sicherheit bringen, dann, eine Brustwehr von seinen Güterballen bildend, beauftragte er seine Leute, ihr Fort besetzt zu behalten und es nicht zu verlassen. Er selbst mischte sich mit dem Entschluss unter die andere Führer, seinen Anteil am Gefecht zu nehmen.

In der Zwischenzeit war ein Eilbote zum Sammelplatz geschickt worden, um Verstärkung zu verlangen. Captain Sublette und sein Gesellschafter Campbell befanden sich in ihrem Lager, als der Eilbote, seine Mütze schwenkend, mit Lärmgeschrei über die Ebene gesprengt kam.

»Die Blackfeet, die Blackfeet! Ein Gefecht oben im Tal! Zu den Waffen, zu den Waffen!«

Der Lärm verbreitete sich von Lager zu Lager. Es war eine gemeinschaftliche Sache: Ein jeder griff nach seinem Pferd und nach seiner Büchse. Die Nez Percé und Flatheads gesellten sich zu ihnen. So schnell wie Reiter sich bewaffnen und beritten machen können, galoppierten sie weg. Das Tal wimmelte bald von weißen und roten Männer, die im vollen Rennen angesprengt kamen.

Sublette befahl seinen Leuten im Lager zu bleiben, da sie Rekruten von St. Louis und mit der Art des Kriegführens mit Indianern unbekannt waren. Er und sein Freund Campbell freuten sich an dem Gefecht teilzunehmen. Sie warfen ihre Röcke ab, schürzten ihre Ärmel auf, setzten sich mit Pistolen und Büchsen bewaffnet zu Pferd und waren unter den Ersten, die fortsprengten. Als sie wegritten, machten sie ihre Testamente auf Soldatenweise, indem ein jeder angab, wie im Fall seines Todes über seine Effekcten verfügt werden solleund indem einer den anderen zum Exekutor ernannte.

Die Krieger der Blackfeet hatten in der Meinung gestanden, dass die Brigade von Milton Sublette der einzige Feind sei, womit sie es zu tun haben würden. Sie waren daher höchst verwundert, das ganze Tal von Reitern wimmeln zu sehen, die im Galopp zum Gefecht herangesprengt kamen. Sie zogen sich in ihr Fort zurück, das in dem dunklen und verwachsenen Gehölz dem Auge gänzlich verborgen lag. Die meisten ihrer Frauen und Kinder hatten sich ins Gebirge zurückgezogen. Die Trapper rückten vor und näherten sich dem Sumpf, indem sie blindlings in das Dickicht feuerten. Die Blackfeet konnten ihre Gegner, die im offenen Feld standen, besser sehen. Ein Halbblut wurde in der Schulter verwundet.

Als Captain Sublette anlangte, drang er darauf, den Sumpf zu durchwaten und das Fort zu erstürmen. Allein alle sträubten sich aus Furcht vor dem grauenvollen Anblicke des Platzes und der Gefahr, solche verzweifelte wilde Menschen in ihrer Höhle anzugreifen. Selbst die indianischen Verbündeten betrachteten, obwohl sie an Buschgefechte gewöhnt waren, solchen als beinahe unzugänglich und voller Gefahr. Sublette war nicht von seinem Vorsatz abzubringen, sondern erbot sich, voran in den Sumpf zu waten. Campbell trat hervor, um ihn zu begleiten.

Ehe Sublette sich in das gefährliche Gehölz begab, nahm er seine Waffenbrüder beiseite und bemerkte ihnen, dass, im Falle er fiele, Campbell, der seinen Willen kenne, sein Testamentexekutor sein solle. Nachdem dies geschehen war, ergriff er seine Büchse und drang, Campbell voranschreitend, in die Büsche. Sinclair, der Parteigänger aus den Arkansas, befand sich mit seinem Bruder und einigen wenigen seiner Leute an dem Rand des Gehölzes. Durch das tapfere Beispiel seiner beiden Freunde angefeuert, eilte er vorwärts, um ihre Gefahren zu teilen. Der Sumpf war durch die Arbeiten der Biber entstanden, die, indem sie den Strom gedämmt, einen Teil des Tales überschwemmt hatten. Der Platz war ganz mit Gehölz und Dickichten bewachsen, die so ineinander verflochten und verwickelt waren, dass man unmöglich zehn Schritte weit vor sich sehen konnte. Die drei Gesellschafter mussten mit Gefahr, einer nach dem anderen, durch das Gebüsch schleichen, indem sie sich durch Zurückschieben der Zweige und Weinreben Bahn machten, dies aber mit Vorsicht taten, damit sie nicht die Blicke irgendeines lauernden Schützen auf sich zogen. Sie wechselten im Vorangehen ab, indem ein jeder ungefähr 20 Yard auf einmal vorschritt und dann und wann ihren Leuten zuriefen, ihnen zu folgen. Einige der Letzteren gingen nach und nach in den Sumpf und folgten ihnen in geringer Entfernung.

Sie hatten nun einen freieren Platz des Gehölzes erreicht und erblickten das kunstlose Fort bisweilen im Blick durch die Bäume. Es bestand bloß, wie wir gesagt haben, aus einer Brustwehr von Baumstämmen und Zweigen, mit wollenen Decken, büffelledernen Kleidern und ledernen Decken von Lagerhütten, die rund um die Spitze als Schirmdach ausgebreitet waren. Die Bewegungen der Führer waren, indem sie sich durch die Gebüsche schlichen, vom scharfsichtigen Feind wahrgenommen worden. Als Sinclair, der den anderen vorausging, eben einige Zweige beiseiteschob, wurde er durch den Leib geschossen und er fiel auf der Stelle.

»Tragt mich zu meinem Bruder«, sagte er zu Campbell. Der Letztere übergab ihn einigen seiner Leute und sie trugen ihn aus dem Sumpf.

Sublette trat nun voran. Indem er das Fort beaugenscheinigte, sah er einen Indianer durch eine Öffnung blicken. Im Nu hatte er seine Büchse angelegt und die Kugel fuhr dem Wilden ins Auge.

Während er wieder lud, rief er Campbell und deutete ihm nach dem Loch hin. »Gebt auf diesen Platz Acht und Ihr werdet bald einen Schuss anzubringen haben.«

Er hatte kaum diese Worte aus dem Mund, als eine Kugel ihm in die Achsel drang und ihn fast herumwirbelte. Sein erster Gedanke war, seinen Arm mit der anderen Hand zu fassen und ihn auf und ab zu bewegen. Zu seiner Zufriedenheit überzeugte er sich, dass der Knochen nicht zerschmettert war. Im nächsten Moment wurde es ihm so schwach, dass er nicht aufrecht stehen konnte. Campbell nahm ihn in seine Arme und trug ihn aus dem Gebüsch. Derselbe Schuss, der Subletten getroffen hatte, hatte einen anderen Mann am Kopf verwundet.

Es wurde nun ein lebhaftes Feuer von den Gebirgsjägern vom Gehölz aus eröffnet, das bisweilen vom Fort beantwortet wurde. Unglücklicherweise hatten sich die Trapper beim Aufsuchen des Forts zerstreut, sodass Captain Wyeth und eine Anzahl der Nez Percé sich dem Fort von der Nordwestseite näherten, während andere von der entgegengesetzten Seite kamen. Es fand daher ein Kreuzfeuer statt, das den Freunden bisweilen ebenso viel Schaden tat wie den Feinden. Ein Indianer wurde an der Seite des Captains Wyeth von einer Kugel getötet, die, wie er überzeugt war, aus der Büchse eines Trappers jenseits des Forts abgeschickt worden war.

Die Zahl der Weißen und ihrer indianischen Verbündeten hatte sich nun durch neue Ankömmlinge vom Sammelplatz so vermehrt, dass die Blackfeet gänzlich überwältigt wurden. Sie hielten sich hartnäckig in ihrem Fort, machten jedoch kein Erbieten, solches zu übergeben.

Es wurde den Tag hindurch ein schwaches Feuer auf die Brustwehr unterhalten. Dann und wann stürzte einer der alliierten Indianer, um sich zu zeigen, auf das Fort los, feuerte sein Gewehr über die Brustwehr ab, riss ein büffelledernes Kleid oder eine rote wollene Decke ab und kehrte damit im Triumph zu seinen Kameraden zurück. Die meisten der, von der wilden Besatzung Gefallenen waren jedoch im ersten Angriff getötet worden. Einmal beschloss man, das Fort in Brand zu stecken. Die Squaws der alliierten Indianer wurden dazu verwendet, Brennmaterialien herbeizuschaffen. Dieser Vorschlag wurde jedoch wieder fallen gelassen, da die Nez Percé nicht die Kleider, Decken und andere Beute zerstört wissen wollten, von denen sie sicher waren, dass sie in ihre Hände fallen würden.

Wenn die Indianer miteinander kämpfen, so reizen und schmähen sie sich einander gerne. Während einer der Pausen des Gefechts hörte man die Stimme des Häuptlings der Blackfeet rufen.

»Solange«, sagte er, »wir Pulver und Kugeln hatten, fochten wir mit Euch im offenen Feld. Als diese verbraucht waren, zogen wir uns hierher zurück, um hier mit unseren Frauen und Kindern zu sterben. Ihr mögt uns in unserem Fort verbrennen, doch bleibt bei unserer Asche und Ihr, die Ihr so hungrig nach Krieg seid, werdet bald genug haben. Es sind noch vierhundert Hütten unserer Brüder in der Nähe. Sie werden bald hier sein. Ihre Arme sind stark und ihr Herz ist groß. Sie werden uns rächen.«

Diese Rede wurde zwei- oder dreimal durch die Dolmetscher der Nez Percé und Creolen übersetzt. Als sie ins Englische übertragen wurde, ließ man den Häuptling sagen, dass vierhundert Hütten seines Stammes das Lager am anderen Ende des Tales angreifen würden. Es eilte nun jeder zur Verteidigung des Sammelplatzes.

Ein Trupp wurde zurückgelassen, um das Fort zu beobachten, und der Rest sprengte zum Lager.

Als die Nacht herbeikam, ließen die Biberfänger den Sumpf ab und blieben am Rand des Waldes. Am anderen Morgen kehrten ihre Kameraden vom Sammelplatz mit der Nachricht zurück, dass alles dort ruhig sei. Als der Tag graute, wagten sie sich in den Sumpf und näherten sich dem Fort. Es war alles still. Ohne Widerstand rückten sie zu demselben heran. Sie gingen hinein. Es war in der Nacht verlassen worden und die Blackfeet hatten ihren Rückzug bewerkstelligt, indem sie ihre Verwundeten auf Tragbahren von Zweigen fortgebracht und Blutspuren auf dem Gras hinterlassen hatten.

Die Leichname von zehn Indianern wurden im Fort gefunden, worunter auch derjenige war, dem Sublette durch das Auge geschossen hatte. Die Blackfeet berichteten später, dass sie sechsundzwanzig Krieger in diesem Gefecht verloren hätten. Zweiunddreißig Pferde wurden ebenfalls getötet gefunden, unter welchen sich einige von jenen befanden, die erst neulich Sublettes Partie in der Nacht weggenommen worden waren, was bewies, dass dies die nämlichen Wilden waren, die ihn angegriffen hatten.

Es erwies sich, dass sie eine vorgeschobene Partie von der Haupttruppe der Blackfeet waren, die Mr. Sublettes Partie nachgespürt hatten. Fünf Weiße und ein Halbblut wurden getötet und mehrere verwundet. Von den Nez Percé wurden ebenfalls sieben getötet und sechs verwundet. Sie hatten einen alten Häuptling, der in dem Ruf stand, unverwundbar zu sein. Im Laufe des Gefechts wurde er von einer matten Kugel getroffen und warf Blut aus; allein seine Haut war unverletzt, und seine Leute waren nun mehr als je zuvor überzeugt, dass ihm Pulver und Kugeln nichts anhaben könnten.

Ein auffallender Umstand wurde erzählt, der sich am anderen Morgen nach der Schlacht zugetragen haben soll. Als einige der Trapper und ihre indianische Alliierten sich durch das Gebüsch dem Fort näherten, sahen sie eine Indianerin von edler Gestalt und Zügen, die sich an einem Baum lehnte. Ihr Erstaunen, sie allein hier weilen zu sehen, um in die Hände ihrer Feinde zu fallen, schwand, als sie den Leichnam eines Kriegers zu ihren Füßen liegen sahen. Entweder war sie so in Schmerz versunken, dass sie ihre Annäherung nicht wahrgenommen hatte, oder ein stolzer Geist hielt sie schweigend und bewegungslos. Die Indianer erhoben, als sie sie erblickten, ein gellendes Geschrei. Ehe die Biberfänger es verhindern konnten, fiel ihr verstümmelter Körper auf den Leichnam, den sie nicht hatte verlassen wollen.

Wir haben diese Anekdote von einem der Führer, der dem Gefecht beigewohnt hatte, als unzuverlässig in Abrede stellen hören; allein die Tat kann stattgefunden haben, ohne dass er solche gesehen oder ihm verborgen geblieben war. Sie ist ein Beweis von weiblicher Hingebung, selbst bis zum Tod, so wir gerne glauben und nacherzählen.

Nach dem Gefecht blieb die Brigade von Milton Sublette mit den freien Biberfängern und Captain Wyeths Neu-Engländern am Versammlungsort, um zu sehen, ob der Haupttrupp der Blackfeet etwa einen Angriff zu machen beabsichtigte. Da aber nichts von dieser Art vorfiel, so begaben sie sich wieder auf den Marsch und setzten ihren Weg nach Südwesten weiter fort.

Captain Sublette beabsichtigte, nach Verteilung seiner erhaltenen Vorräte wieder nach St. Louis zurückzukehren und die von den Biberfängern und Indianern gesammelten Felle mitzunehmen. Seine Wunde nötigte ihn jedoch, seine Abreise zu verschieben.

Mehrere, die ihn hatten begleiten wollen, wurden über diesen Verzug ungeduldig. Unter diesen befand sich ein junger Bostonianer, Namens Joseph More, und einer der Begleiter des Captains Wyeth, der genug von dem Gebirgsleben und der Kriegsführung der Wilden gesehen hatte, und sich sehnte, wieder zu den Wohnungen der zivilisierten Welt zurückzukehren. Er und sechs andere, unter denen sich ein Mr. Foy von Missisippi, Mr. Alfred K. Stephens von St. Louis und zwei Enkel des berühmten Daniel Boone befanden, brachen miteinander vor Abreise von Sublettes Partie in der Meinung auf, dass sie ihren Weg allein durch die Gebirge finden könnten.

Es geschah gerade fünf Tage nach dem Gefecht am Sumpf, dass diese sieben Kameraden sich auf ihrem Weg durch die Jackson’s Hole nicht weit von den drei Tetons befanden, als, indem sie einen Hügel hinabritten, ein Trupp Blackfeet, der in dem Hinterhalt gelegen hatte, mit furchtbarem Geschrei aus dem Versteck hervorbrach. Das Pferd des jungen Bostonianers, der den Übrigen vorausritt, drehte sich erschrocken um und warf seinen ungeschickten Reiter ab. Der junge Mann kletterte an der Seite eines Hügels hinauf, allein ungewöhnt an solche wilde Szenen, verlor er die Geistesgegenwart und stand wie gelähmt am Rand eines Absatzes, bis die Blackfeet hinzukamen und ihn auf der Stelle erschlugen. Seine Kameraden waren auf den ersten Lärm geflohen, allein zwei von ihnen, Foy und Stephens, hielten, als sie seine Gefahr sahen, halbwegs im Berge still, kehrten zurück, stiegen ab und eilten zu seinem Beistand herbei. Foy wurde auf der Stelle getötet, Stephens schwer verwundet, entkam aber, um fünf Tage danach zu sterben.

Die Überlebenden kehrten in das Lager des Capitains Sublette zurück, um ihm die Nachricht dieses neuen Unglücksfalles zu überbringen. Dieser kühne Führer begab sich, sobald er die Reise vertragen konnte, nach St. Louis, in Begleitung von Campbell. Da sie eine Menge, reich mit Pelzwaren beladener Pferde, zu begleiten hatten, so nahmen sie einen anderen Weg durch die Gebirge, um, wie sie hofften, der lauernden Schar der Blackfeet zu entgehen.

Es gelang ihnen, die Grenze in Sicherheit zu erreichen. Wir erinnern uns, sie zwei oder drei Monaten nachher, mit ihrer Schar durch einen Waldgürtel vom oberen Missouri ziehen gesehen zu haben. Ihre lange Karawane erstreckte sich in einer Linie auf beinahe eine halbe Meile. Sublette trug seinen Arm noch in einer Binde. Die Gebirgsjäger sahen in ihrem groben Jagdanzug, mit ihren Büchsen und schlichtem Reitzeug, ihre Packpferde eine Waldanhöhe hinabführend, einem mit Beute beladenen Banditenhaufen ähnlich. Oben auf einigen Packen saßen mehrere halbweiße Kinder, die mit ihren unter Weichselzöpfen hervorblitzenden schwarzen Augen wie die leibhaftigen kleinen Teufel aussahen. Dieses waren, wie erzählt wurde, Kinder von Biberfängern, die sie mit ihren schwarzen Frauen in der Wildnis gezeugt hatten.