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Oberhessisches Sagenbuch Teil 6

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Der Reiter im Lauberg über Ilsdorf

Bei sternheller Nacht, in der Zeit der Zwölften, ging ein Ilsdorfer Mann in den Lauberg (La-berg im Volksmund), der hart über dem Dorf liegt und in welchem der wilde Jäger fast alljährlich sonst bei seinem Auszug sich spüren ließ. Es war selbig Mal gar bitter kalt und dem Mann fehlte es an Holz, so wollte er sich hehlingerweise einen Baum umhauen. Kaum aber hatte er nach seiner Ankunft sich einen solchen ausgesucht und die Säge angesetzt, als es ganz lebendig im Wald wurde. Eine grausame Windsbraut fuhr in die Wipfel und schlug sie gegeneinander, dass man hätte meinen sollen, sie wären eitel Strohhalme. Dann gab es ein Geächze und Gekrach ringsum, als würden alle Stämme umgehauen und fielen wirr auf einen Haufen zusammen. Der Mann sprang auf und wusste nicht, was er anfangen sollte. Indem, so sprengte aus dem Berg heraus ein übermenschlich großer Reiter, der saß auf einem schnaubenden weißen Gaul und hatte keinen Kopf. Als er den erblickte, raffte der Mann eilig sein Holzmachergeschirr auf und rannte, als ob der Teufel ihn ritte, heulend davon. Tags darauf sah er auf dem Platz nach. Da war kein Baum beschädigt, auch keine Hufspur zu sehen.