Eulenspiegel als Handwerksbursche
Vom frischen Quell
Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Zweites Bändchen
Eulenspiegel als Handwerksbursche
Eulenspiegel hatte sich einst als Handwerksbursche verkleidet und kam so nach Wittlich. Er kehrte in einer Wirtschaft in der Himmeroderstraße ein. Kaum saß er da, als auch drei Gendarmen hereinkamen. Sie fragten ihn, ob er nicht wisse, wo Eulenspiegel sei, den sie wegen eines Schelmenstreiches verfolgen sollten.
Der Gefragte sprach: »Eulenspiegel ist nicht weit von hier!« Voll Befriedigung und Freude, ihm nun auf die Spur zu kommen, drangen sie in den seltsamen Gast und bemerkten: »Dann sage uns doch, wo er ist.«
Eulenspiegel entgegnete: »Ich bin gerne bereit, Euch Aufschluss zu geben, wenn ihr Euch entschließt, mir drei Taler zu geben.«
»Drei Taler ist viel Geld«, meinten die Gendarmen. Weil sie jedoch hofften, einen guten Fang zu machen, legte jeder einen Taler auf den Tisch. Eulenspiegel strich das Geld schmunzelnd ein und sagte: »Ich muss auf einen Blick hinausgehen. Wenn ich zurückkomme, erhaltet ihr Bescheid.«
Die Gendarmen hatten ihre Pferde draußen angebunden.
Eulenspiegel schnitt rasch die Riemen von den Sätteln los, ging in die Wirtsstube zurück und sagte: »Ich selbst bin Eulenspiegel. Versucht, mich zu fangen.« Damit eilte er zur Tür hinaus. Die Gendarmen eilten ihm nach. Rasch wollten sie sich auf ihre Pferde schwingen, um den Flüchtling einzuholen; aber sie fielen alle drei vom Pferd herab. Der eine brach sich ein Bein, der andere einen Arm; auch der Dritte verletzte sich so, dass er die Verfolgung Eulenspiegels nicht aufnehmen konnte. Dieser freute sich, dass er wieder in Sicherheit und auf so bequeme Weise zu Geld gekommen war.