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Interessante Abenteuer unter den Indianern 88

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Indianische Reitkunst

Catlin gibt erstaunliche Berichte von der Geschicklichkeit, mit welcher die Comanchen des nördlichen Texas ihre Pferde handhaben.

Die Comanchen haben, wie die nördlichen Stämme viele Spiele und scheinen dieselben bei gutem Wetter fortwährend mehr oder weniger auf den Prärien hinter ihren Dörfern und nahe bei denselben auszuüben.

In ihrem Ballspiel und einigen anderen Belustigungen bleiben sie weit hinter den Sioux und sonstigen nördlichen Stämmen zurück, aber im Pferderennen und Reiten stehen ihnen keine anderen Indianer auf dem Kontinent gleich. Pferderennen ist, wie es scheint, bei ihnen eine beständige und beinahe unaufhörliche Übung und ihre hauptsächliche Spielmethode. Vielleicht kann keine vollendetere Gesellschaft von Jockeys gefunden werden. Die Übungen dieses Volkes in einem Land, wo Pferde in so großem Überfluss vorhanden sind und das Terrain zum Reiten so vorzüglich ist, geschehen hauptsächlich zu Pferde. Es ist einleuchtend, dass solch ein Volk, welches sich von Kindheit an geübt hat, in diesem gesunden und schönen Exerzitium äußerst erfahren sein muss. Eine unter ihren Reitkünsten hat mich mehr in Erstaunen gesetzt, als irgendetwas der Art, das ich je sah oder in meinem Leben zu sehen erwartete. Es ist dies eine Kriegslist, welche von jedem jungen Mann des Stammes gelernt und eingeübt wird, wodurch er imstande ist, im Augenblick, wo er an einem Feind vorbeireitet, seinen Körper auf die Seite des Pferdes zu werfen. Dadurch wird er tatsächlich vor den Waffen seiner Feinde geschützt, denn sein Körper liegt in horizontaler Lage hinter dem Körper seines Pferdes, während seine Absätze auf dem Rücken desselben hängen, wodurch er die Macht hat, sich wieder aufzurichten und sich selbst auf die andere Seite des Pferdes zu werfen, wenn es notwendig ist. In dieser merkwürdigen Lage hängt er, während sein Pferd im vollsten Laufe ist, und trägt seinen Bogen, seinen Schild und gleichfalls seine vierzehn Fuß lange Lanze, welche Waffen er entweder einzeln oder sämtlich gegen seinen Feind anwendet, wenn er an ihm vorüber reitet, sich erhebend und seine Pfeile über den Rücken des Pferdes oder mit eben so großer Leichtigkeit und gleichem Erfolg unter dem Hals desselben abschießt.

Seit ich Obiges schrieb, habe ich mich mit einigen jungen Leuten der Pawnee unterhalten, welche dieselbe Kunst üben, und die mir sagten, dass sie den Pfeil unter dem Bauch des Pferdes abfeuern und mit tötlicher Wirkung auf den Feind in die Höhe richten könnten.

Ich war nicht Augenzeuge dieses Kunststücks, glaube aber, von dem, was ich gesehen habe, dass diese jungen Leute zu leisten imstande sind, dessen sie sich rühmen.

Diese verschiedenartigen Übungen, welche die jungen Leute wiederholt sowohl zu unserem Erstaunen als auch zu unserer Belustigung ausführten, während sie vor unseren Zelten herumgaloppierten, war uns allen unbegreiflich und schien eher das Resultat von Magie zu sein, als eine durch Übung erworbene Geschicklichkeit. Ich war mehrere Male so neugierig, mich ihnen zu nähern, um mich zu überzeugen, vermöge welcher Mittel ihre Körper in dieser schwebenden Lage bleiben könnten. Ich konnte jedoch bloß ihre Absätze entdecken, welche über dem Rücken des Pferdes hingen.

Trotz allen meinen Bestrebungen gelang es mir nicht, mich zu überzeugen, wie es ihnen möglich war, dies zu bewerkstelligen, bis ich eines Tages einen jungen Mann, dadurch, dass ich ihm ein paar Stücke Tabak anbot, ganz nahe an mich heranlockte. Das Geheimnis war nun augenblicklich so weit enthüllt, dass das Kunststück dem Anschein nach einleuchtender als vorher erschien. Nichtsdestoweniger bleibt es immer noch eines der außerordentlichsten Resultate von Übung und Ausdauer. Ich fand bei der Untersuchung, dass eine kurze, aus Haaren verfertigte Halfter um den Hals des Pferdes geschlungen war, deren beide Enden fest in die Mähne des Pferdes am Widerrist verflochten waren, so, dass eine Schlinge unter dem Hals an der Brust des Tieres hing, in welche, nachdem sie mit der Hand ergriffen wird, der Ellbogen fällt, wodurch das Gewicht des Körpers auf der Mitte des Oberarms ruht und durch denselben getragen wird. In dieser Schlinge lässt sich der Reiter plötzlich und furchtlos fallen, während seine Ferse auf dem Rücken des Pferdes hängt, um sich im Gleichgewicht zu halten und ihn zu befähigen, sich nach Gefallen wieder aufrecht auf den Rücken des Pferdes zu schwingen.

Außer dieser wunderbaren Kunst versteht dieses Volk noch andere Reiterkünste, welche beständig zur Schau gestellt werden. Dieselben sind gefällig und außerordentlich. Die Indianer scheinen sich sehr viel auf sie zugutezutun. Leute, die einen so großen Teil ihres Lebens tatsächlich zu Pferde zubringen, müssen notwendigerweise in allem, was zum Reiten, zum Krieg oder zur Jagd gehört, äußerst erfahren sein.

Ich halte die Comanchen für die gewandtesten Reiter, welche ich auf all meinen Reisen gesehen habe, und glaube, dass kein Volk in der Welt imstande ist, sie darin zu übertreffen.