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Sammlung bergmännischer Sagen Teil 32

Das arme Bergmannsleben ist wunderbar reich an Poesie. Seine Sagen und Lieder, seine Sprache, seine Weistümer reichen in die älteste Zeit zurück. Die Lieder, die wohlbekannten Bergreihen, die Sprachüberreste, die Weistümer sind teilweise gesammelt. Die Sagen erscheinen hier zum ersten Mal von kundiger Hand ausgewählt und im ganzen Zauber der bergmännischen Sprache wiedergegeben. Das vermag nur zu bieten, wer ein warmes Herz für Land und Leute mitbringt, wo diese uralten Schätze zu heben sind; wer Verständnis für unser altdeutsches religiöses Leben hat, wer – es sei gerade herausgesagt – selbst poetisch angehaucht ist. Was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen, ist eine alte und ewig neue Wahrheit. Hat der Verfasser auch nur aus der Literatur der Bergmannssagen uns bekannte Gebiete begangen, verdient er schon vollauf unseren Dank. Seine Liebe zur Sache lässt uns hoffen, er werde mit Unterstützung Gleichstrebender noch jene Schaetze heben, die nicht an der großen Straße liegen, sondern an weniger befahrenen Wegen und Stegen zu heiligen Zeiten schimmern und zutage gefördert sein wollen.


IV. Vermischte Sagen

20. Die Teufelsgrube bei Goslar

A.

Als der Bergbau bei Goslar anhub, hatte der Teufel auch eine Grube, die war sehr silberreich. Woher hätte er auch sonst das viele Geld nehmen sollen, das er denen verschaffen musste, die sich ihm verschrieben hatten? Er ließ daher drauf und dran arbeiten und bezahlte die Knappschaft wöchentlich, gleich den aneren Gewerken. Da aber alle Ausbeute, welche der Rammelsberg lieferte, gemeinsam verkauft wurde, so ließen sich einstmals die übrigen Gewerke beigehen, den Teufel zu schuppen, worüber er so böse wurde, dass er seine ganze Grube zusammenwarf und unzugänglich machte. An die tausend Menschen wurden von hereinbrechendem Gestein erschlagen. Dieser verfallene Ort heißt noch heute die Teufelsgrube.

B.

Die Bergwerke bei Goslar liegen alle im kleinen Rammelsberg, im großen aber steckt noch viel mehr Gold und Silber, als in all jenen zusammen genommen. Aber den darf jetzt niemand befahren. So oft man auch einen Schacht hineingetrieben hat, stürzte alles sogleich wieder ein und hat die Bergleute in den Gruben begraben. Das kommt aber daher, dass der Böse früher den Bergbau hier und in der Umgegend betrieben hatte, weshalb man auch zahlreiche, mit Schlacken angefüllte Gruben, sogenannte Graufkaulen im Holz findet, in denen er die Erze geschmolzen hatte. Diese Gruben hat er nämlich unten mit Holz gefüllt, dann die Erze daraufgelegt und alles oben mit Erde zugedeckt. Dann hat er Feuer angemacht und so das Silber gewonnen. So hatte er auch den Rammelsberg bearbeitet. Die Bergleute der Gegend haben ihn dabei geholfen, wofür er ihnen allwöchentlich ihren Lohn ausgezahlt hat. Einmal aber haben sie lange warten müssen, da er ausgeblieben war. Einer hat sich in seinem Unwillen auf das Zahlbrett gesetzt und beschmutzt. Da kam endlich der Böse, hat sie alle von dannen gejagt und in seiner Wut gesagt, nun solle der große Rammelsberg gebaut werde, bis der kleine ausgebeutet sei. So oft man daher einen Schacht hineingeschlagen hatte, über Nacht ist alles wieder eingestürzt oder, wie andere sagen, es dürfen höchstens 6 Bergleutean einer solchen Grube arbeiten, den Übrigen wird der Hals umgedreht.