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Dämonopathie der Nonnen in Cambrai. Johanne Pothiere wird ins Gefängnis geworfen.

Dämonopathie der Nonnen in Cambrai. Johanne Pothiere wird ins Gefängnis geworfen.
Aus: Der Wahnsinn in den vier letzten Jahrhunderten. Nach dem Französischen des Calmeil. Bearbeitet von Dr. Rudolf Leubuscher. Halle. 1848

1491 sollten die abgefallenen Geister in Cambrai ein ganzes Nonnenkloster in Besitz genommen haben. Die Nonnen liefen wie Hunde durch die Felder, erhoben sich wie Vögel in die Luft, kletterten wie Katzen an den Bäumen in die Höhe, hingen sich an den Zweigen auf, machten Tierstimmen nach und weissagten. Die verschiedenartigsten Exorzismen waren ohne Erfolg, selbst dass der Pabst in Rom ihre Namen laut während der Messe verlas. Der Teufel gestand selbst, er sei durch eine Nonne, Johanne Pothiere, in das Kloster eingeführt worden und habe seit ihrem neunten Jahr vierhundertvierunddreißigmal den Beischlaf mit ihr vollzogen. Es ist indes nicht angegeben, ob Johanne Pothiere selbst diese Geständnisse abgelegt oder ob eine andere diese Beschuldigungen gegen sie ausgesprochen hatte.

Sie starb in ihrem vierzigsten Jahr im Gefängnis.

Eine genauere Analyse der Krankheitserscheinungen der Nonnen ist nach der kurzen Angabe nicht möglich. Das Faktum schließt sich aber an die späteren in Nonnenklöstern beobachteten Erscheinungen an und ist wahrscheinlich nach denselben Gesetzen in seiner Entwicklung zu beurteilen.